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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.

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Schaltjahre beschränkte. Jeden 29. Februar setzten sich beide hin und schrieben einander über die Ereignisse der letzten vier Jahre. Das bringt mich auf die vielen drolligen und komischen Züge, die ihm anhafteten. Er haßte die Sperlinge, war überhaupt kein Tierfreund. Höchst merkwürdig war das ökonomische System, nach dem er seine Einnahmen und Ausgaben regelte. Er hatte einen Kasten mit vielen Fächern, die alle mit Ueberschriften versehen waren, wie zum Beispiel Miete, Kleider, Stiefel, Zigarren, - kurz alle möglichen Lebensbedürfnisse hatten jedes sein besonderes Fach. Im Laufe der Jahre hatte er sich nun vortreffliche Verhältniszahlen ausgebildet, in denen alle diese Bedürfnisse zu einander stehen mußten, und nach diesen Zahlen wurde jede Einnahme in die Fächer verteilt. Betrug also eine Einnahme dreihundert Thaler und irgend eine der Sonderkassen war auf fünf Prozent angewiesen, so bekam sie in diesem Falle fünfzehn Thaler. Ich habe ihn öfter über diesen Kasten sitzen sehen, grübelnd und mit Geld klimpernd. Zuweilen kam es nun vor, daß beim Bezahlen einer größeren Rechnung der Bestand dieser Kassen nicht ausreichte. Dann pumpte er bei einer besser situierten und gab ihr einen Schuldschein, wie zum Beispiel: ,die Kleiderkasse schuldet der Stiefelkasse so und so

Schaltjahre beschränkte. Jeden 29. Februar setzten sich beide hin und schrieben einander über die Ereignisse der letzten vier Jahre. Das bringt mich auf die vielen drolligen und komischen Züge, die ihm anhafteten. Er haßte die Sperlinge, war überhaupt kein Tierfreund. Höchst merkwürdig war das ökonomische System, nach dem er seine Einnahmen und Ausgaben regelte. Er hatte einen Kasten mit vielen Fächern, die alle mit Ueberschriften versehen waren, wie zum Beispiel Miete, Kleider, Stiefel, Zigarren, – kurz alle möglichen Lebensbedürfnisse hatten jedes sein besonderes Fach. Im Laufe der Jahre hatte er sich nun vortreffliche Verhältniszahlen ausgebildet, in denen alle diese Bedürfnisse zu einander stehen mußten, und nach diesen Zahlen wurde jede Einnahme in die Fächer verteilt. Betrug also eine Einnahme dreihundert Thaler und irgend eine der Sonderkassen war auf fünf Prozent angewiesen, so bekam sie in diesem Falle fünfzehn Thaler. Ich habe ihn öfter über diesen Kasten sitzen sehen, grübelnd und mit Geld klimpernd. Zuweilen kam es nun vor, daß beim Bezahlen einer größeren Rechnung der Bestand dieser Kassen nicht ausreichte. Dann pumpte er bei einer besser situierten und gab ihr einen Schuldschein, wie zum Beispiel: die Kleiderkasse schuldet der Stiefelkasse so und so

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[312/0321] Schaltjahre beschränkte. Jeden 29. Februar setzten sich beide hin und schrieben einander über die Ereignisse der letzten vier Jahre. Das bringt mich auf die vielen drolligen und komischen Züge, die ihm anhafteten. Er haßte die Sperlinge, war überhaupt kein Tierfreund. Höchst merkwürdig war das ökonomische System, nach dem er seine Einnahmen und Ausgaben regelte. Er hatte einen Kasten mit vielen Fächern, die alle mit Ueberschriften versehen waren, wie zum Beispiel Miete, Kleider, Stiefel, Zigarren, – kurz alle möglichen Lebensbedürfnisse hatten jedes sein besonderes Fach. Im Laufe der Jahre hatte er sich nun vortreffliche Verhältniszahlen ausgebildet, in denen alle diese Bedürfnisse zu einander stehen mußten, und nach diesen Zahlen wurde jede Einnahme in die Fächer verteilt. Betrug also eine Einnahme dreihundert Thaler und irgend eine der Sonderkassen war auf fünf Prozent angewiesen, so bekam sie in diesem Falle fünfzehn Thaler. Ich habe ihn öfter über diesen Kasten sitzen sehen, grübelnd und mit Geld klimpernd. Zuweilen kam es nun vor, daß beim Bezahlen einer größeren Rechnung der Bestand dieser Kassen nicht ausreichte. Dann pumpte er bei einer besser situierten und gab ihr einen Schuldschein, wie zum Beispiel: ‚die Kleiderkasse schuldet der Stiefelkasse so und so

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T10:02:20Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T10:02:20Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/321>, abgerufen am 25.11.2024.