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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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schmucklos, zum Theil schmutzig und halb verfallen sind, reicht nicht aus, der Straße diesen ihren Charakter zu nehmen. Die Häuser von Canongate gleichen vernachlässigten Sommerresidenzen, in denen der Adel früherer Jahrhunderte seinen temporären Aufenthalt nahm, hier auf dem Rücken des Hügels aber haben wir wirkliche Schlösser; hoch, fest, imposant. Diesen Charakter des Schloßartigen hat die Straße in so hohem Maaße, daß die stattlichen Neubauten (Bank, Börse, Rathhaus, Parlament), die man hier und dort zu beiden Seiten der Straße aufgeführt hat, nicht im Stande gewesen sind, den imponirenden Eindruck des Ganzen zu steigern, gegentheils. Ich komme später auf diesen Punkt zurück.

Die einzelnen Häuser, selbst die besten, zu beschreiben, ist nicht möglich. Was über sie zu sagen ist, das ist gesagt. Eines gleicht dem andern. Grau, steinern, schmucklos, steigen sie in die Luft, unmalerisch einzeln, aber pittoresk als Ganzes und immer wirksam durch Masse und Proportion. Was ihnen bei genauerem Einblick einen aparten Zug verleiht, das sind die sogenannten "Engen", jene wunderlichen Kreuzungs-Produkte von Hof, Mauergang und Sackgasse, die unter dem Namen der "Closes von Edinburg" in ganz England eine Art von Notorität erlangt haben. Diese "Closes", wie schon aus meiner obigen Umschreibung hervorgeht, sind nicht geradezu etwas neues und besondres. Neben jenem Mischlingscharakter, der sie allerdings eigenthümlicher erscheinen läßt als sie sind, verdanken sie ihren Ruf wohl zu-

schmucklos, zum Theil schmutzig und halb verfallen sind, reicht nicht aus, der Straße diesen ihren Charakter zu nehmen. Die Häuser von Canongate gleichen vernachlässigten Sommerresidenzen, in denen der Adel früherer Jahrhunderte seinen temporären Aufenthalt nahm, hier auf dem Rücken des Hügels aber haben wir wirkliche Schlösser; hoch, fest, imposant. Diesen Charakter des Schloßartigen hat die Straße in so hohem Maaße, daß die stattlichen Neubauten (Bank, Börse, Rathhaus, Parlament), die man hier und dort zu beiden Seiten der Straße aufgeführt hat, nicht im Stande gewesen sind, den imponirenden Eindruck des Ganzen zu steigern, gegentheils. Ich komme später auf diesen Punkt zurück.

Die einzelnen Häuser, selbst die besten, zu beschreiben, ist nicht möglich. Was über sie zu sagen ist, das ist gesagt. Eines gleicht dem andern. Grau, steinern, schmucklos, steigen sie in die Luft, unmalerisch einzeln, aber pittoresk als Ganzes und immer wirksam durch Masse und Proportion. Was ihnen bei genauerem Einblick einen aparten Zug verleiht, das sind die sogenannten „Engen“, jene wunderlichen Kreuzungs-Produkte von Hof, Mauergang und Sackgasse, die unter dem Namen der „Closes von Edinburg“ in ganz England eine Art von Notorität erlangt haben. Diese „Closes“, wie schon aus meiner obigen Umschreibung hervorgeht, sind nicht geradezu etwas neues und besondres. Neben jenem Mischlingscharakter, der sie allerdings eigenthümlicher erscheinen läßt als sie sind, verdanken sie ihren Ruf wohl zu-

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schmucklos, zum Theil schmutzig und halb verfallen sind, reicht nicht aus, der Straße diesen ihren Charakter zu nehmen. Die Häuser von Canongate gleichen vernachlässigten Sommerresidenzen, in denen der Adel früherer Jahrhunderte seinen temporären Aufenthalt nahm, hier auf dem Rücken des Hügels aber haben wir wirkliche Schlösser; hoch, fest, imposant. Diesen Charakter des Schloßartigen hat die Straße in so hohem Maaße, daß die stattlichen Neubauten (Bank, Börse, Rathhaus, Parlament), die man hier und dort zu beiden Seiten der Straße aufgeführt hat, nicht im Stande gewesen sind, den imponirenden Eindruck des Ganzen zu steigern, gegentheils. Ich komme später auf diesen Punkt zurück.          </p><lb/>
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[41/0055] schmucklos, zum Theil schmutzig und halb verfallen sind, reicht nicht aus, der Straße diesen ihren Charakter zu nehmen. Die Häuser von Canongate gleichen vernachlässigten Sommerresidenzen, in denen der Adel früherer Jahrhunderte seinen temporären Aufenthalt nahm, hier auf dem Rücken des Hügels aber haben wir wirkliche Schlösser; hoch, fest, imposant. Diesen Charakter des Schloßartigen hat die Straße in so hohem Maaße, daß die stattlichen Neubauten (Bank, Börse, Rathhaus, Parlament), die man hier und dort zu beiden Seiten der Straße aufgeführt hat, nicht im Stande gewesen sind, den imponirenden Eindruck des Ganzen zu steigern, gegentheils. Ich komme später auf diesen Punkt zurück. Die einzelnen Häuser, selbst die besten, zu beschreiben, ist nicht möglich. Was über sie zu sagen ist, das ist gesagt. Eines gleicht dem andern. Grau, steinern, schmucklos, steigen sie in die Luft, unmalerisch einzeln, aber pittoresk als Ganzes und immer wirksam durch Masse und Proportion. Was ihnen bei genauerem Einblick einen aparten Zug verleiht, das sind die sogenannten „Engen“, jene wunderlichen Kreuzungs-Produkte von Hof, Mauergang und Sackgasse, die unter dem Namen der „Closes von Edinburg“ in ganz England eine Art von Notorität erlangt haben. Diese „Closes“, wie schon aus meiner obigen Umschreibung hervorgeht, sind nicht geradezu etwas neues und besondres. Neben jenem Mischlingscharakter, der sie allerdings eigenthümlicher erscheinen läßt als sie sind, verdanken sie ihren Ruf wohl zu-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • i/j in Fraktur: keine Angabe;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/55>, abgerufen am 27.11.2024.