Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.er mir da vorgestern auf der Neuen Wache gesagt hatte, war ja so gut wie nichts gewesen. Ich begann also: "Nun sage mir, Scherz, wie kommst Du zur Reise? Du sprichst ja kein Wort englisch." "Dafür hab ich Dich eben. Gerade deshalb hab ich Dich aufgefordert." "Das wird Dir aber auch nicht viel helfen. Mein Englisch reicht nicht weit. Und so gleich die Verdoppelung der Reisekosten . ." "Ist nicht so schlimm damit." Und nun erfuhr ich, daß unsere Reise eine Art Genossenschaftsreise sei, genau nach dem Prinzipe, das, zwanzig Jahre später, durch die Gebrüder Stangen zu so großem Ansehen kam. Die von jedem Teilnehmer einzuzahlende Summe war verhältnismäßig klein und sicherte demselben - aber erst von Magdeburg aus, das als Rendezvous oder starting point ausersehen war - zunächst freie Fahrt hin und zurück und daneben Wohnung und Verpflegung während eines zehntägigen Aufenthaltes in London. Ich freute mich dies zu hören, weil es mir eine gewisse freie Bewegung sicherte. War erst das Billet in meinen Händen, so war damit die Hauptsache gethan und von einer weiteren Inanspruchnahme meines Freundes konnte nur noch sehr aus- er mir da vorgestern auf der Neuen Wache gesagt hatte, war ja so gut wie nichts gewesen. Ich begann also: „Nun sage mir, Scherz, wie kommst Du zur Reise? Du sprichst ja kein Wort englisch.“ „Dafür hab ich Dich eben. Gerade deshalb hab ich Dich aufgefordert.“ „Das wird Dir aber auch nicht viel helfen. Mein Englisch reicht nicht weit. Und so gleich die Verdoppelung der Reisekosten . .“ „Ist nicht so schlimm damit.“ Und nun erfuhr ich, daß unsere Reise eine Art Genossenschaftsreise sei, genau nach dem Prinzipe, das, zwanzig Jahre später, durch die Gebrüder Stangen zu so großem Ansehen kam. Die von jedem Teilnehmer einzuzahlende Summe war verhältnismäßig klein und sicherte demselben – aber erst von Magdeburg aus, das als Rendezvous oder starting point ausersehen war – zunächst freie Fahrt hin und zurück und daneben Wohnung und Verpflegung während eines zehntägigen Aufenthaltes in London. Ich freute mich dies zu hören, weil es mir eine gewisse freie Bewegung sicherte. War erst das Billet in meinen Händen, so war damit die Hauptsache gethan und von einer weiteren Inanspruchnahme meines Freundes konnte nur noch sehr aus- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0234" n="225"/> er mir da vorgestern auf der Neuen Wache gesagt hatte, war ja so gut wie nichts gewesen.</p><lb/> <p>Ich begann also: „Nun sage mir, Scherz, wie kommst Du zur Reise? Du sprichst ja kein Wort englisch.“</p><lb/> <p>„Dafür hab ich Dich eben. Gerade deshalb hab ich Dich aufgefordert.“</p><lb/> <p>„Das wird Dir aber auch nicht viel helfen. Mein Englisch reicht nicht weit. Und so gleich die Verdoppelung der Reisekosten . .“</p><lb/> <p>„Ist nicht so schlimm damit.“</p><lb/> <p>Und nun erfuhr ich, daß unsere Reise eine Art Genossenschaftsreise sei, genau nach dem Prinzipe, das, zwanzig Jahre später, durch die Gebrüder Stangen zu so großem Ansehen kam. Die von jedem Teilnehmer einzuzahlende Summe war verhältnismäßig klein und sicherte demselben – aber erst von Magdeburg aus, das als Rendezvous oder <hi rendition="#aq">starting point</hi> ausersehen war – zunächst freie Fahrt hin und zurück und daneben Wohnung und Verpflegung während eines zehntägigen Aufenthaltes in London. Ich freute mich dies zu hören, weil es mir eine gewisse freie Bewegung sicherte. War erst das Billet in meinen Händen, so war damit die Hauptsache gethan und von einer weiteren Inanspruchnahme meines Freundes konnte nur noch sehr aus-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [225/0234]
er mir da vorgestern auf der Neuen Wache gesagt hatte, war ja so gut wie nichts gewesen.
Ich begann also: „Nun sage mir, Scherz, wie kommst Du zur Reise? Du sprichst ja kein Wort englisch.“
„Dafür hab ich Dich eben. Gerade deshalb hab ich Dich aufgefordert.“
„Das wird Dir aber auch nicht viel helfen. Mein Englisch reicht nicht weit. Und so gleich die Verdoppelung der Reisekosten . .“
„Ist nicht so schlimm damit.“
Und nun erfuhr ich, daß unsere Reise eine Art Genossenschaftsreise sei, genau nach dem Prinzipe, das, zwanzig Jahre später, durch die Gebrüder Stangen zu so großem Ansehen kam. Die von jedem Teilnehmer einzuzahlende Summe war verhältnismäßig klein und sicherte demselben – aber erst von Magdeburg aus, das als Rendezvous oder starting point ausersehen war – zunächst freie Fahrt hin und zurück und daneben Wohnung und Verpflegung während eines zehntägigen Aufenthaltes in London. Ich freute mich dies zu hören, weil es mir eine gewisse freie Bewegung sicherte. War erst das Billet in meinen Händen, so war damit die Hauptsache gethan und von einer weiteren Inanspruchnahme meines Freundes konnte nur noch sehr aus-
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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