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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.

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Maler Flans war eine ziemlich fragwürdige Gestalt und das vielzitierte Wort "was gemacht werden kann, wird gemacht" war wie für ihn erfunden. Als Maler kaum mittelmäßig, war er im Uebrigen, und zwar immer mit einem Anfluge von Komik, nur noch bemerkenswert als Don Juan kleineren Stils, als Festarrangeur, Jeu-Bruder und Sonntagsreiter und brachte es zuwege, daß er am Ende seiner Tage nicht als Flans, sondern unter seinem mütterlichen Namen, irgendwo nobilitiert wurde. Zum Glück ist er kinderlos verstorben.

Es braucht nicht gesagt zu werden, daß ein Mann wie Flans, der außerdem um ein gut Teil älter war als der Rest unsrer "Plateniden", den ganzen Klub in der Tasche hatte. Keiner traute ihm, aber jeder gehorchte, wobei der Verein übrigens nicht schlecht fuhr, denn seine Gewandtheit war groß. Dazu bon garcon, immer auf bestem Fuß mit den Kameraden, die den verschiedensten Berufen angehörten. Die Meisten waren Studenten, unter denen wieder die Theologen überwogen. Einer, der schon Doktor war, hielt es mit der Philosophie. Dies war Werner Hahn, der sich später in dem entzückenden Sakrow, wohin er sich zurückgezogen, mit Mühe und Fleiß zu einem vielgelesenen Schriftsteller heraufarbeitete. Man hat von ihm eine Bearbeitung der Edda, desgleichen eine

Maler Flans war eine ziemlich fragwürdige Gestalt und das vielzitierte Wort „was gemacht werden kann, wird gemacht“ war wie für ihn erfunden. Als Maler kaum mittelmäßig, war er im Uebrigen, und zwar immer mit einem Anfluge von Komik, nur noch bemerkenswert als Don Juan kleineren Stils, als Festarrangeur, Jeu-Bruder und Sonntagsreiter und brachte es zuwege, daß er am Ende seiner Tage nicht als Flans, sondern unter seinem mütterlichen Namen, irgendwo nobilitiert wurde. Zum Glück ist er kinderlos verstorben.

Es braucht nicht gesagt zu werden, daß ein Mann wie Flans, der außerdem um ein gut Teil älter war als der Rest unsrer „Plateniden“, den ganzen Klub in der Tasche hatte. Keiner traute ihm, aber jeder gehorchte, wobei der Verein übrigens nicht schlecht fuhr, denn seine Gewandtheit war groß. Dazu bon garçon, immer auf bestem Fuß mit den Kameraden, die den verschiedensten Berufen angehörten. Die Meisten waren Studenten, unter denen wieder die Theologen überwogen. Einer, der schon Doktor war, hielt es mit der Philosophie. Dies war Werner Hahn, der sich später in dem entzückenden Sakrow, wohin er sich zurückgezogen, mit Mühe und Fleiß zu einem vielgelesenen Schriftsteller heraufarbeitete. Man hat von ihm eine Bearbeitung der Edda, desgleichen eine

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[92/0101] Maler Flans war eine ziemlich fragwürdige Gestalt und das vielzitierte Wort „was gemacht werden kann, wird gemacht“ war wie für ihn erfunden. Als Maler kaum mittelmäßig, war er im Uebrigen, und zwar immer mit einem Anfluge von Komik, nur noch bemerkenswert als Don Juan kleineren Stils, als Festarrangeur, Jeu-Bruder und Sonntagsreiter und brachte es zuwege, daß er am Ende seiner Tage nicht als Flans, sondern unter seinem mütterlichen Namen, irgendwo nobilitiert wurde. Zum Glück ist er kinderlos verstorben. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß ein Mann wie Flans, der außerdem um ein gut Teil älter war als der Rest unsrer „Plateniden“, den ganzen Klub in der Tasche hatte. Keiner traute ihm, aber jeder gehorchte, wobei der Verein übrigens nicht schlecht fuhr, denn seine Gewandtheit war groß. Dazu bon garçon, immer auf bestem Fuß mit den Kameraden, die den verschiedensten Berufen angehörten. Die Meisten waren Studenten, unter denen wieder die Theologen überwogen. Einer, der schon Doktor war, hielt es mit der Philosophie. Dies war Werner Hahn, der sich später in dem entzückenden Sakrow, wohin er sich zurückgezogen, mit Mühe und Fleiß zu einem vielgelesenen Schriftsteller heraufarbeitete. Man hat von ihm eine Bearbeitung der Edda, desgleichen eine

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Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T10:02:20Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T10:02:20Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/101>, abgerufen am 17.05.2024.