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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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sind immer von neidischen und boshaften Wesen mit
Fuchsschwänzen und Fledermausflügeln umstellt, und wenn
wir renommieren oder sicher thun, dann lachen sie. Und
wenn sie erst lachen, dann sind wir schon so gut wie ver¬
loren. Mit unsrer eignen Kraft ist nichts gethan, ich habe
nicht den Grashalm sicher, den ich hier ausreiße. Demut,
Demut ... Aber trotzdem komm' ich dir mit der naiven
Frage (denn man widerspricht sich in einem fort), ist es
was Vornehmes, was Pikfeines?"

"Pikfein, Papa, will ich nicht sagen. Aber vornehm
gewiß."

"Na, das freut mich. Falsche Vornehmheit ist mir
ein Greuel; aber richtige Vornehmheit, -- a la bonne
heure
. Sage mal, vielleicht was vom Hofe?"

"Nein, Papa."

"Na, desto besser. Aber da kommen ja die Herren.
Der Rex sieht wirklich verdeubelt gut aus, ganz das, was
wir früher einen Garde-Assessor nannten. Und fromm,
sagst du, -- wird also wohl Karriere machen; ,fromm'
is wie 'ne untergelegte Hand."


Während dieser Worte stiegen Rex und Czako die
Stufen zum Garten hinunter und begrüßten den Alten.
Er erkundigte sich nach ihren nächtlichen Schicksalen, freute
sich, daß sie "durchgeschlafen" hätten, und nahm dann
Czakos Arm, um vom Garten her auf die Veranda, wo
Engelke mittlerweile unter der großen Marquise den
Frühstückstisch hergerichtet hatte, zurückzukehren. "Darf
ich bitten, Herr von Rex." Und er wies auf einen
Gartenstuhl, ihm gerade gegenüber, während Woldemar
und Czako links und rechts neben ihm Platz nahmen.
"Ich habe neuerdings den Thee eingeführt, das heißt
nicht obligatorisch; im Gegenteil, ich persönlich, bleibe
lieber bei Kaffee, "schwarz wie der Teufel, süß wie die

ſind immer von neidiſchen und boshaften Weſen mit
Fuchsſchwänzen und Fledermausflügeln umſtellt, und wenn
wir renommieren oder ſicher thun, dann lachen ſie. Und
wenn ſie erſt lachen, dann ſind wir ſchon ſo gut wie ver¬
loren. Mit unſrer eignen Kraft iſt nichts gethan, ich habe
nicht den Grashalm ſicher, den ich hier ausreiße. Demut,
Demut ... Aber trotzdem komm' ich dir mit der naiven
Frage (denn man widerſpricht ſich in einem fort), iſt es
was Vornehmes, was Pikfeines?“

„Pikfein, Papa, will ich nicht ſagen. Aber vornehm
gewiß.“

„Na, das freut mich. Falſche Vornehmheit iſt mir
ein Greuel; aber richtige Vornehmheit, — à la bonne
heure
. Sage mal, vielleicht was vom Hofe?“

„Nein, Papa.“

„Na, deſto beſſer. Aber da kommen ja die Herren.
Der Rex ſieht wirklich verdeubelt gut aus, ganz das, was
wir früher einen Garde-Aſſeſſor nannten. Und fromm,
ſagſt du, — wird alſo wohl Karriere machen; ‚fromm‘
is wie 'ne untergelegte Hand.“


Während dieſer Worte ſtiegen Rex und Czako die
Stufen zum Garten hinunter und begrüßten den Alten.
Er erkundigte ſich nach ihren nächtlichen Schickſalen, freute
ſich, daß ſie „durchgeſchlafen“ hätten, und nahm dann
Czakos Arm, um vom Garten her auf die Veranda, wo
Engelke mittlerweile unter der großen Marquiſe den
Frühſtückstiſch hergerichtet hatte, zurückzukehren. „Darf
ich bitten, Herr von Rex.“ Und er wies auf einen
Gartenſtuhl, ihm gerade gegenüber, während Woldemar
und Czako links und rechts neben ihm Platz nahmen.
„Ich habe neuerdings den Thee eingeführt, das heißt
nicht obligatoriſch; im Gegenteil, ich perſönlich, bleibe
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[61/0068] ſind immer von neidiſchen und boshaften Weſen mit Fuchsſchwänzen und Fledermausflügeln umſtellt, und wenn wir renommieren oder ſicher thun, dann lachen ſie. Und wenn ſie erſt lachen, dann ſind wir ſchon ſo gut wie ver¬ loren. Mit unſrer eignen Kraft iſt nichts gethan, ich habe nicht den Grashalm ſicher, den ich hier ausreiße. Demut, Demut ... Aber trotzdem komm' ich dir mit der naiven Frage (denn man widerſpricht ſich in einem fort), iſt es was Vornehmes, was Pikfeines?“ „Pikfein, Papa, will ich nicht ſagen. Aber vornehm gewiß.“ „Na, das freut mich. Falſche Vornehmheit iſt mir ein Greuel; aber richtige Vornehmheit, — à la bonne heure. Sage mal, vielleicht was vom Hofe?“ „Nein, Papa.“ „Na, deſto beſſer. Aber da kommen ja die Herren. Der Rex ſieht wirklich verdeubelt gut aus, ganz das, was wir früher einen Garde-Aſſeſſor nannten. Und fromm, ſagſt du, — wird alſo wohl Karriere machen; ‚fromm‘ is wie 'ne untergelegte Hand.“ Während dieſer Worte ſtiegen Rex und Czako die Stufen zum Garten hinunter und begrüßten den Alten. Er erkundigte ſich nach ihren nächtlichen Schickſalen, freute ſich, daß ſie „durchgeſchlafen“ hätten, und nahm dann Czakos Arm, um vom Garten her auf die Veranda, wo Engelke mittlerweile unter der großen Marquiſe den Frühſtückstiſch hergerichtet hatte, zurückzukehren. „Darf ich bitten, Herr von Rex.“ Und er wies auf einen Gartenſtuhl, ihm gerade gegenüber, während Woldemar und Czako links und rechts neben ihm Platz nahmen. „Ich habe neuerdings den Thee eingeführt, das heißt nicht obligatoriſch; im Gegenteil, ich perſönlich, bleibe lieber bei Kaffee, „ſchwarz wie der Teufel, ſüß wie die

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/68>, abgerufen am 24.11.2024.