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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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Dreiundzwanzigstes Kapitel.

Was Rex da schrieb, hatte doch ein Gutes gehabt:
Woldemar, erheitert bei dem Gedanken, sich durch Ralph
Waddington in ein Tabernakel eingeführt zu sehn, sah
sich mit einemmale einer gewissen Abspannung entrissen
und war froh darüber, denn er brauchte durchaus
Stimmung, um noch einige Briefe zu schreiben. Das
ging ihm nun leichter von der Hand, und als elf Uhr
kaum heran war, war alles erledigt.

Der andre Morgen sah ihn selbstverständlich früh
auf. Fritz war um ihn her und half, wo noch zu
helfen war. "Und nun, Fritz," so waren Woldemars
letzte Worte, "sieh nach dem Rechten. Schicke mir nichts
nach; Zeitungen wirf weg. Und die drei Briefe hier,
wenn ich fort bin, die thue sofort in den Kasten ...
Ist die Droschke schon da?"

"Zu Befehl, Herr Rittmeister."

"Na, dann mit Gott. Und jeden Tag lüften.
Und paß auf die Pferde."

Damit verabschiedete sich Woldemar.


Von den drei Briefen war einer nach Stechlin
hin adressiert. Er traf, weil er noch mit dem ersten
Zuge fortkonnte, gleich nach Tisch bei dem Alten ein
und lautete:

Fontane, Der Stechlin. 19
Dreiundzwanzigſtes Kapitel.

Was Rex da ſchrieb, hatte doch ein Gutes gehabt:
Woldemar, erheitert bei dem Gedanken, ſich durch Ralph
Waddington in ein Tabernakel eingeführt zu ſehn, ſah
ſich mit einemmale einer gewiſſen Abſpannung entriſſen
und war froh darüber, denn er brauchte durchaus
Stimmung, um noch einige Briefe zu ſchreiben. Das
ging ihm nun leichter von der Hand, und als elf Uhr
kaum heran war, war alles erledigt.

Der andre Morgen ſah ihn ſelbſtverſtändlich früh
auf. Fritz war um ihn her und half, wo noch zu
helfen war. „Und nun, Fritz,“ ſo waren Woldemars
letzte Worte, „ſieh nach dem Rechten. Schicke mir nichts
nach; Zeitungen wirf weg. Und die drei Briefe hier,
wenn ich fort bin, die thue ſofort in den Kaſten ...
Iſt die Droſchke ſchon da?“

„Zu Befehl, Herr Rittmeiſter.“

„Na, dann mit Gott. Und jeden Tag lüften.
Und paß auf die Pferde.“

Damit verabſchiedete ſich Woldemar.


Von den drei Briefen war einer nach Stechlin
hin adreſſiert. Er traf, weil er noch mit dem erſten
Zuge fortkonnte, gleich nach Tiſch bei dem Alten ein
und lautete:

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[[289]/0296] Dreiundzwanzigſtes Kapitel. Was Rex da ſchrieb, hatte doch ein Gutes gehabt: Woldemar, erheitert bei dem Gedanken, ſich durch Ralph Waddington in ein Tabernakel eingeführt zu ſehn, ſah ſich mit einemmale einer gewiſſen Abſpannung entriſſen und war froh darüber, denn er brauchte durchaus Stimmung, um noch einige Briefe zu ſchreiben. Das ging ihm nun leichter von der Hand, und als elf Uhr kaum heran war, war alles erledigt. Der andre Morgen ſah ihn ſelbſtverſtändlich früh auf. Fritz war um ihn her und half, wo noch zu helfen war. „Und nun, Fritz,“ ſo waren Woldemars letzte Worte, „ſieh nach dem Rechten. Schicke mir nichts nach; Zeitungen wirf weg. Und die drei Briefe hier, wenn ich fort bin, die thue ſofort in den Kaſten ... Iſt die Droſchke ſchon da?“ „Zu Befehl, Herr Rittmeiſter.“ „Na, dann mit Gott. Und jeden Tag lüften. Und paß auf die Pferde.“ Damit verabſchiedete ſich Woldemar. Von den drei Briefen war einer nach Stechlin hin adreſſiert. Er traf, weil er noch mit dem erſten Zuge fortkonnte, gleich nach Tiſch bei dem Alten ein und lautete: Fontane, Der Stechlin. 19

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. [289]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/296>, abgerufen am 22.11.2024.