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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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klingt sonderbar genug. Aber ich weiß, du liebst der¬
gleichen und liebst gewiß auch (und hast so deine Vor¬
stellungen dabei) den Namen Melusine."

"Kann ich beinah' sagen."

"Ich dacht' es mir."

"Ja, Schwester, du hast gut reden. So sicher wie
du wohnt eben nicht jeder. Adelheid! das ist ein Name,
der paßt immer. Und im Kirchenbuche, wie mir Lorenzen
erst neulich gezeigt hat, steht sogar Adelheide. Das Schluß-,e'
ist bei der schlechten Wirtschaft in unserm Hause so mit
drauf gegangen. Die Stechline haben immer alles ver¬
urscht."

"Ich bitte dich, wähle doch andere Worte."

"Warum? Verurscht ist ein ganz gutes Wort. Und
außerdem, schon der alte Kortschädel sagte mir mal, man
müsse gegen Wörter nicht so streng sein und gegen Namen
erst recht nicht, da sitze manch einer in einem Glashause.
Hältst du Rentmeister Fix für einen schönen Namen?
Und als ich noch bei den Kürassieren in Brandenburg
war, in meinem letzten Dienstjahr, da hatten wir dicht
bei uns einen kleinen Mann von der Feuerversicherung,
der hieß Briefbeschwerer. Ja, Adelheid, wenn ich dem
gegenüber so verfahren wäre, wie du jetzt mit Gräfin
Melusine, so hätt' ich mir den Mann als eine halbe
Bombe vorstellen müssen oder als einen Kugelmann.
Denn damals, es war Anno vierundsechzig, waren alle
,Briefbeschwerer' bloß ,Kugelmänner': 'ne Flintenkugel oben
und zwei Flintenkugeln unten. Und natürlich 'ne Kartätschen¬
kugel als Bauch in der Mitte. Das Feuerversicherungs¬
männchen aber, das zufällig so sonderbar hieß, das war
so dünn wie 'n Strich."

"Ja, Dubslav, was soll das nun alles wieder? Du
giebst da deinem Zeisig mal wieder ein gut Stück Zucker.
Ich sage Zeisig, weil ich nicht verletzlich werden will."

"Küss' die Hand ..."

klingt ſonderbar genug. Aber ich weiß, du liebſt der¬
gleichen und liebſt gewiß auch (und haſt ſo deine Vor¬
ſtellungen dabei) den Namen Meluſine.“

„Kann ich beinah' ſagen.“

„Ich dacht' es mir.“

„Ja, Schweſter, du haſt gut reden. So ſicher wie
du wohnt eben nicht jeder. Adelheid! das iſt ein Name,
der paßt immer. Und im Kirchenbuche, wie mir Lorenzen
erſt neulich gezeigt hat, ſteht ſogar Adelheide. Das Schluß-‚e‘
iſt bei der ſchlechten Wirtſchaft in unſerm Hauſe ſo mit
drauf gegangen. Die Stechline haben immer alles ver¬
urſcht.“

„Ich bitte dich, wähle doch andere Worte.“

„Warum? Verurſcht iſt ein ganz gutes Wort. Und
außerdem, ſchon der alte Kortſchädel ſagte mir mal, man
müſſe gegen Wörter nicht ſo ſtreng ſein und gegen Namen
erſt recht nicht, da ſitze manch einer in einem Glashauſe.
Hältſt du Rentmeiſter Fix für einen ſchönen Namen?
Und als ich noch bei den Küraſſieren in Brandenburg
war, in meinem letzten Dienſtjahr, da hatten wir dicht
bei uns einen kleinen Mann von der Feuerverſicherung,
der hieß Briefbeſchwerer. Ja, Adelheid, wenn ich dem
gegenüber ſo verfahren wäre, wie du jetzt mit Gräfin
Meluſine, ſo hätt' ich mir den Mann als eine halbe
Bombe vorſtellen müſſen oder als einen Kugelmann.
Denn damals, es war Anno vierundſechzig, waren alle
‚Briefbeſchwerer‘ bloß ‚Kugelmänner‘: 'ne Flintenkugel oben
und zwei Flintenkugeln unten. Und natürlich 'ne Kartätſchen¬
kugel als Bauch in der Mitte. Das Feuerverſicherungs¬
männchen aber, das zufällig ſo ſonderbar hieß, das war
ſo dünn wie 'n Strich.“

„Ja, Dubslav, was ſoll das nun alles wieder? Du
giebſt da deinem Zeiſig mal wieder ein gut Stück Zucker.
Ich ſage Zeiſig, weil ich nicht verletzlich werden will.“

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[373/0380] klingt ſonderbar genug. Aber ich weiß, du liebſt der¬ gleichen und liebſt gewiß auch (und haſt ſo deine Vor¬ ſtellungen dabei) den Namen Meluſine.“ „Kann ich beinah' ſagen.“ „Ich dacht' es mir.“ „Ja, Schweſter, du haſt gut reden. So ſicher wie du wohnt eben nicht jeder. Adelheid! das iſt ein Name, der paßt immer. Und im Kirchenbuche, wie mir Lorenzen erſt neulich gezeigt hat, ſteht ſogar Adelheide. Das Schluß-‚e‘ iſt bei der ſchlechten Wirtſchaft in unſerm Hauſe ſo mit drauf gegangen. Die Stechline haben immer alles ver¬ urſcht.“ „Ich bitte dich, wähle doch andere Worte.“ „Warum? Verurſcht iſt ein ganz gutes Wort. Und außerdem, ſchon der alte Kortſchädel ſagte mir mal, man müſſe gegen Wörter nicht ſo ſtreng ſein und gegen Namen erſt recht nicht, da ſitze manch einer in einem Glashauſe. Hältſt du Rentmeiſter Fix für einen ſchönen Namen? Und als ich noch bei den Küraſſieren in Brandenburg war, in meinem letzten Dienſtjahr, da hatten wir dicht bei uns einen kleinen Mann von der Feuerverſicherung, der hieß Briefbeſchwerer. Ja, Adelheid, wenn ich dem gegenüber ſo verfahren wäre, wie du jetzt mit Gräfin Meluſine, ſo hätt' ich mir den Mann als eine halbe Bombe vorſtellen müſſen oder als einen Kugelmann. Denn damals, es war Anno vierundſechzig, waren alle ‚Briefbeſchwerer‘ bloß ‚Kugelmänner‘: 'ne Flintenkugel oben und zwei Flintenkugeln unten. Und natürlich 'ne Kartätſchen¬ kugel als Bauch in der Mitte. Das Feuerverſicherungs¬ männchen aber, das zufällig ſo ſonderbar hieß, das war ſo dünn wie 'n Strich.“ „Ja, Dubslav, was ſoll das nun alles wieder? Du giebſt da deinem Zeiſig mal wieder ein gut Stück Zucker. Ich ſage Zeiſig, weil ich nicht verletzlich werden will.“ „Küſſ' die Hand ...“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/380>, abgerufen am 22.11.2024.