"Alles in allem wird es das Beste sein, meine Freundin Pauline nimmt es persönlich in die Hand. Ich denke, sie wird den Carayon'schen Damen einen ersten Besuch machen, und ich sehe Stunden eines angeregtesten geistigen Austausches entgegen."
Die peinliche Stille, womit auch diese Schlu߬ worte hingenommen wurden, würde noch fühlbarer gewesen sein, wenn nicht Dussek in eben diesem Moment auf den Balkon hinausgetreten wäre. "Wie schön", rief er und wies mit der Hand auf den westlichen, bis hoch hinauf in einem glühgelben Lichte stehenden Horizont.
Alle waren mit ihm an die Brüstung des Bal¬ kons getreten, und sahen flußabwärts in den Abend¬ himmel hinein. Vor dem gelben Lichtstreifen standen schwarz und schweigend die hohen Pappeln und selbst die Schloßkuppel wirkte nur noch als Schattenriß.
Einen jeden der Gäste berührte diese Schönheit. Am schönsten aber war der Anblick zahlloser Schwäne, die, während man in den Abendhimmel sah, vom Charlottenburger Park her in langer Reihe heran¬ kamen. Andre lagen schon in Front. Es war er¬ sichtlich, daß die ganze Flottille durch irgend was bis in die Nähe der Villa gelockt sein mußte, denn sobald sie die Höhe derselben erreicht hatte, schwenkten
Beide verneigten ſich.
„Alles in allem wird es das Beſte ſein, meine Freundin Pauline nimmt es perſönlich in die Hand. Ich denke, ſie wird den Carayon'ſchen Damen einen erſten Beſuch machen, und ich ſehe Stunden eines angeregteſten geiſtigen Austauſches entgegen.“
Die peinliche Stille, womit auch dieſe Schlu߬ worte hingenommen wurden, würde noch fühlbarer geweſen ſein, wenn nicht Duſſek in eben dieſem Moment auf den Balkon hinausgetreten wäre. „Wie ſchön“, rief er und wies mit der Hand auf den weſtlichen, bis hoch hinauf in einem glühgelben Lichte ſtehenden Horizont.
Alle waren mit ihm an die Brüſtung des Bal¬ kons getreten, und ſahen flußabwärts in den Abend¬ himmel hinein. Vor dem gelben Lichtſtreifen ſtanden ſchwarz und ſchweigend die hohen Pappeln und ſelbſt die Schloßkuppel wirkte nur noch als Schattenriß.
Einen jeden der Gäſte berührte dieſe Schönheit. Am ſchönſten aber war der Anblick zahlloſer Schwäne, die, während man in den Abendhimmel ſah, vom Charlottenburger Park her in langer Reihe heran¬ kamen. Andre lagen ſchon in Front. Es war er¬ ſichtlich, daß die ganze Flottille durch irgend was bis in die Nähe der Villa gelockt ſein mußte, denn ſobald ſie die Höhe derſelben erreicht hatte, ſchwenkten
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0107"n="95"/><p>Beide verneigten ſich.</p><lb/><p>„Alles in allem wird es das Beſte ſein, meine<lb/>
Freundin Pauline nimmt es perſönlich in die Hand.<lb/>
Ich denke, ſie wird den Carayon'ſchen Damen einen<lb/>
erſten Beſuch machen, und ich ſehe Stunden eines<lb/>
angeregteſten geiſtigen Austauſches entgegen.“</p><lb/><p>Die peinliche Stille, womit auch dieſe Schlu߬<lb/>
worte hingenommen wurden, würde noch fühlbarer<lb/>
geweſen ſein, wenn nicht Duſſek in eben dieſem Moment<lb/>
auf den Balkon hinausgetreten wäre. „Wie ſchön“,<lb/>
rief er und wies mit der Hand auf den weſtlichen,<lb/>
bis hoch hinauf in einem glühgelben Lichte ſtehenden<lb/>
Horizont.</p><lb/><p>Alle waren mit ihm an die Brüſtung des Bal¬<lb/>
kons getreten, und ſahen flußabwärts in den Abend¬<lb/>
himmel hinein. Vor dem gelben Lichtſtreifen ſtanden<lb/>ſchwarz und ſchweigend die hohen Pappeln und ſelbſt<lb/>
die Schloßkuppel wirkte nur noch als Schattenriß.</p><lb/><p>Einen jeden der Gäſte berührte dieſe Schönheit.<lb/>
Am ſchönſten aber war der Anblick zahlloſer Schwäne,<lb/>
die, während man in den Abendhimmel ſah, vom<lb/>
Charlottenburger Park her in langer Reihe heran¬<lb/>
kamen. Andre lagen ſchon in Front. Es war er¬<lb/>ſichtlich, daß die ganze Flottille durch irgend was<lb/>
bis in die Nähe der Villa gelockt ſein mußte, denn<lb/>ſobald ſie die Höhe derſelben erreicht hatte, ſchwenkten<lb/></p></div></body></text></TEI>
[95/0107]
Beide verneigten ſich.
„Alles in allem wird es das Beſte ſein, meine
Freundin Pauline nimmt es perſönlich in die Hand.
Ich denke, ſie wird den Carayon'ſchen Damen einen
erſten Beſuch machen, und ich ſehe Stunden eines
angeregteſten geiſtigen Austauſches entgegen.“
Die peinliche Stille, womit auch dieſe Schlu߬
worte hingenommen wurden, würde noch fühlbarer
geweſen ſein, wenn nicht Duſſek in eben dieſem Moment
auf den Balkon hinausgetreten wäre. „Wie ſchön“,
rief er und wies mit der Hand auf den weſtlichen,
bis hoch hinauf in einem glühgelben Lichte ſtehenden
Horizont.
Alle waren mit ihm an die Brüſtung des Bal¬
kons getreten, und ſahen flußabwärts in den Abend¬
himmel hinein. Vor dem gelben Lichtſtreifen ſtanden
ſchwarz und ſchweigend die hohen Pappeln und ſelbſt
die Schloßkuppel wirkte nur noch als Schattenriß.
Einen jeden der Gäſte berührte dieſe Schönheit.
Am ſchönſten aber war der Anblick zahlloſer Schwäne,
die, während man in den Abendhimmel ſah, vom
Charlottenburger Park her in langer Reihe heran¬
kamen. Andre lagen ſchon in Front. Es war er¬
ſichtlich, daß die ganze Flottille durch irgend was
bis in die Nähe der Villa gelockt ſein mußte, denn
ſobald ſie die Höhe derſelben erreicht hatte, ſchwenkten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/107>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.