Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.kam es, daß zuletzt nur noch "eine Säule von verschwundener Pracht zeugte". Diese Säule war Dessau. Aber auch hier sollte, mit Beginn des neuen Jahres, der entsprechende Freiheitsparagraph wieder abgeschafft werden und so mahnte denn alles zur Eile. Noch kurz vor Thoresschluß erfolgte die Trauung des jungen Paares, und aus einer gewissen Dankbarkeit, so nehm' ich an, verblieb man in Dessau. Doch nicht auf lange. Dessau war kein Platz für Wolfsohn, und so ging er denn nach Dresden zurück. Hoftheater und höfische Sitte, schriftstellerisches und künstlerisches Leben, vor allem internationaler Verkehr, - das war das, was für ihn paßte, worin er Befriedigung fand. Und diese neuen Dresdner Jahre wurden denn auch seine glücklichsten; er lebte hier ganz seinen Arbeiten, vor allem den wieder aufgenommenen dramatischen, und gründete die "Nordische Revue", die bis zu seinem frühen Hinscheiden 1865 in gutem Ansehen stand. Er war kaum fünfundvierzig Jahre alt geworden. Einer seiner Söhne - Pseudonym: Wilhelm Wolters - hat des Vaters Laufbahn eingeschlagen und ist ein guter Novellist. Die eigentlich große Nummer unseres Klubs, natürlich erst durch das, was aus ihm wurde, war kam es, daß zuletzt nur noch „eine Säule von verschwundener Pracht zeugte“. Diese Säule war Dessau. Aber auch hier sollte, mit Beginn des neuen Jahres, der entsprechende Freiheitsparagraph wieder abgeschafft werden und so mahnte denn alles zur Eile. Noch kurz vor Thoresschluß erfolgte die Trauung des jungen Paares, und aus einer gewissen Dankbarkeit, so nehm’ ich an, verblieb man in Dessau. Doch nicht auf lange. Dessau war kein Platz für Wolfsohn, und so ging er denn nach Dresden zurück. Hoftheater und höfische Sitte, schriftstellerisches und künstlerisches Leben, vor allem internationaler Verkehr, – das war das, was für ihn paßte, worin er Befriedigung fand. Und diese neuen Dresdner Jahre wurden denn auch seine glücklichsten; er lebte hier ganz seinen Arbeiten, vor allem den wieder aufgenommenen dramatischen, und gründete die „Nordische Revue“, die bis zu seinem frühen Hinscheiden 1865 in gutem Ansehen stand. Er war kaum fünfundvierzig Jahre alt geworden. Einer seiner Söhne – Pseudonym: Wilhelm Wolters – hat des Vaters Laufbahn eingeschlagen und ist ein guter Novellist. Die eigentlich große Nummer unseres Klubs, natürlich erst durch das, was aus ihm wurde, war <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0160" n="151"/> kam es, daß zuletzt nur noch „eine Säule von verschwundener Pracht zeugte“. Diese Säule war Dessau. Aber auch hier sollte, mit Beginn des neuen Jahres, der entsprechende Freiheitsparagraph wieder abgeschafft werden und so mahnte denn alles zur Eile. Noch kurz vor Thoresschluß erfolgte die Trauung des jungen Paares, und aus einer gewissen Dankbarkeit, so nehm’ ich an, verblieb man in Dessau. Doch nicht auf lange. Dessau war kein Platz für Wolfsohn, und so ging er denn nach Dresden zurück. Hoftheater und höfische Sitte, schriftstellerisches und künstlerisches Leben, vor allem internationaler Verkehr, – das war das, was für ihn paßte, worin er Befriedigung fand. Und diese neuen Dresdner Jahre wurden denn auch seine glücklichsten; er lebte hier ganz seinen Arbeiten, vor allem den wieder aufgenommenen dramatischen, und gründete die „Nordische Revue“, die bis zu seinem frühen Hinscheiden 1865 in gutem Ansehen stand. Er war kaum fünfundvierzig Jahre alt geworden. Einer seiner Söhne – Pseudonym: Wilhelm Wolters – hat des Vaters Laufbahn eingeschlagen und ist ein guter Novellist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Die eigentlich große Nummer unseres Klubs, natürlich erst durch das, was aus ihm wurde, war<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [151/0160]
kam es, daß zuletzt nur noch „eine Säule von verschwundener Pracht zeugte“. Diese Säule war Dessau. Aber auch hier sollte, mit Beginn des neuen Jahres, der entsprechende Freiheitsparagraph wieder abgeschafft werden und so mahnte denn alles zur Eile. Noch kurz vor Thoresschluß erfolgte die Trauung des jungen Paares, und aus einer gewissen Dankbarkeit, so nehm’ ich an, verblieb man in Dessau. Doch nicht auf lange. Dessau war kein Platz für Wolfsohn, und so ging er denn nach Dresden zurück. Hoftheater und höfische Sitte, schriftstellerisches und künstlerisches Leben, vor allem internationaler Verkehr, – das war das, was für ihn paßte, worin er Befriedigung fand. Und diese neuen Dresdner Jahre wurden denn auch seine glücklichsten; er lebte hier ganz seinen Arbeiten, vor allem den wieder aufgenommenen dramatischen, und gründete die „Nordische Revue“, die bis zu seinem frühen Hinscheiden 1865 in gutem Ansehen stand. Er war kaum fünfundvierzig Jahre alt geworden. Einer seiner Söhne – Pseudonym: Wilhelm Wolters – hat des Vaters Laufbahn eingeschlagen und ist ein guter Novellist.
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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