Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.den Anhängern der Stuart's unter Claverhouse und den Truppen Wilhelm's von Oranien geschlagen wurde. Das landschaftliche Bild, das der Paß bietet, erinnert sehr an die Trosachs. Diese haben den Ruf größerer Schönheit und werden jährlich von Tausenden um ihrer selbst willen besucht, während den Paß von Killicrankie nur derjenige kennen lernt, den Neigung oder Geschäfte in den eigentlichen Norden Schottlands führen. Man passirt ihn, weil man ihn passiren muß; er ist Weg, nicht Ziel. Dies nicht wegzustreitende Faktum basirt aber auf einer Ungerechtigkeit. Der Killicrankie-Paß ist imposanter, als die Trosachs. Der Grund dafür scheint mir darin zu liegen, daß die Felswände sich noch näher und schroffer gegenüber stehen, daß der Garry, der ganz den Charakter eines lauten und reißenden Bergwassers hat, die romantische Scene mehr belebt, als das unbedeutende Wässerchen, das die Trosachs mehr durchschleicht als durchschäumt und daß drittens und letztens das Vorwiegen des Laubholzes über das Nadelholz den Wettstreit zu Gunsten des Killicrankie-Passes entscheidet. Auch der blutige Kampf, der hier stattfand und von ungleich größerer Bedeutung war als ein halbes Dutzend Clan-Schlachten der Rind und Schafe stehlenden Macgregors, sollte füglich diesem mehr nördlich gelegenen Punkte zu Gute kommen; aber die Schilderungen Walter Scott's, der es nun mal für gut befand, den Schauplatz seiner Dichtung an die Ufer des Loch Katrine zu verlegen, haben ein für allemal zu Gunsten der Trosachs den Anhängern der Stuart’s unter Claverhouse und den Truppen Wilhelm’s von Oranien geschlagen wurde. Das landschaftliche Bild, das der Paß bietet, erinnert sehr an die Trosachs. Diese haben den Ruf größerer Schönheit und werden jährlich von Tausenden um ihrer selbst willen besucht, während den Paß von Killicrankie nur derjenige kennen lernt, den Neigung oder Geschäfte in den eigentlichen Norden Schottlands führen. Man passirt ihn, weil man ihn passiren muß; er ist Weg, nicht Ziel. Dies nicht wegzustreitende Faktum basirt aber auf einer Ungerechtigkeit. Der Killicrankie-Paß ist imposanter, als die Trosachs. Der Grund dafür scheint mir darin zu liegen, daß die Felswände sich noch näher und schroffer gegenüber stehen, daß der Garry, der ganz den Charakter eines lauten und reißenden Bergwassers hat, die romantische Scene mehr belebt, als das unbedeutende Wässerchen, das die Trosachs mehr durchschleicht als durchschäumt und daß drittens und letztens das Vorwiegen des Laubholzes über das Nadelholz den Wettstreit zu Gunsten des Killicrankie-Passes entscheidet. Auch der blutige Kampf, der hier stattfand und von ungleich größerer Bedeutung war als ein halbes Dutzend Clan-Schlachten der Rind und Schafe stehlenden Macgregors, sollte füglich diesem mehr nördlich gelegenen Punkte zu Gute kommen; aber die Schilderungen Walter Scott’s, der es nun mal für gut befand, den Schauplatz seiner Dichtung an die Ufer des Loch Katrine zu verlegen, haben ein für allemal zu Gunsten der Trosachs <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0230" n="216"/> den Anhängern der Stuart’s unter Claverhouse und den Truppen Wilhelm’s von Oranien geschlagen wurde. Das landschaftliche Bild, das der Paß bietet, erinnert sehr an die Trosachs. Diese haben den Ruf größerer Schönheit und werden jährlich von Tausenden um ihrer selbst willen besucht, während den Paß von Killicrankie nur derjenige kennen lernt, den Neigung oder Geschäfte in den eigentlichen Norden Schottlands führen. Man passirt ihn, weil man ihn passiren <hi rendition="#g">muß</hi>; er ist Weg, nicht Ziel. Dies nicht wegzustreitende Faktum basirt aber auf einer Ungerechtigkeit. Der Killicrankie-Paß ist imposanter, als die Trosachs. Der Grund dafür scheint mir darin zu liegen, daß die Felswände sich noch näher und schroffer gegenüber stehen, daß der Garry, der ganz den Charakter eines lauten und reißenden Bergwassers hat, die romantische Scene mehr belebt, als das unbedeutende Wässerchen, das die Trosachs mehr durchschleicht als durchschäumt und daß drittens und letztens das Vorwiegen des Laubholzes über das Nadelholz den Wettstreit zu Gunsten des Killicrankie-Passes entscheidet. Auch der blutige Kampf, der hier stattfand und von ungleich größerer Bedeutung war als ein halbes Dutzend Clan-Schlachten der Rind und Schafe stehlenden Macgregors, sollte füglich diesem mehr nördlich gelegenen Punkte zu Gute kommen; aber die Schilderungen Walter Scott’s, der es nun mal für gut befand, den Schauplatz seiner Dichtung an die Ufer des Loch Katrine zu verlegen, haben ein für allemal zu Gunsten der Trosachs<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [216/0230]
den Anhängern der Stuart’s unter Claverhouse und den Truppen Wilhelm’s von Oranien geschlagen wurde. Das landschaftliche Bild, das der Paß bietet, erinnert sehr an die Trosachs. Diese haben den Ruf größerer Schönheit und werden jährlich von Tausenden um ihrer selbst willen besucht, während den Paß von Killicrankie nur derjenige kennen lernt, den Neigung oder Geschäfte in den eigentlichen Norden Schottlands führen. Man passirt ihn, weil man ihn passiren muß; er ist Weg, nicht Ziel. Dies nicht wegzustreitende Faktum basirt aber auf einer Ungerechtigkeit. Der Killicrankie-Paß ist imposanter, als die Trosachs. Der Grund dafür scheint mir darin zu liegen, daß die Felswände sich noch näher und schroffer gegenüber stehen, daß der Garry, der ganz den Charakter eines lauten und reißenden Bergwassers hat, die romantische Scene mehr belebt, als das unbedeutende Wässerchen, das die Trosachs mehr durchschleicht als durchschäumt und daß drittens und letztens das Vorwiegen des Laubholzes über das Nadelholz den Wettstreit zu Gunsten des Killicrankie-Passes entscheidet. Auch der blutige Kampf, der hier stattfand und von ungleich größerer Bedeutung war als ein halbes Dutzend Clan-Schlachten der Rind und Schafe stehlenden Macgregors, sollte füglich diesem mehr nördlich gelegenen Punkte zu Gute kommen; aber die Schilderungen Walter Scott’s, der es nun mal für gut befand, den Schauplatz seiner Dichtung an die Ufer des Loch Katrine zu verlegen, haben ein für allemal zu Gunsten der Trosachs
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(2018-07-25T15:22:45Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T15:22:45Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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