der Gardeartillerie - der sich mit seiner Batterie vor Düppel ausgezeichnet hatte, - Oberstleutnant Graf Roedern von den Gardedragonern, Hofprediger Kögel, Professor W. Hensel, der junge Senfft v. Pilsach, Neffe des vorgenannten Geheimrats. -
Ueber die drei Letztgenannten möchte ich hier ein paar Worte sagen.
Hofprediger Kögel war damals eben nach Berlin gekommen; er mochte vierzig sein. Schlank, grad' aufrecht, von einer nervös angespannten und zugleich degagierten Haltung, machte er mehr den Eindruck eines mit glänzenden Aussichten ins Ministerium berufenen Regierungsrats, als den eines Theologen. Lebhaft, espritvoll, verbindlich, aber inmitten aller Verbindlichkeit von - übrigens vollberechtigten - Ueberlegenheitsallüren, konnte er als ein Typus jener aus kleinen in große Verhältnisse hinein geratenen Persönlichkeiten gelten, die, plötzlich auf einer gewissen Höhe angelangt, rasch daselbst die Wahrnehmung ihrer Superiorität machen und in diesem Gefühl zu Tonangebenden und Regierenden werden, selbstverständlich unter kluger Wahrung aller durch Geburt und Verhältnisse vorgeschriebenen Distancen. Irr' ich nun aber nicht, so hatte Kögel eine Neigung, diese so viel bedeutenden Distancen in legererer Weise zu markieren, als herkömmlich. Er "markierte" sie wirklich
der Gardeartillerie – der sich mit seiner Batterie vor Düppel ausgezeichnet hatte, – Oberstleutnant Graf Roedern von den Gardedragonern, Hofprediger Kögel, Professor W. Hensel, der junge Senfft v. Pilsach, Neffe des vorgenannten Geheimrats. –
Ueber die drei Letztgenannten möchte ich hier ein paar Worte sagen.
Hofprediger Kögel war damals eben nach Berlin gekommen; er mochte vierzig sein. Schlank, grad’ aufrecht, von einer nervös angespannten und zugleich degagierten Haltung, machte er mehr den Eindruck eines mit glänzenden Aussichten ins Ministerium berufenen Regierungsrats, als den eines Theologen. Lebhaft, espritvoll, verbindlich, aber inmitten aller Verbindlichkeit von – übrigens vollberechtigten – Ueberlegenheitsallüren, konnte er als ein Typus jener aus kleinen in große Verhältnisse hinein geratenen Persönlichkeiten gelten, die, plötzlich auf einer gewissen Höhe angelangt, rasch daselbst die Wahrnehmung ihrer Superiorität machen und in diesem Gefühl zu Tonangebenden und Regierenden werden, selbstverständlich unter kluger Wahrung aller durch Geburt und Verhältnisse vorgeschriebenen Distancen. Irr’ ich nun aber nicht, so hatte Kögel eine Neigung, diese so viel bedeutenden Distancen in legererer Weise zu markieren, als herkömmlich. Er „markierte“ sie wirklich
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der Gardeartillerie – der sich mit seiner Batterie vor Düppel ausgezeichnet hatte, – Oberstleutnant Graf Roedern von den Gardedragonern, Hofprediger Kögel, Professor W. Hensel, der junge Senfft v. Pilsach, Neffe des vorgenannten Geheimrats. –</p><lb/><p>Ueber die drei Letztgenannten möchte ich hier ein paar Worte sagen.</p><lb/><p>Hofprediger <hirendition="#g">Kögel</hi> war damals eben nach Berlin gekommen; er mochte vierzig sein. Schlank, grad’ aufrecht, von einer nervös angespannten und zugleich degagierten Haltung, machte er mehr den Eindruck eines mit glänzenden Aussichten ins Ministerium berufenen Regierungsrats, als den eines Theologen. Lebhaft, espritvoll, verbindlich, aber inmitten aller Verbindlichkeit von – übrigens vollberechtigten – Ueberlegenheitsallüren, konnte er als ein Typus jener aus kleinen in große Verhältnisse hinein geratenen Persönlichkeiten gelten, die, plötzlich auf einer gewissen Höhe angelangt, rasch daselbst die Wahrnehmung ihrer Superiorität machen und in diesem Gefühl zu Tonangebenden und Regierenden werden, selbstverständlich unter kluger Wahrung aller durch Geburt und Verhältnisse vorgeschriebenen Distancen. Irr’ ich nun aber nicht, so hatte Kögel eine Neigung, diese so viel bedeutenden Distancen in legererer Weise zu markieren, als herkömmlich. Er „markierte“ sie wirklich<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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der Gardeartillerie – der sich mit seiner Batterie vor Düppel ausgezeichnet hatte, – Oberstleutnant Graf Roedern von den Gardedragonern, Hofprediger Kögel, Professor W. Hensel, der junge Senfft v. Pilsach, Neffe des vorgenannten Geheimrats. –
Ueber die drei Letztgenannten möchte ich hier ein paar Worte sagen.
Hofprediger Kögel war damals eben nach Berlin gekommen; er mochte vierzig sein. Schlank, grad’ aufrecht, von einer nervös angespannten und zugleich degagierten Haltung, machte er mehr den Eindruck eines mit glänzenden Aussichten ins Ministerium berufenen Regierungsrats, als den eines Theologen. Lebhaft, espritvoll, verbindlich, aber inmitten aller Verbindlichkeit von – übrigens vollberechtigten – Ueberlegenheitsallüren, konnte er als ein Typus jener aus kleinen in große Verhältnisse hinein geratenen Persönlichkeiten gelten, die, plötzlich auf einer gewissen Höhe angelangt, rasch daselbst die Wahrnehmung ihrer Superiorität machen und in diesem Gefühl zu Tonangebenden und Regierenden werden, selbstverständlich unter kluger Wahrung aller durch Geburt und Verhältnisse vorgeschriebenen Distancen. Irr’ ich nun aber nicht, so hatte Kögel eine Neigung, diese so viel bedeutenden Distancen in legererer Weise zu markieren, als herkömmlich. Er „markierte“ sie wirklich
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/468>, abgerufen am 27.07.2024.
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