Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.nicht gelernt, wie könnt ich leben, ich, die ich so Aber ich sprach von manchem Schmerzlichen, und Es war erst gestern auf unsrer Spazierfahrt. nicht gelernt, wie könnt ich leben, ich, die ich ſo Aber ich ſprach von manchem Schmerzlichen, und Es war erſt geſtern auf unſrer Spazierfahrt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0076" n="64"/><hi rendition="#g">nicht</hi> gelernt, wie könnt ich leben, ich, die ich ſo<lb/> gern lebe! Eine Schwäche, die (wie ich einmal ge¬<lb/> leſen) alle diejenigen haben ſollen, von denen man es<lb/> am wenigſten begreift.</p><lb/> <p>Aber ich ſprach von manchem Schmerzlichen, und<lb/> es drängt mich, Dir davon zu erzählen.</p><lb/> <p>Es war erſt geſtern auf unſrer Spazierfahrt.<lb/> Als wir den Gang aus dem Dorf in die Kirche<lb/> machten, führte Schach Mama. Nicht zufällig, es war<lb/> arrangiert, und zwar durch <hi rendition="#g">mich</hi>. Ich ließ beide<lb/> zurück, weil ich eine Ausſprache (Du weißt <hi rendition="#g">welche</hi>)<lb/> zwiſchen beiden herbeiführen wollte. Solche ſtillen<lb/> Abende, wo man über Feld ſchreitet, und nichts hört<lb/> als das Anſchlagen der Abendglocke, heben uns über<lb/> kleine Rückſichten fort und machen uns freier. Und<lb/> ſind wir erſt <hi rendition="#g">das</hi>, ſo findet ſich auch das rechte<lb/> Wort. Was zwiſchen ihnen geſprochen wurde, weiß<lb/> ich nicht, jedenfalls nicht <hi rendition="#g">das</hi>, was geſprochen werden<lb/> ſollte. Zuletzt traten wir in die Kirche, die vom<lb/> Abendrot wie durchglüht war, alles gewann Leben,<lb/> und es war unvergeßlich ſchön. Auf dem Heimwege<lb/> tauſchte Schach, und führte <hi rendition="#g">mich</hi>. Er ſprach ſehr<lb/> anziehend, und in einem Tone, der mir ebenſo wohl¬<lb/> that, als er mich überraſchte. Jedes Wort iſt mir<lb/> noch in der Erinnerung geblieben, und giebt mir zu<lb/> denken. Aber was geſchah? Als wir wieder am<lb/> Eingange des Dorfes waren, wurd er ſchweigſamer,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0076]
nicht gelernt, wie könnt ich leben, ich, die ich ſo
gern lebe! Eine Schwäche, die (wie ich einmal ge¬
leſen) alle diejenigen haben ſollen, von denen man es
am wenigſten begreift.
Aber ich ſprach von manchem Schmerzlichen, und
es drängt mich, Dir davon zu erzählen.
Es war erſt geſtern auf unſrer Spazierfahrt.
Als wir den Gang aus dem Dorf in die Kirche
machten, führte Schach Mama. Nicht zufällig, es war
arrangiert, und zwar durch mich. Ich ließ beide
zurück, weil ich eine Ausſprache (Du weißt welche)
zwiſchen beiden herbeiführen wollte. Solche ſtillen
Abende, wo man über Feld ſchreitet, und nichts hört
als das Anſchlagen der Abendglocke, heben uns über
kleine Rückſichten fort und machen uns freier. Und
ſind wir erſt das, ſo findet ſich auch das rechte
Wort. Was zwiſchen ihnen geſprochen wurde, weiß
ich nicht, jedenfalls nicht das, was geſprochen werden
ſollte. Zuletzt traten wir in die Kirche, die vom
Abendrot wie durchglüht war, alles gewann Leben,
und es war unvergeßlich ſchön. Auf dem Heimwege
tauſchte Schach, und führte mich. Er ſprach ſehr
anziehend, und in einem Tone, der mir ebenſo wohl¬
that, als er mich überraſchte. Jedes Wort iſt mir
noch in der Erinnerung geblieben, und giebt mir zu
denken. Aber was geſchah? Als wir wieder am
Eingange des Dorfes waren, wurd er ſchweigſamer,
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