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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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sein können, ein Mann und ein Kind. Er ist nun ein¬
gegangen in seines Vaters Wohnungen und wird da
die Himmelsruhe haben, die der Segen aller Segen ist."

Einige der Anwesenden sahen sich bei dieser Schlu߬
wendung an. Am meisten bemerkt wurde Gundermann,
dessen der Rede halb zustimmende, halb ablehnende Hal¬
tung bei den versammelten "Alten und Echten" (die wohl
sich, aber nicht ihm ein Recht der Kritik zuschrieben),
auch hier wieder ein Lächeln hervorrief. Dann folgte
mit erhobener Stimme Gebet und Einsegnung, und als
die Orgel intonierte, senkte sich der auf dem Versenkungs¬
stein stehende Sarg langsam in die Gruft. Einen Augen¬
blick später, als der wiederaufsteigende Stein die Gruft¬
öffnung mit einem eigentümlichen Klappton schloß, hörte
man von der Kirchenthür her erst ein krampfhaftes
Schluchzen und dann die Worte: "Nu is allens ut; nu
möt ick ook weg." Es war Agnes. Man nahm das
Kind von dem Schemel herunter, auf dem es stand, um
es unter Zuspruch der Nächststehenden, auf den Kirch¬
hof hinauszuführen. Da schlich es noch eine Weile
weinend zwischen den Gräbern hin und her und ging
dann die Straße hinunter auf den Wald zu.

Die alte Buschen selbst hatte nicht gewagt, mit da¬
bei zu sein.


Unter denen, die draußen auf dem Kirchhof standen,
waren auch von Molchow und von der Nonne. Jeder
von ihnen wartete auf seine Kutsche, die, weil der An¬
drang so groß war, nicht gleich vorfahren konnte. Beide
froren bitterlich bei der scharfen Luft, die vom See her¬
wehte.

"Ich weiß nicht," sagte von der Nonne, "warum
sie die Feier nicht im Hause, wo sie doch heizen konnten,

ſein können, ein Mann und ein Kind. Er iſt nun ein¬
gegangen in ſeines Vaters Wohnungen und wird da
die Himmelsruhe haben, die der Segen aller Segen iſt.“

Einige der Anweſenden ſahen ſich bei dieſer Schlu߬
wendung an. Am meiſten bemerkt wurde Gundermann,
deſſen der Rede halb zuſtimmende, halb ablehnende Hal¬
tung bei den verſammelten „Alten und Echten“ (die wohl
ſich, aber nicht ihm ein Recht der Kritik zuſchrieben),
auch hier wieder ein Lächeln hervorrief. Dann folgte
mit erhobener Stimme Gebet und Einſegnung, und als
die Orgel intonierte, ſenkte ſich der auf dem Verſenkungs¬
ſtein ſtehende Sarg langſam in die Gruft. Einen Augen¬
blick ſpäter, als der wiederaufſteigende Stein die Gruft¬
öffnung mit einem eigentümlichen Klappton ſchloß, hörte
man von der Kirchenthür her erſt ein krampfhaftes
Schluchzen und dann die Worte: „Nu is allens ut; nu
möt ick ook weg.“ Es war Agnes. Man nahm das
Kind von dem Schemel herunter, auf dem es ſtand, um
es unter Zuſpruch der Nächſtſtehenden, auf den Kirch¬
hof hinauszuführen. Da ſchlich es noch eine Weile
weinend zwiſchen den Gräbern hin und her und ging
dann die Straße hinunter auf den Wald zu.

Die alte Buſchen ſelbſt hatte nicht gewagt, mit da¬
bei zu ſein.


Unter denen, die draußen auf dem Kirchhof ſtanden,
waren auch von Molchow und von der Nonne. Jeder
von ihnen wartete auf ſeine Kutſche, die, weil der An¬
drang ſo groß war, nicht gleich vorfahren konnte. Beide
froren bitterlich bei der ſcharfen Luft, die vom See her¬
wehte.

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[502/0509] ſein können, ein Mann und ein Kind. Er iſt nun ein¬ gegangen in ſeines Vaters Wohnungen und wird da die Himmelsruhe haben, die der Segen aller Segen iſt.“ Einige der Anweſenden ſahen ſich bei dieſer Schlu߬ wendung an. Am meiſten bemerkt wurde Gundermann, deſſen der Rede halb zuſtimmende, halb ablehnende Hal¬ tung bei den verſammelten „Alten und Echten“ (die wohl ſich, aber nicht ihm ein Recht der Kritik zuſchrieben), auch hier wieder ein Lächeln hervorrief. Dann folgte mit erhobener Stimme Gebet und Einſegnung, und als die Orgel intonierte, ſenkte ſich der auf dem Verſenkungs¬ ſtein ſtehende Sarg langſam in die Gruft. Einen Augen¬ blick ſpäter, als der wiederaufſteigende Stein die Gruft¬ öffnung mit einem eigentümlichen Klappton ſchloß, hörte man von der Kirchenthür her erſt ein krampfhaftes Schluchzen und dann die Worte: „Nu is allens ut; nu möt ick ook weg.“ Es war Agnes. Man nahm das Kind von dem Schemel herunter, auf dem es ſtand, um es unter Zuſpruch der Nächſtſtehenden, auf den Kirch¬ hof hinauszuführen. Da ſchlich es noch eine Weile weinend zwiſchen den Gräbern hin und her und ging dann die Straße hinunter auf den Wald zu. Die alte Buſchen ſelbſt hatte nicht gewagt, mit da¬ bei zu ſein. Unter denen, die draußen auf dem Kirchhof ſtanden, waren auch von Molchow und von der Nonne. Jeder von ihnen wartete auf ſeine Kutſche, die, weil der An¬ drang ſo groß war, nicht gleich vorfahren konnte. Beide froren bitterlich bei der ſcharfen Luft, die vom See her¬ wehte. „Ich weiß nicht,“ ſagte von der Nonne, „warum ſie die Feier nicht im Hauſe, wo ſie doch heizen konnten,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/509>, abgerufen am 24.11.2024.