Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.werden, nachdem es ihm ein Stück seines besten Herzens gekostet hatte. Sommer 1840 aber, um die Zeit, von der ich hier erzähle, standen diese schmerzlichen Ereignisse noch weit aus und Fritz Esselbach erfreute sich froher, glücklicher Tage, die die natürliche Folge seiner großen Beliebtheit waren. Er war in mehr als einem Kreise heimisch und bewegte sich innerhalb der Finanz- und Beamtenwelt mit derselben Leichtigkeit wie innerhalb der Bourgeoisie. Gelegentlich nahm er mich in diese Kreise mit und so kam es meinerseits zu Gastrollen. Von einer dieser Gastrollen, und zwar einer innerhalb der Bourgeoisie gegebenen, spreche ich hier zuerst. "Weißt Du," so hieß es eines Tages seinerseits, "Du könntest mir eigentlich eine Polterabendrolle schreiben und wenn Du's noch besser mit mir vorhast, so schreibst Du Dir selber auch eine und begleitest mich." "Wo ist es denn?" "Es ist bei einem Hofschlächtermeister in der Klosterstraße. Dicht neben dem ,Grünen Baum'." "O, das ist ja meine Gegend. Von da fahren ja immer unsre Ruppiner Hauderer ab. Ich bin nämlich mit Permission ein Ruppiner." werden, nachdem es ihm ein Stück seines besten Herzens gekostet hatte. Sommer 1840 aber, um die Zeit, von der ich hier erzähle, standen diese schmerzlichen Ereignisse noch weit aus und Fritz Esselbach erfreute sich froher, glücklicher Tage, die die natürliche Folge seiner großen Beliebtheit waren. Er war in mehr als einem Kreise heimisch und bewegte sich innerhalb der Finanz- und Beamtenwelt mit derselben Leichtigkeit wie innerhalb der Bourgeoisie. Gelegentlich nahm er mich in diese Kreise mit und so kam es meinerseits zu Gastrollen. Von einer dieser Gastrollen, und zwar einer innerhalb der Bourgeoisie gegebenen, spreche ich hier zuerst. „Weißt Du,“ so hieß es eines Tages seinerseits, „Du könntest mir eigentlich eine Polterabendrolle schreiben und wenn Du’s noch besser mit mir vorhast, so schreibst Du Dir selber auch eine und begleitest mich.“ „Wo ist es denn?“ „Es ist bei einem Hofschlächtermeister in der Klosterstraße. Dicht neben dem ‚Grünen Baum‘.“ „O, das ist ja meine Gegend. Von da fahren ja immer unsre Ruppiner Hauderer ab. Ich bin nämlich mit Permission ein Ruppiner.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0049" n="40"/> werden, nachdem es ihm ein Stück seines besten Herzens gekostet hatte.</p><lb/> <p>Sommer 1840 aber, um die Zeit, von der ich hier erzähle, standen diese schmerzlichen Ereignisse noch weit aus und Fritz Esselbach erfreute sich froher, glücklicher Tage, die die natürliche Folge seiner großen Beliebtheit waren. Er war in mehr als einem Kreise heimisch und bewegte sich innerhalb der Finanz- und Beamtenwelt mit derselben Leichtigkeit wie innerhalb der Bourgeoisie. Gelegentlich nahm er mich in diese Kreise mit und so kam es meinerseits zu Gastrollen.</p><lb/> <p>Von einer dieser Gastrollen, und zwar einer innerhalb der Bourgeoisie gegebenen, spreche ich hier zuerst.</p><lb/> <p>„Weißt Du,“ so hieß es eines Tages seinerseits, „Du könntest mir eigentlich eine Polterabendrolle schreiben und wenn Du’s noch besser mit mir vorhast, so schreibst Du Dir selber auch eine und begleitest mich.“</p><lb/> <p>„Wo ist es denn?“</p><lb/> <p>„Es ist bei einem Hofschlächtermeister in der Klosterstraße. Dicht neben dem <choice><sic>“</sic><corr>‚</corr></choice>Grünen Baum<choice><sic>“.</sic><corr>‘.“</corr></choice></p><lb/> <p>„O, das ist ja meine Gegend. Von da fahren ja immer unsre Ruppiner Hauderer ab. Ich bin nämlich mit Permission ein Ruppiner.“</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0049]
werden, nachdem es ihm ein Stück seines besten Herzens gekostet hatte.
Sommer 1840 aber, um die Zeit, von der ich hier erzähle, standen diese schmerzlichen Ereignisse noch weit aus und Fritz Esselbach erfreute sich froher, glücklicher Tage, die die natürliche Folge seiner großen Beliebtheit waren. Er war in mehr als einem Kreise heimisch und bewegte sich innerhalb der Finanz- und Beamtenwelt mit derselben Leichtigkeit wie innerhalb der Bourgeoisie. Gelegentlich nahm er mich in diese Kreise mit und so kam es meinerseits zu Gastrollen.
Von einer dieser Gastrollen, und zwar einer innerhalb der Bourgeoisie gegebenen, spreche ich hier zuerst.
„Weißt Du,“ so hieß es eines Tages seinerseits, „Du könntest mir eigentlich eine Polterabendrolle schreiben und wenn Du’s noch besser mit mir vorhast, so schreibst Du Dir selber auch eine und begleitest mich.“
„Wo ist es denn?“
„Es ist bei einem Hofschlächtermeister in der Klosterstraße. Dicht neben dem ‚Grünen Baum‘.“
„O, das ist ja meine Gegend. Von da fahren ja immer unsre Ruppiner Hauderer ab. Ich bin nämlich mit Permission ein Ruppiner.“
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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