Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.wie das alles zusammenhänge? Ich sei wohl auch für Einfachheit und fände leicht einen Reiz und einen Vorzug darin; aber das ginge mir doch beinahe zu weit. "Ja, lieber Freund," sagte Hahn, "er lebt eben, wie er leben kann. Und schon dies geht eigentlich über seine Mittel. Er hat garnichts." "Aber so klug wie er ist, müßt es ihm doch ein Leichtes sein ..." " ... Stunden zu geben," unterbrach mich Hahn, "zu schulmeistern und so sich durchzuschlagen. Gewiß. Aber das mag er nicht und ich kann's ihm kaum übel nehmen. Ein elendes Dasein blieb es doch. Und da ist diese Lebensform vielleicht besser. Er bleibt bei Kraft, verthut sich nicht und vor allem gähnt sich nicht selber an, wie so viele leider thun müssen. Er hat eine hohe Meinung von sich, Andre, wie Sie wohl gesehen haben, bestärken ihn darin und so darf er sich's schließlich erlauben. Er lebt eigentlich von den Freunden und sie sind stolz und glücklich, daß er sich ihre Gutthat gefallen läßt." "Ich wußte nichts von dem, was Sie da sagen. Wie wird denn das eingerichtet? Da müßte man doch auch eigentlich mit dabei sein." "Ist nicht nötig ... Und dann, Sie sind nicht Student und gehören überhaupt nicht mit dazu. wie das alles zusammenhänge? Ich sei wohl auch für Einfachheit und fände leicht einen Reiz und einen Vorzug darin; aber das ginge mir doch beinahe zu weit. „Ja, lieber Freund,“ sagte Hahn, „er lebt eben, wie er leben kann. Und schon dies geht eigentlich über seine Mittel. Er hat garnichts.“ „Aber so klug wie er ist, müßt es ihm doch ein Leichtes sein …“ „ … Stunden zu geben,“ unterbrach mich Hahn, „zu schulmeistern und so sich durchzuschlagen. Gewiß. Aber das mag er nicht und ich kann’s ihm kaum übel nehmen. Ein elendes Dasein blieb es doch. Und da ist diese Lebensform vielleicht besser. Er bleibt bei Kraft, verthut sich nicht und vor allem gähnt sich nicht selber an, wie so viele leider thun müssen. Er hat eine hohe Meinung von sich, Andre, wie Sie wohl gesehen haben, bestärken ihn darin und so darf er sich’s schließlich erlauben. Er lebt eigentlich von den Freunden und sie sind stolz und glücklich, daß er sich ihre Gutthat gefallen läßt.“ „Ich wußte nichts von dem, was Sie da sagen. Wie wird denn das eingerichtet? Da müßte man doch auch eigentlich mit dabei sein.“ „Ist nicht nötig … Und dann, Sie sind nicht Student und gehören überhaupt nicht mit dazu. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0108" n="99"/> wie das alles zusammenhänge? Ich sei wohl auch für Einfachheit und fände leicht einen Reiz und einen Vorzug darin; aber das ginge mir doch beinahe zu weit.</p><lb/> <p>„Ja, lieber Freund,“ sagte Hahn, „er lebt eben, wie er leben kann. Und schon dies geht eigentlich über seine Mittel. Er hat garnichts.“</p><lb/> <p>„Aber so klug wie er ist, müßt es ihm doch ein Leichtes sein …“</p><lb/> <p>„ … Stunden zu geben,“ unterbrach mich Hahn, „zu schulmeistern und so sich durchzuschlagen. Gewiß. Aber das mag er nicht und ich kann’s ihm kaum übel nehmen. Ein elendes Dasein blieb es doch. Und da ist diese Lebensform vielleicht besser. Er bleibt bei Kraft, verthut sich nicht und vor allem gähnt sich nicht selber an, wie so viele leider thun müssen. Er hat eine hohe Meinung von sich, Andre, wie Sie wohl gesehen haben, bestärken ihn darin und so darf er sich’s schließlich erlauben. Er lebt eigentlich von den Freunden und sie sind stolz und glücklich, daß er sich ihre Gutthat gefallen läßt.“</p><lb/> <p>„Ich wußte nichts von dem, was Sie da sagen. Wie wird denn das eingerichtet? Da müßte man doch auch eigentlich mit dabei sein.“</p><lb/> <p>„Ist nicht nötig … Und dann, Sie sind nicht Student und gehören überhaupt nicht mit dazu.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [99/0108]
wie das alles zusammenhänge? Ich sei wohl auch für Einfachheit und fände leicht einen Reiz und einen Vorzug darin; aber das ginge mir doch beinahe zu weit.
„Ja, lieber Freund,“ sagte Hahn, „er lebt eben, wie er leben kann. Und schon dies geht eigentlich über seine Mittel. Er hat garnichts.“
„Aber so klug wie er ist, müßt es ihm doch ein Leichtes sein …“
„ … Stunden zu geben,“ unterbrach mich Hahn, „zu schulmeistern und so sich durchzuschlagen. Gewiß. Aber das mag er nicht und ich kann’s ihm kaum übel nehmen. Ein elendes Dasein blieb es doch. Und da ist diese Lebensform vielleicht besser. Er bleibt bei Kraft, verthut sich nicht und vor allem gähnt sich nicht selber an, wie so viele leider thun müssen. Er hat eine hohe Meinung von sich, Andre, wie Sie wohl gesehen haben, bestärken ihn darin und so darf er sich’s schließlich erlauben. Er lebt eigentlich von den Freunden und sie sind stolz und glücklich, daß er sich ihre Gutthat gefallen läßt.“
„Ich wußte nichts von dem, was Sie da sagen. Wie wird denn das eingerichtet? Da müßte man doch auch eigentlich mit dabei sein.“
„Ist nicht nötig … Und dann, Sie sind nicht Student und gehören überhaupt nicht mit dazu.
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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