Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

Bild:
<< vorherige Seite
IV.
Von Holyrood bis Edinburg-Castle.


Aus Holyrood-Palace heraustretend und den mehrerwähnten Platz passirend, der unmittelbar vor dem Palaste liegt, treten wir jetzt in den untern Theil jener hügelansteigenden, malerisch gelegenen Straße ein, deren Profil-Linien ich im zweiten Kapitel bereits beschrieben habe. Der untere Theil der Straße, am Hügelabhang gelegen, heißt Canongate; der obere Theil, den Rücken des Hügels einnehmend, ist High-Street.

Canongate, so geheißen, weil die Chorherren (Canon's) von Holyrood die ersten Häuser hier aufführten, war vor drei Jahrhunderten der Lieblingssitz der Reichen und Vornehmen des Landes. Die unmittelbare Nähe des Palastes machte es, daß man diesem Faubourg (denn das war Canongate damals) selbst den Vorzug vor der stattlicheren High-Street gab. Lange Zeit hindurch blieben diese Dinge unverändert und noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts hatten Herzöge, Grafen und Lords ihre Paläste hier. Wenn man sich jetzt in dieser Straße umsieht, so kann man freilich ein gewisses Staunen nicht

IV.
Von Holyrood bis Edinburg-Castle.


Aus Holyrood-Palace heraustretend und den mehrerwähnten Platz passirend, der unmittelbar vor dem Palaste liegt, treten wir jetzt in den untern Theil jener hügelansteigenden, malerisch gelegenen Straße ein, deren Profil-Linien ich im zweiten Kapitel bereits beschrieben habe. Der untere Theil der Straße, am Hügelabhang gelegen, heißt Canongate; der obere Theil, den Rücken des Hügels einnehmend, ist High-Street.

Canongate, so geheißen, weil die Chorherren (Canon’s) von Holyrood die ersten Häuser hier aufführten, war vor drei Jahrhunderten der Lieblingssitz der Reichen und Vornehmen des Landes. Die unmittelbare Nähe des Palastes machte es, daß man diesem Faubourg (denn das war Canongate damals) selbst den Vorzug vor der stattlicheren High-Street gab. Lange Zeit hindurch blieben diese Dinge unverändert und noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts hatten Herzöge, Grafen und Lords ihre Paläste hier. Wenn man sich jetzt in dieser Straße umsieht, so kann man freilich ein gewisses Staunen nicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0046" n="32"/>
        <div>
          <head><hi rendition="#aq">IV</hi>.<lb/><hi rendition="#b">Von Holyrood bis Edinburg-Castle.</hi></head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Aus Holyrood-Palace heraustretend und den            mehrerwähnten Platz passirend, der unmittelbar vor dem Palaste liegt, treten wir jetzt in            den untern Theil jener hügelansteigenden, malerisch gelegenen Straße ein, deren            Profil-Linien ich im zweiten Kapitel bereits beschrieben habe. Der untere Theil der            Straße, am Hügelabhang gelegen, heißt Canongate; der obere Theil, den <hi rendition="#g">Rücken</hi> des Hügels einnehmend, ist High-Street.</p><lb/>
          <p>Canongate, so geheißen, weil die Chorherren (Canon&#x2019;s) von Holyrood die ersten Häuser hier aufführten, war vor drei Jahrhunderten der Lieblingssitz der Reichen und Vornehmen des Landes. Die unmittelbare Nähe des Palastes machte es, daß man diesem Faubourg (denn das war Canongate damals) selbst den Vorzug vor der stattlicheren High-Street gab. Lange Zeit hindurch blieben diese Dinge unverändert und noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts hatten Herzöge, Grafen und Lords ihre Paläste hier. Wenn man sich <hi rendition="#g">jetzt</hi> in dieser Straße umsieht, so kann man freilich ein gewisses Staunen nicht<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0046] IV. Von Holyrood bis Edinburg-Castle. Aus Holyrood-Palace heraustretend und den mehrerwähnten Platz passirend, der unmittelbar vor dem Palaste liegt, treten wir jetzt in den untern Theil jener hügelansteigenden, malerisch gelegenen Straße ein, deren Profil-Linien ich im zweiten Kapitel bereits beschrieben habe. Der untere Theil der Straße, am Hügelabhang gelegen, heißt Canongate; der obere Theil, den Rücken des Hügels einnehmend, ist High-Street. Canongate, so geheißen, weil die Chorherren (Canon’s) von Holyrood die ersten Häuser hier aufführten, war vor drei Jahrhunderten der Lieblingssitz der Reichen und Vornehmen des Landes. Die unmittelbare Nähe des Palastes machte es, daß man diesem Faubourg (denn das war Canongate damals) selbst den Vorzug vor der stattlicheren High-Street gab. Lange Zeit hindurch blieben diese Dinge unverändert und noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts hatten Herzöge, Grafen und Lords ihre Paläste hier. Wenn man sich jetzt in dieser Straße umsieht, so kann man freilich ein gewisses Staunen nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • i/j in Fraktur: keine Angabe;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht übernommen;
  • Kustoden: keine Angabe;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: keine;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • u/v bzw. U/V: keine Angabe;
  • Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/46
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/46>, abgerufen am 23.11.2024.