Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.Für die Polen reichten wir allenfalls aus. Aber die "Ja, das sind sie," bestätigte Frau v. Carayon, "Etwas!" lachte Bülow. "O, meine Gnädigste, Für die Polen reichten wir allenfalls aus. Aber die „Ja, das ſind ſie,“ beſtätigte Frau v. Carayon, „Etwas!“ lachte Bülow. „O, meine Gnädigſte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0016" n="4"/> Für die Polen reichten wir allenfalls aus. Aber die<lb/> Hannoveraner ſind feine Leute.“</p><lb/> <p>„Ja, das ſind ſie,“ beſtätigte Frau v. Carayon,<lb/> während ſie gleich danach hinzufügte: „Vielleicht auch<lb/> etwas hochmütig.“</p><lb/> <p>„Etwas!“ lachte Bülow. „O, meine Gnädigſte,<lb/> wer doch allzeit einer ähnlichen Milde begegnete.<lb/> Glauben Sie mir, ich kenne die Hannoveraner ſeit<lb/> lange, hab ihnen in meiner Altmärker-Eigenſchaft ſo<lb/> zu ſagen von Jugend auf über den Zaun gekuckt, und<lb/> darf Ihnen danach verſichern, daß alles das, was mir<lb/> England ſo zuwider macht, in dieſem welfiſchen Stamm¬<lb/> lande doppelt anzutreffen iſt. Ich gönn' ihnen des¬<lb/> halb die Zuchtrute, die wir ihnen bringen. Unſere<lb/> preußiſche Wirtſchaft iſt erbärmlich, und Mirabeau<lb/> hatte Recht, den geprieſenen Staat Friedrichs des<lb/> Großen mit einer Frucht zu vergleichen, die ſchon faul<lb/> ſei, bevor ſie noch reif geworden, aber faul oder nicht,<lb/><hi rendition="#g">Eines</hi> haben wir wenigſtens: ein Gefühl davon,<lb/> daß die Welt in dieſen letzten funfzehn Jahren einen<lb/> Schritt vorwärts gemacht hat, und daß ſich die großen<lb/> Geſchicke derſelben nicht notwendig zwiſchen Nuthe und<lb/> Notte vollziehen müſſen. In Hannover aber glaubt man<lb/> immer noch an eine Spezialaufgabe Kalenbergs und<lb/> der Lüneburger Haide. <hi rendition="#aq">Nomen et omen</hi>. Es iſt<lb/> der Sitz der Stagnation, eine Brutſtätte der Vor¬<lb/> urteile. <hi rendition="#g">Wir</hi> wiſſen wenigſtens, daß wir nichts tau¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0016]
Für die Polen reichten wir allenfalls aus. Aber die
Hannoveraner ſind feine Leute.“
„Ja, das ſind ſie,“ beſtätigte Frau v. Carayon,
während ſie gleich danach hinzufügte: „Vielleicht auch
etwas hochmütig.“
„Etwas!“ lachte Bülow. „O, meine Gnädigſte,
wer doch allzeit einer ähnlichen Milde begegnete.
Glauben Sie mir, ich kenne die Hannoveraner ſeit
lange, hab ihnen in meiner Altmärker-Eigenſchaft ſo
zu ſagen von Jugend auf über den Zaun gekuckt, und
darf Ihnen danach verſichern, daß alles das, was mir
England ſo zuwider macht, in dieſem welfiſchen Stamm¬
lande doppelt anzutreffen iſt. Ich gönn' ihnen des¬
halb die Zuchtrute, die wir ihnen bringen. Unſere
preußiſche Wirtſchaft iſt erbärmlich, und Mirabeau
hatte Recht, den geprieſenen Staat Friedrichs des
Großen mit einer Frucht zu vergleichen, die ſchon faul
ſei, bevor ſie noch reif geworden, aber faul oder nicht,
Eines haben wir wenigſtens: ein Gefühl davon,
daß die Welt in dieſen letzten funfzehn Jahren einen
Schritt vorwärts gemacht hat, und daß ſich die großen
Geſchicke derſelben nicht notwendig zwiſchen Nuthe und
Notte vollziehen müſſen. In Hannover aber glaubt man
immer noch an eine Spezialaufgabe Kalenbergs und
der Lüneburger Haide. Nomen et omen. Es iſt
der Sitz der Stagnation, eine Brutſtätte der Vor¬
urteile. Wir wiſſen wenigſtens, daß wir nichts tau¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |