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Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860.

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statt Wein in ihren Gläsern. Das war zu gut, als daß der Witz der Jacobiten nicht hätte davon profitiren sollen. Eine Stuart'sche Dame ließ am andern Tage folgende Verse circuliren:

Einstens zu Cana, als bei Tisch
Sich's um den fehlenden Wein gehandelt,
Hat der König des Himmels frisch
Alles Wasser in Wein verwandelt.
Gestern, als zu Braunschweigs*) Ehr'
Zechten unsre City-Prasser,
Sprach der Himmel: "nimmermehr!"
Wandelnd ihren Wein in Wasser.

Walter Scott, der in seiner epischen Dichtung "Marmion" eine Beschreibung des City-Kreuzes gegeben und das alte Wahrzeichen dadurch für immer der Vergessenheit entrissen hat, hat einen ähnlichen und noch größeren Dienst dem alten Bau geleistet, der sich an der Südwest-Ecke von St. Giles erhebt. Einen seiner berühmtesten Romane hat er nach dem alten Tolbooth-Gefängniß benannt, dem er dabei seine populairere Bezeichnung ließ: Das Herz von Midlothian. Woher dieser Name stammt, vermag ich nicht zu sagen. Die Grafschaft, in der Edinburg liegt, heißt bekanntlich "Midlothian", das alte Tolbooth-Gefängniß ist aber keineswegs der Mittelpunkt oder das Herz derselben. Vielleicht mahnt der Ausdruck an Zeiten, wo Kerker und Schaffot

*) Das Haus Braunschweig, in der Fülle seiner unpoetischen Eigenschaften, gab damals, wie in Schottland so auch in England, beständig Stoff zu Epigrammen. In London errichtete die Gemeinde von Bloomsbury (der Stadttheil, der das Britische Mu-

statt Wein in ihren Gläsern. Das war zu gut, als daß der Witz der Jacobiten nicht hätte davon profitiren sollen. Eine Stuart’sche Dame ließ am andern Tage folgende Verse circuliren:

Einstens zu Cana, als bei Tisch
Sich’s um den fehlenden Wein gehandelt,
Hat der König des Himmels frisch
Alles Wasser in Wein verwandelt.
Gestern, als zu Braunschweigs*) Ehr’
Zechten unsre City-Prasser,
Sprach der Himmel: „nimmermehr!“
Wandelnd ihren Wein in Wasser.

Walter Scott, der in seiner epischen Dichtung „Marmion“ eine Beschreibung des City-Kreuzes gegeben und das alte Wahrzeichen dadurch für immer der Vergessenheit entrissen hat, hat einen ähnlichen und noch größeren Dienst dem alten Bau geleistet, der sich an der Südwest-Ecke von St. Giles erhebt. Einen seiner berühmtesten Romane hat er nach dem alten Tolbooth-Gefängniß benannt, dem er dabei seine populairere Bezeichnung ließ: Das Herz von Midlothian. Woher dieser Name stammt, vermag ich nicht zu sagen. Die Grafschaft, in der Edinburg liegt, heißt bekanntlich „Midlothian“, das alte Tolbooth-Gefängniß ist aber keineswegs der Mittelpunkt oder das Herz derselben. Vielleicht mahnt der Ausdruck an Zeiten, wo Kerker und Schaffot

*) Das Haus Braunschweig, in der Fülle seiner unpoetischen Eigenschaften, gab damals, wie in Schottland so auch in England, beständig Stoff zu Epigrammen. In London errichtete die Gemeinde von Bloomsbury (der Stadttheil, der das Britische Mu-
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[68/0082] statt Wein in ihren Gläsern. Das war zu gut, als daß der Witz der Jacobiten nicht hätte davon profitiren sollen. Eine Stuart’sche Dame ließ am andern Tage folgende Verse circuliren: Einstens zu Cana, als bei Tisch Sich’s um den fehlenden Wein gehandelt, Hat der König des Himmels frisch Alles Wasser in Wein verwandelt. Gestern, als zu Braunschweigs *) Ehr’ Zechten unsre City-Prasser, Sprach der Himmel: „nimmermehr!“ Wandelnd ihren Wein in Wasser. Walter Scott, der in seiner epischen Dichtung „Marmion“ eine Beschreibung des City-Kreuzes gegeben und das alte Wahrzeichen dadurch für immer der Vergessenheit entrissen hat, hat einen ähnlichen und noch größeren Dienst dem alten Bau geleistet, der sich an der Südwest-Ecke von St. Giles erhebt. Einen seiner berühmtesten Romane hat er nach dem alten Tolbooth-Gefängniß benannt, dem er dabei seine populairere Bezeichnung ließ: Das Herz von Midlothian. Woher dieser Name stammt, vermag ich nicht zu sagen. Die Grafschaft, in der Edinburg liegt, heißt bekanntlich „Midlothian“, das alte Tolbooth-Gefängniß ist aber keineswegs der Mittelpunkt oder das Herz derselben. Vielleicht mahnt der Ausdruck an Zeiten, wo Kerker und Schaffot *) Das Haus Braunschweig, in der Fülle seiner unpoetischen Eigenschaften, gab damals, wie in Schottland so auch in England, beständig Stoff zu Epigrammen. In London errichtete die Gemeinde von Bloomsbury (der Stadttheil, der das Britische Mu-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T15:22:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas, Linda Martin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T15:22:45Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Hrsg. von Maren Ermisch. Berlin 2017 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das reiseliterarische Werk, Bd. 2]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Der Text der Ausgabe wird hier ergänzt um das Kapitel „Lochleven-Castle“, das aus verlagstechnischen Gründen in der Erstausgabe fehlte (vgl. dazu die entsprechenden Informationen auf der Seite der Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen). Die dazugehörigen Faksimiles, 0331 bis 0333, wurden von Seiten der Österreichischen Nationalbibliothek übernommen.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
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  • Normalisierungen: keine;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Jenseit des Tweed. Bilder und Briefe aus Schottland. Berlin, 1860, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_tweed_1860/82>, abgerufen am 27.11.2024.