Oberlehrers Tucheband in Templin zu widersprechen wage. Dieser Grafschaftswinkel hier ist von mehr mecklenburgischem und uckermärkischem als brandenburgischem Charakter, und wenn wir für unsre Stechliner Kirche nach Vorbildern forschen wollen, so werden wir sie wahrscheinlich in Kloster Himmelpfort oder Gransee zu suchen haben, aber nicht in Dom Brandenburg. Ich möchte hinzusetzen dürfen, daß Oberlehrer Tuchebands Aufstellungen, so viel ich weiß, unwidersprochen geblieben sind."
Czako, der diesem aufflackernden Kampfe zwischen einem Ministerialassessor und einem Dorfschulmeister mit größtem Vergnügen folgte, hätte gern noch weitere Scheite herzugetragen, Woldemar aber empfand, daß es höchste Zeit sei, zu intervenieren, und bemerkte: nichts sei schwerer als auf diesem Gebiete Bestimmungen zu treffen -- ein Satz, den übrigens sowohl Rex wie Krippenstapel ab¬ lehnen zu wollen schienen -- und daß er vorschlagen möchte, lieber in die Kirche selbst einzutreten, als hier draußen über die Säulen und Kapitelle weiter zu de¬ battieren.
Man fand sich in diesen Vorschlag, Krippenstapel öffnete die Kirche mit seinem Riesenschlüssel, und alle traten ein.
Oberlehrers Tucheband in Templin zu widerſprechen wage. Dieſer Grafſchaftswinkel hier iſt von mehr mecklenburgiſchem und uckermärkiſchem als brandenburgiſchem Charakter, und wenn wir für unſre Stechliner Kirche nach Vorbildern forſchen wollen, ſo werden wir ſie wahrſcheinlich in Kloſter Himmelpfort oder Granſee zu ſuchen haben, aber nicht in Dom Brandenburg. Ich möchte hinzuſetzen dürfen, daß Oberlehrer Tuchebands Aufſtellungen, ſo viel ich weiß, unwiderſprochen geblieben ſind.“
Czako, der dieſem aufflackernden Kampfe zwiſchen einem Miniſterialaſſeſſor und einem Dorfſchulmeiſter mit größtem Vergnügen folgte, hätte gern noch weitere Scheite herzugetragen, Woldemar aber empfand, daß es höchſte Zeit ſei, zu intervenieren, und bemerkte: nichts ſei ſchwerer als auf dieſem Gebiete Beſtimmungen zu treffen — ein Satz, den übrigens ſowohl Rex wie Krippenſtapel ab¬ lehnen zu wollen ſchienen — und daß er vorſchlagen möchte, lieber in die Kirche ſelbſt einzutreten, als hier draußen über die Säulen und Kapitelle weiter zu de¬ battieren.
Man fand ſich in dieſen Vorſchlag, Krippenſtapel öffnete die Kirche mit ſeinem Rieſenſchlüſſel, und alle traten ein.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0081"n="74"/>
Oberlehrers Tucheband in Templin zu widerſprechen wage.<lb/>
Dieſer Grafſchaftswinkel hier iſt von mehr mecklenburgiſchem<lb/>
und uckermärkiſchem als brandenburgiſchem Charakter, und<lb/>
wenn wir für unſre Stechliner Kirche nach Vorbildern<lb/>
forſchen wollen, ſo werden wir ſie wahrſcheinlich in Kloſter<lb/>
Himmelpfort oder Granſee zu ſuchen haben, aber nicht in<lb/>
Dom Brandenburg. Ich möchte hinzuſetzen dürfen, daß<lb/>
Oberlehrer Tuchebands Aufſtellungen, ſo viel ich weiß,<lb/>
unwiderſprochen geblieben ſind.“</p><lb/><p>Czako, der dieſem aufflackernden Kampfe zwiſchen<lb/>
einem Miniſterialaſſeſſor und einem Dorfſchulmeiſter mit<lb/>
größtem Vergnügen folgte, hätte gern noch weitere Scheite<lb/>
herzugetragen, Woldemar aber empfand, daß es höchſte<lb/>
Zeit ſei, zu intervenieren, und bemerkte: nichts ſei ſchwerer<lb/>
als auf dieſem Gebiete Beſtimmungen zu treffen — ein<lb/>
Satz, den übrigens ſowohl Rex wie Krippenſtapel ab¬<lb/>
lehnen zu wollen ſchienen — und daß er vorſchlagen<lb/>
möchte, lieber in die Kirche ſelbſt einzutreten, als hier<lb/>
draußen über die Säulen und Kapitelle weiter zu de¬<lb/>
battieren.</p><lb/><p>Man fand ſich in dieſen Vorſchlag, Krippenſtapel<lb/>
öffnete die Kirche mit ſeinem Rieſenſchlüſſel, und alle<lb/>
traten ein.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[74/0081]
Oberlehrers Tucheband in Templin zu widerſprechen wage.
Dieſer Grafſchaftswinkel hier iſt von mehr mecklenburgiſchem
und uckermärkiſchem als brandenburgiſchem Charakter, und
wenn wir für unſre Stechliner Kirche nach Vorbildern
forſchen wollen, ſo werden wir ſie wahrſcheinlich in Kloſter
Himmelpfort oder Granſee zu ſuchen haben, aber nicht in
Dom Brandenburg. Ich möchte hinzuſetzen dürfen, daß
Oberlehrer Tuchebands Aufſtellungen, ſo viel ich weiß,
unwiderſprochen geblieben ſind.“
Czako, der dieſem aufflackernden Kampfe zwiſchen
einem Miniſterialaſſeſſor und einem Dorfſchulmeiſter mit
größtem Vergnügen folgte, hätte gern noch weitere Scheite
herzugetragen, Woldemar aber empfand, daß es höchſte
Zeit ſei, zu intervenieren, und bemerkte: nichts ſei ſchwerer
als auf dieſem Gebiete Beſtimmungen zu treffen — ein
Satz, den übrigens ſowohl Rex wie Krippenſtapel ab¬
lehnen zu wollen ſchienen — und daß er vorſchlagen
möchte, lieber in die Kirche ſelbſt einzutreten, als hier
draußen über die Säulen und Kapitelle weiter zu de¬
battieren.
Man fand ſich in dieſen Vorſchlag, Krippenſtapel
öffnete die Kirche mit ſeinem Rieſenſchlüſſel, und alle
traten ein.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/81>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.