Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.
Dundee aber, glücklicher als die Mehrzahl der Parteihäupter jener Epoche, starb den Heldentod auf dem Felde von Killicrankie, in demselben Augenblick, als der Sieg zu Gunsten seiner Sache entschieden war. Als er mit erhobenem Arme vorsprengte, um die Fliehenden zu verfolgen, traf ihn eine Kugel in die Armhöhle und tödtete ihn auf der Stelle. Der aufrecht stehende Stein, von dem ich sprach, bezeichnet den Ort, wo er fiel. Mit ihm lag vorläufig die Stuartsche Sache am Boden. Der Sieg, den er gewonnen, hörte auf ein Sieg zu sein. Die Whigs triumphirten; ihr bitterster Feind, der ihnen bis dahin als unbesieglich und unverletzlich gegolten hatte war nicht mehr. Der Glaube an seine Unverletzlichkeit (wie sich von selbst versteht, in Folge eines Pactes mit dem Teufel) war damals allgemein verbreitet im schottischen Volke. Es hieß, daß kaltes Wasser zu dampfen und zu zischen beginne, so oft er seine Füße hineinstecke, und die Kugel, die ihn endlich getroffen, sei überhaupt keine Kugel, sondern ein silberner Knopf gewesen, den einer seiner Diener vom Rocke seines Herrn losgelöst und auf ihn abgeschossen habe. Nur was von ihm selber kam, konnte an ihn. Der Degen Dundee's befindet sich im Besitze von Lord Woodhouslee; das Lederwams aber, das er bei Killicrankie trug, wird zu Pennycuckhouse in der Nähe von Edinburg aufbewahrt. Das Gedächtniß an seine Siege lebt noch bis diesen Augenblick im schottischen Volke fort, und für allerhand bedenkliche Situationen, die einen Helfer wünschenswerth machen,
Dundee aber, glücklicher als die Mehrzahl der Parteihäupter jener Epoche, starb den Heldentod auf dem Felde von Killicrankie, in demselben Augenblick, als der Sieg zu Gunsten seiner Sache entschieden war. Als er mit erhobenem Arme vorsprengte, um die Fliehenden zu verfolgen, traf ihn eine Kugel in die Armhöhle und tödtete ihn auf der Stelle. Der aufrecht stehende Stein, von dem ich sprach, bezeichnet den Ort, wo er fiel. Mit ihm lag vorläufig die Stuartsche Sache am Boden. Der Sieg, den er gewonnen, hörte auf ein Sieg zu sein. Die Whigs triumphirten; ihr bitterster Feind, der ihnen bis dahin als unbesieglich und unverletzlich gegolten hatte war nicht mehr. Der Glaube an seine Unverletzlichkeit (wie sich von selbst versteht, in Folge eines Pactes mit dem Teufel) war damals allgemein verbreitet im schottischen Volke. Es hieß, daß kaltes Wasser zu dampfen und zu zischen beginne, so oft er seine Füße hineinstecke, und die Kugel, die ihn endlich getroffen, sei überhaupt keine Kugel, sondern ein silberner Knopf gewesen, den einer seiner Diener vom Rocke seines Herrn losgelöst und auf ihn abgeschossen habe. Nur was von ihm selber kam, konnte an ihn. Der Degen Dundee’s befindet sich im Besitze von Lord Woodhouslee; das Lederwams aber, das er bei Killicrankie trug, wird zu Pennycuckhouse in der Nähe von Edinburg aufbewahrt. Das Gedächtniß an seine Siege lebt noch bis diesen Augenblick im schottischen Volke fort, und für allerhand bedenkliche Situationen, die einen Helfer wünschenswerth machen, <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0233" n="219"/> Dundee</hi> aber, glücklicher als die Mehrzahl der Parteihäupter jener Epoche, starb den Heldentod auf dem Felde von Killicrankie, in demselben Augenblick, als der Sieg zu Gunsten seiner Sache entschieden war. Als er mit erhobenem Arme vorsprengte, um die Fliehenden zu verfolgen, traf ihn eine Kugel in die Armhöhle und tödtete ihn auf der Stelle. Der aufrecht stehende Stein, von dem ich sprach, bezeichnet den Ort, wo er fiel. Mit ihm lag vorläufig die Stuartsche Sache am Boden. Der Sieg, den er gewonnen, hörte auf ein Sieg zu sein. Die Whigs triumphirten; ihr bitterster Feind, der ihnen bis dahin als unbesieglich und unverletzlich gegolten hatte war nicht mehr. Der Glaube an seine Unverletzlichkeit (wie sich von selbst versteht, in Folge eines Pactes mit dem Teufel) war damals allgemein verbreitet im schottischen Volke. Es hieß, daß kaltes Wasser zu dampfen und zu zischen beginne, so oft er seine Füße hineinstecke, und die Kugel, die ihn endlich getroffen, sei überhaupt keine Kugel, sondern ein silberner Knopf gewesen, den einer seiner Diener vom Rocke seines Herrn losgelöst und auf ihn abgeschossen habe. <hi rendition="#g">Nur was von ihm selber kam, konnte an ihn.</hi> Der Degen Dundee’s befindet sich im Besitze von Lord Woodhouslee; das Lederwams aber, das er bei Killicrankie trug, wird zu Pennycuckhouse in der Nähe von Edinburg aufbewahrt. Das Gedächtniß an seine Siege lebt noch bis diesen Augenblick im schottischen Volke fort, und für allerhand bedenkliche Situationen, die einen Helfer wünschenswerth machen,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [219/0233]
Dundee aber, glücklicher als die Mehrzahl der Parteihäupter jener Epoche, starb den Heldentod auf dem Felde von Killicrankie, in demselben Augenblick, als der Sieg zu Gunsten seiner Sache entschieden war. Als er mit erhobenem Arme vorsprengte, um die Fliehenden zu verfolgen, traf ihn eine Kugel in die Armhöhle und tödtete ihn auf der Stelle. Der aufrecht stehende Stein, von dem ich sprach, bezeichnet den Ort, wo er fiel. Mit ihm lag vorläufig die Stuartsche Sache am Boden. Der Sieg, den er gewonnen, hörte auf ein Sieg zu sein. Die Whigs triumphirten; ihr bitterster Feind, der ihnen bis dahin als unbesieglich und unverletzlich gegolten hatte war nicht mehr. Der Glaube an seine Unverletzlichkeit (wie sich von selbst versteht, in Folge eines Pactes mit dem Teufel) war damals allgemein verbreitet im schottischen Volke. Es hieß, daß kaltes Wasser zu dampfen und zu zischen beginne, so oft er seine Füße hineinstecke, und die Kugel, die ihn endlich getroffen, sei überhaupt keine Kugel, sondern ein silberner Knopf gewesen, den einer seiner Diener vom Rocke seines Herrn losgelöst und auf ihn abgeschossen habe. Nur was von ihm selber kam, konnte an ihn. Der Degen Dundee’s befindet sich im Besitze von Lord Woodhouslee; das Lederwams aber, das er bei Killicrankie trug, wird zu Pennycuckhouse in der Nähe von Edinburg aufbewahrt. Das Gedächtniß an seine Siege lebt noch bis diesen Augenblick im schottischen Volke fort, und für allerhand bedenkliche Situationen, die einen Helfer wünschenswerth machen,
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(2018-07-25T15:22:45Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T15:22:45Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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