hat sich einen Dienst geleistet, hat sich beim Könige lieb Kind gemacht, sich vor den Potsdamer Offizieren als Kunstmäcen ausgespielt. Lächerlich genug. Wir wiederholen Dir, allen persönlichen Vorteil hat er gehabt und dabei seiner Eitelkeit Zucker gegeben. Und dann hat er Dich seinem Buchhändler Hayn, diesem Intelligenzblatt-Verleger zugeführt, und ,Freund Hayn', bei dem man Intelligenz und Intelligenzblatt unterscheiden muß, hat ein Bombengeschäft mit Dir gemacht und ziert sich nun in der Welt als Litteraturvater herum, während er doch bloß ein Weißbierphilister ist mit einer Pontac-Nase. Quäle Dich doch nicht mit Dankbarkeit. Er muß Dir dankbar sein. Wenn Du zusammenrechnest, was dieser Louis Schneider, dieser sogenannte Edelmutsmensch, aus allen Königs- und Prinzenkassen für Dich herausgeschüttelt hat, so kommt noch keine Jahresmiete heraus, trotzdem Du, Gott weiß es, billig genug wohnst." In diesem Tone klang das Lied, das Franz Duncker, Widmann, Orelli nicht müde wurden zu singen und ein Stückchen Wahrheit war ja drin. Aber die, die so redeten, waren auch nicht anders und was sie samt und sonders mit so viel Spott und Bitterkeit gegen Schneider auftreten ließ, das war alles nur politische Gegnerschaft, Parteihaß. Man haßte den
hat sich einen Dienst geleistet, hat sich beim Könige lieb Kind gemacht, sich vor den Potsdamer Offizieren als Kunstmäcen ausgespielt. Lächerlich genug. Wir wiederholen Dir, allen persönlichen Vorteil hat er gehabt und dabei seiner Eitelkeit Zucker gegeben. Und dann hat er Dich seinem Buchhändler Hayn, diesem Intelligenzblatt-Verleger zugeführt, und ‚Freund Hayn‘, bei dem man Intelligenz und Intelligenzblatt unterscheiden muß, hat ein Bombengeschäft mit Dir gemacht und ziert sich nun in der Welt als Litteraturvater herum, während er doch bloß ein Weißbierphilister ist mit einer Pontac-Nase. Quäle Dich doch nicht mit Dankbarkeit. Er muß Dir dankbar sein. Wenn Du zusammenrechnest, was dieser Louis Schneider, dieser sogenannte Edelmutsmensch, aus allen Königs- und Prinzenkassen für Dich herausgeschüttelt hat, so kommt noch keine Jahresmiete heraus, trotzdem Du, Gott weiß es, billig genug wohnst.“ In diesem Tone klang das Lied, das Franz Duncker, Widmann, Orelli nicht müde wurden zu singen und ein Stückchen Wahrheit war ja drin. Aber die, die so redeten, waren auch nicht anders und was sie samt und sonders mit so viel Spott und Bitterkeit gegen Schneider auftreten ließ, das war alles nur politische Gegnerschaft, Parteihaß. Man haßte den
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hat sich einen Dienst geleistet, hat sich beim Könige lieb Kind gemacht, sich vor den Potsdamer Offizieren als Kunstmäcen ausgespielt. Lächerlich genug. Wir wiederholen Dir, allen persönlichen Vorteil hat er gehabt und dabei seiner Eitelkeit Zucker gegeben. Und dann hat er Dich seinem Buchhändler Hayn, diesem Intelligenzblatt-Verleger zugeführt, und ‚Freund Hayn‘, bei dem man Intelligenz und Intelligenzblatt unterscheiden muß, hat ein Bombengeschäft mit Dir gemacht und ziert sich nun in der Welt als Litteraturvater herum, während er doch bloß ein Weißbierphilister ist mit einer Pontac-Nase. Quäle Dich doch nicht mit Dankbarkeit. Er muß Dir dankbar sein. Wenn Du zusammenrechnest, was dieser Louis Schneider, dieser sogenannte Edelmutsmensch, aus allen Königs- und Prinzenkassen für Dich herausgeschüttelt hat, so kommt noch keine Jahresmiete heraus, trotzdem Du, Gott weiß es, billig genug wohnst.“ In diesem Tone klang das Lied, das Franz Duncker, Widmann, Orelli nicht müde wurden zu singen und ein Stückchen Wahrheit war ja drin. Aber die, die so redeten, waren auch nicht anders und was sie samt und sonders mit so viel Spott und Bitterkeit gegen Schneider auftreten ließ, das war alles nur politische Gegnerschaft, Parteihaß. Man haßte den
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/419>, abgerufen am 27.07.2024.
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