Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.hier stand, sondern überhaupt der ganzen bischöflichen Diöcese "Iona", die ohngefähr um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts von der Diöcese Sodor (Insel Man) abgezweigt wurde. Diese Kathedrale, wie alle Gebäude, die sich hier vorfinden, ist aus gehauenem Feldstein aufgeführt und gehört zu jenen kirchlichen Bauten, an denen sich junge Archäologen und Architekten die Sporen verdienen können. Wessen Kritik und Constructionstalent hier nicht fehlgreift, der ist ein Meister. Eine wahre Musterkarte von Baustylen! Rund- und Spitzbogen, dünne und dicke Säulen, schwere und leichte Kapitäle, gothisch, normannisch, byzantinisch, alles durcheinander und hier und dort ein Giebelfeld, das einem als altsächsisch aufgeschwatzt werden soll. Ich verweile dabei nicht länger. - Die Seitenschiffe dieser Kathedrale dienten als Begräbnißplatz für die mächtigsten Clanhäuptlinge der schottischen Westküste, in derselben Weise wie vornehme Frauen in der Kapelle des Nonnenklosters beigesetzt wurden. Hier befinden sich unter andern die Grabsteine der Macleods und Macleans, zum Theil mit Portraitfiguren, die trotz aller Rohheit des Machwerks, doch eine gewisse künstlerische Befähigung, was das charakteristische angeht, verrathen. Der besterhaltene unter diesen Grabsteinen ist der des Maclean von Roß, eines Häuptlings auf der Insel Mull, dessen Tapferkeit im Lande sprüchwörtlich wurde und seinen Nachkommen den Namen "Eisenschwertskinder" eingetragen hat. Auf dem Schilde dieses Häuptlings befindet sich die Abbildung eines hier stand, sondern überhaupt der ganzen bischöflichen Diöcese „Iona“, die ohngefähr um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts von der Diöcese Sodor (Insel Man) abgezweigt wurde. Diese Kathedrale, wie alle Gebäude, die sich hier vorfinden, ist aus gehauenem Feldstein aufgeführt und gehört zu jenen kirchlichen Bauten, an denen sich junge Archäologen und Architekten die Sporen verdienen können. Wessen Kritik und Constructionstalent hier nicht fehlgreift, der ist ein Meister. Eine wahre Musterkarte von Baustylen! Rund- und Spitzbogen, dünne und dicke Säulen, schwere und leichte Kapitäle, gothisch, normannisch, byzantinisch, alles durcheinander und hier und dort ein Giebelfeld, das einem als altsächsisch aufgeschwatzt werden soll. Ich verweile dabei nicht länger. – Die Seitenschiffe dieser Kathedrale dienten als Begräbnißplatz für die mächtigsten Clanhäuptlinge der schottischen Westküste, in derselben Weise wie vornehme Frauen in der Kapelle des Nonnenklosters beigesetzt wurden. Hier befinden sich unter andern die Grabsteine der Macleods und Macleans, zum Theil mit Portraitfiguren, die trotz aller Rohheit des Machwerks, doch eine gewisse künstlerische Befähigung, was das charakteristische angeht, verrathen. Der besterhaltene unter diesen Grabsteinen ist der des Maclean von Roß, eines Häuptlings auf der Insel Mull, dessen Tapferkeit im Lande sprüchwörtlich wurde und seinen Nachkommen den Namen „Eisenschwertskinder“ eingetragen hat. Auf dem Schilde dieses Häuptlings befindet sich die Abbildung eines <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0306" n="292"/> hier stand, sondern überhaupt der ganzen bischöflichen Diöcese „Iona“, die ohngefähr um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts von der Diöcese <hi rendition="#g">Sodor</hi> (Insel Man) abgezweigt wurde. Diese Kathedrale, wie alle Gebäude, die sich hier vorfinden, ist aus gehauenem Feldstein aufgeführt und gehört zu jenen kirchlichen Bauten, an denen sich junge Archäologen und Architekten die Sporen verdienen können. Wessen Kritik und Constructionstalent hier nicht fehlgreift, der ist ein Meister. Eine wahre Musterkarte von Baustylen! Rund- und Spitzbogen, dünne und dicke Säulen, schwere und leichte Kapitäle, gothisch, normannisch, byzantinisch, alles durcheinander und hier und dort ein Giebelfeld, das einem als altsächsisch aufgeschwatzt werden soll. Ich verweile dabei nicht länger. – Die Seitenschiffe dieser Kathedrale dienten als Begräbnißplatz für die mächtigsten Clanhäuptlinge der schottischen Westküste, in derselben Weise wie vornehme Frauen in der Kapelle des <hi rendition="#g">Nonnen</hi>klosters beigesetzt wurden. Hier befinden sich unter andern die Grabsteine der Macleods und Macleans, zum Theil mit Portraitfiguren, die trotz aller Rohheit des Machwerks, doch eine gewisse künstlerische Befähigung, was das charakteristische angeht, verrathen. Der besterhaltene unter diesen Grabsteinen ist der des <hi rendition="#g">Maclean von Roß</hi>, eines Häuptlings auf der Insel Mull, dessen Tapferkeit im Lande sprüchwörtlich wurde und seinen Nachkommen den Namen „Eisenschwertskinder“ eingetragen hat. Auf dem Schilde dieses Häuptlings befindet sich die <hi rendition="#g">Abbildung</hi> eines<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [292/0306]
hier stand, sondern überhaupt der ganzen bischöflichen Diöcese „Iona“, die ohngefähr um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts von der Diöcese Sodor (Insel Man) abgezweigt wurde. Diese Kathedrale, wie alle Gebäude, die sich hier vorfinden, ist aus gehauenem Feldstein aufgeführt und gehört zu jenen kirchlichen Bauten, an denen sich junge Archäologen und Architekten die Sporen verdienen können. Wessen Kritik und Constructionstalent hier nicht fehlgreift, der ist ein Meister. Eine wahre Musterkarte von Baustylen! Rund- und Spitzbogen, dünne und dicke Säulen, schwere und leichte Kapitäle, gothisch, normannisch, byzantinisch, alles durcheinander und hier und dort ein Giebelfeld, das einem als altsächsisch aufgeschwatzt werden soll. Ich verweile dabei nicht länger. – Die Seitenschiffe dieser Kathedrale dienten als Begräbnißplatz für die mächtigsten Clanhäuptlinge der schottischen Westküste, in derselben Weise wie vornehme Frauen in der Kapelle des Nonnenklosters beigesetzt wurden. Hier befinden sich unter andern die Grabsteine der Macleods und Macleans, zum Theil mit Portraitfiguren, die trotz aller Rohheit des Machwerks, doch eine gewisse künstlerische Befähigung, was das charakteristische angeht, verrathen. Der besterhaltene unter diesen Grabsteinen ist der des Maclean von Roß, eines Häuptlings auf der Insel Mull, dessen Tapferkeit im Lande sprüchwörtlich wurde und seinen Nachkommen den Namen „Eisenschwertskinder“ eingetragen hat. Auf dem Schilde dieses Häuptlings befindet sich die Abbildung eines
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/306>, abgerufen am 27.07.2024. |