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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.

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und Du nicht sprechen darfst, so muß ich es thun
statt Eurer und Euch verheiraten. Alles in der Welt
kehrt sich einmal um. Sonst verheiraten Mütter ihre
Tochter, hier liegt es anders, und ich verheirate Dich.
Er liebt Dich und Du liebst ihn. In den Jahren
seid ihr gleich, und ihr werdet das schönste Paar sein,
das seit Menschengedenken im fränzösischen Dom oder
in der Dreifaltigkeitskirche getraut wurde. Du siehst,
ich lasse Dir wenigstens hinsichtlich der Prediger und
der Kirche die Wahl; mehr kann ich nicht thun in
dieser Sache. Daß Du mich mit in die Ehe bringst,
ist nicht gut, aber auch nicht schlimm. Wo viel Licht
ist, ist viel Schatten."

Frau von Carayons Auge wurde feucht. "Ach
meine süße Victoire, Du siehst es anders, als es
liegt. Ich will Dich nicht mit Bekenntnissen über¬
raschen, und in bloßen Andeutungen zu sprechen, wie
Du gelegentlich liebst, widerstreitet mir. Ich mag
auch nicht philosophieren. Aber das laß Dir sagen,
es liegt alles vorgezeichnet in uns, und was Ursach
scheint, ist meist schon wieder Wirkung und Folge.
Glaube mir, Deine kleine Hand wird das Band
nicht knüpfen, das Du knüpfen möchtest. Es geht
nicht, es kann nicht sein. Ich weiß es besser. Und
warum auch? Zuletzt lieb' ich doch eigentlich nur Dich."

Ihr Gespräch wurde durch das Erscheinen einer
alten Dame, Schwester des verstorbenen Herrn

und Du nicht ſprechen darfſt, ſo muß ich es thun
ſtatt Eurer und Euch verheiraten. Alles in der Welt
kehrt ſich einmal um. Sonſt verheiraten Mütter ihre
Tochter, hier liegt es anders, und ich verheirate Dich.
Er liebt Dich und Du liebſt ihn. In den Jahren
ſeid ihr gleich, und ihr werdet das ſchönſte Paar ſein,
das ſeit Menſchengedenken im fränzöſiſchen Dom oder
in der Dreifaltigkeitskirche getraut wurde. Du ſiehſt,
ich laſſe Dir wenigſtens hinſichtlich der Prediger und
der Kirche die Wahl; mehr kann ich nicht thun in
dieſer Sache. Daß Du mich mit in die Ehe bringſt,
iſt nicht gut, aber auch nicht ſchlimm. Wo viel Licht
iſt, iſt viel Schatten.“

Frau von Carayons Auge wurde feucht. „Ach
meine ſüße Victoire, Du ſiehſt es anders, als es
liegt. Ich will Dich nicht mit Bekenntniſſen über¬
raſchen, und in bloßen Andeutungen zu ſprechen, wie
Du gelegentlich liebſt, widerſtreitet mir. Ich mag
auch nicht philoſophieren. Aber das laß Dir ſagen,
es liegt alles vorgezeichnet in uns, und was Urſach
ſcheint, iſt meiſt ſchon wieder Wirkung und Folge.
Glaube mir, Deine kleine Hand wird das Band
nicht knüpfen, das Du knüpfen möchteſt. Es geht
nicht, es kann nicht ſein. Ich weiß es beſſer. Und
warum auch? Zuletzt lieb' ich doch eigentlich nur Dich.“

Ihr Geſpräch wurde durch das Erſcheinen einer
alten Dame, Schweſter des verſtorbenen Herrn

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[39/0051] und Du nicht ſprechen darfſt, ſo muß ich es thun ſtatt Eurer und Euch verheiraten. Alles in der Welt kehrt ſich einmal um. Sonſt verheiraten Mütter ihre Tochter, hier liegt es anders, und ich verheirate Dich. Er liebt Dich und Du liebſt ihn. In den Jahren ſeid ihr gleich, und ihr werdet das ſchönſte Paar ſein, das ſeit Menſchengedenken im fränzöſiſchen Dom oder in der Dreifaltigkeitskirche getraut wurde. Du ſiehſt, ich laſſe Dir wenigſtens hinſichtlich der Prediger und der Kirche die Wahl; mehr kann ich nicht thun in dieſer Sache. Daß Du mich mit in die Ehe bringſt, iſt nicht gut, aber auch nicht ſchlimm. Wo viel Licht iſt, iſt viel Schatten.“ Frau von Carayons Auge wurde feucht. „Ach meine ſüße Victoire, Du ſiehſt es anders, als es liegt. Ich will Dich nicht mit Bekenntniſſen über¬ raſchen, und in bloßen Andeutungen zu ſprechen, wie Du gelegentlich liebſt, widerſtreitet mir. Ich mag auch nicht philoſophieren. Aber das laß Dir ſagen, es liegt alles vorgezeichnet in uns, und was Urſach ſcheint, iſt meiſt ſchon wieder Wirkung und Folge. Glaube mir, Deine kleine Hand wird das Band nicht knüpfen, das Du knüpfen möchteſt. Es geht nicht, es kann nicht ſein. Ich weiß es beſſer. Und warum auch? Zuletzt lieb' ich doch eigentlich nur Dich.“ Ihr Geſpräch wurde durch das Erſcheinen einer alten Dame, Schweſter des verſtorbenen Herrn

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/51>, abgerufen am 27.11.2024.