ihr gesehn? Und hast du ihre Stimme gehört? Und die Stimme, wie du doch weißt, ist die Seele."
"Gewiß. Aber, Seele oder nicht, sie kann dir doch nichts thun mit ihrer Stimme und dir auch nicht er¬ scheinen. Und wenn sie trotzdem kommt, nun so rufst du mich."
"Am liebsten wär' es mir, du bliebst gleich bei mir."
"Aber Melusine ..."
"Nun gut, nun gut. Ich sehe wohl ein, daß das nicht gut geht. Aber was anders! Ich habe da vorhin eine Bibel oder vielleicht auch bloß ein Gesangbuch liegen sehn, da auf dem Brettchen, wo die kleine Puppe steht. Beiläufig auch was Sonderbares, diese Puppe. Bitte, nimm die Bibel von der Etagere fort und lege sie mir hier auf den Nachttisch. Und das Licht laß brennen. Und wenn du im Bett liegst, sprich immer zu, bis ich einschlafe."
ihr geſehn? Und haſt du ihre Stimme gehört? Und die Stimme, wie du doch weißt, iſt die Seele.“
„Gewiß. Aber, Seele oder nicht, ſie kann dir doch nichts thun mit ihrer Stimme und dir auch nicht er¬ ſcheinen. Und wenn ſie trotzdem kommt, nun ſo rufſt du mich.“
„Am liebſten wär' es mir, du bliebſt gleich bei mir.“
„Aber Meluſine ...“
„Nun gut, nun gut. Ich ſehe wohl ein, daß das nicht gut geht. Aber was anders! Ich habe da vorhin eine Bibel oder vielleicht auch bloß ein Geſangbuch liegen ſehn, da auf dem Brettchen, wo die kleine Puppe ſteht. Beiläufig auch was Sonderbares, dieſe Puppe. Bitte, nimm die Bibel von der Etagere fort und lege ſie mir hier auf den Nachttiſch. Und das Licht laß brennen. Und wenn du im Bett liegſt, ſprich immer zu, bis ich einſchlafe.“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0348"n="341"/>
ihr geſehn? Und haſt du ihre Stimme gehört? Und<lb/>
die Stimme, wie du doch weißt, iſt die Seele.“</p><lb/><p>„Gewiß. Aber, Seele oder nicht, ſie kann dir doch<lb/>
nichts thun mit ihrer Stimme und dir auch nicht er¬<lb/>ſcheinen. Und wenn ſie trotzdem kommt, nun ſo rufſt<lb/>
du mich.“</p><lb/><p>„Am liebſten wär' es mir, du bliebſt gleich bei mir.“</p><lb/><p>„Aber Meluſine ...“</p><lb/><p>„Nun gut, nun gut. Ich ſehe wohl ein, daß das<lb/>
nicht gut geht. Aber was anders! Ich habe da vorhin<lb/>
eine Bibel oder vielleicht auch bloß ein Geſangbuch liegen<lb/>ſehn, da auf dem Brettchen, wo die kleine Puppe ſteht.<lb/>
Beiläufig auch was Sonderbares, dieſe Puppe. Bitte,<lb/>
nimm die Bibel von der Etagere fort und lege ſie mir<lb/>
hier auf den Nachttiſch. Und das Licht laß brennen.<lb/>
Und wenn du im Bett liegſt, ſprich immer zu, bis ich<lb/>
einſchlafe.“</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[341/0348]
ihr geſehn? Und haſt du ihre Stimme gehört? Und
die Stimme, wie du doch weißt, iſt die Seele.“
„Gewiß. Aber, Seele oder nicht, ſie kann dir doch
nichts thun mit ihrer Stimme und dir auch nicht er¬
ſcheinen. Und wenn ſie trotzdem kommt, nun ſo rufſt
du mich.“
„Am liebſten wär' es mir, du bliebſt gleich bei mir.“
„Aber Meluſine ...“
„Nun gut, nun gut. Ich ſehe wohl ein, daß das
nicht gut geht. Aber was anders! Ich habe da vorhin
eine Bibel oder vielleicht auch bloß ein Geſangbuch liegen
ſehn, da auf dem Brettchen, wo die kleine Puppe ſteht.
Beiläufig auch was Sonderbares, dieſe Puppe. Bitte,
nimm die Bibel von der Etagere fort und lege ſie mir
hier auf den Nachttiſch. Und das Licht laß brennen.
Und wenn du im Bett liegſt, ſprich immer zu, bis ich
einſchlafe.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/348>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.