Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

veranstaltete eine Feier. Lepel übernahm den Toast und las das folgende.

Menzels Ueberfall bei Hochkirch.

Das nennt man einen Ueberfall
Von neuester Bekanntschaft!
Aufschrecken Porträt und Pferdestall,
Das Genre und die Landschaft!
"Wir glaubten," rufen sie bestürzt,
"Wir herrschten hier ganz alleine,
Die Ehre blieb uns unverkürzt
Und ein anderer kriegte keine!
[...]Wir glaubten, das Historische sei
Diesmal nur schwach vertreten,
Verfallen sei es dem Geschrei
Der kritischen Trompeten;
[...]Wir hingen an unsern Nägeln in Ruh,
Vom Vorsaal bis zum Ende, -
Da kommt auf einmal noch was dazu,
Es wackeln die alten Wände!
[...]Da kommt voll Glut, tief, schaurig, wild,
Von mächtigem Geist getragen,
Ein wirkliches historisches Bild, -
Was soll man dazu sagen!"
Sie rufen's und erblassen dabei:
Die Genre-Bilder weinen,
Die Pferdebilder werden scheu,
Die nicht militärfromm scheinen.
Die Marine hält dem Sturm nicht Stand
Das Meer kocht auf wie Brühe,

veranstaltete eine Feier. Lepel übernahm den Toast und las das folgende.

Menzels Ueberfall bei Hochkirch.

Das nennt man einen Ueberfall
Von neuester Bekanntschaft!
Aufschrecken Porträt und Pferdestall,
Das Genre und die Landschaft!
„Wir glaubten,“ rufen sie bestürzt,
„Wir herrschten hier ganz alleine,
Die Ehre blieb uns unverkürzt
Und ein anderer kriegte keine!
[…]Wir glaubten, das Historische sei
Diesmal nur schwach vertreten,
Verfallen sei es dem Geschrei
Der kritischen Trompeten;
[…]Wir hingen an unsern Nägeln in Ruh,
Vom Vorsaal bis zum Ende, –
Da kommt auf einmal noch was dazu,
Es wackeln die alten Wände!
[…]Da kommt voll Glut, tief, schaurig, wild,
Von mächtigem Geist getragen,
Ein wirkliches historisches Bild, –
Was soll man dazu sagen!“
Sie rufen’s und erblassen dabei:
Die Genre-Bilder weinen,
Die Pferdebilder werden scheu,
Die nicht militärfromm scheinen.
Die Marine hält dem Sturm nicht Stand
Das Meer kocht auf wie Brühe,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0500" n="491"/>
veranstaltete eine Feier. Lepel übernahm den Toast und las das folgende.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Menzels Ueberfall bei Hochkirch.</hi> </hi> <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Das nennt man einen Ueberfall</l><lb/>
                <l>Von neuester Bekanntschaft!</l><lb/>
                <l>Aufschrecken Porträt und Pferdestall,</l><lb/>
                <l>Das Genre und die Landschaft!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>&#x201E;Wir glaubten,&#x201C; rufen sie bestürzt,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Wir herrschten hier ganz alleine,</l><lb/>
                <l>Die Ehre blieb uns unverkürzt</l><lb/>
                <l>Und ein anderer kriegte keine!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l><choice><sic>&#x201E;</sic><corr/></choice>Wir glaubten, das Historische sei</l><lb/>
                <l>Diesmal nur schwach vertreten,</l><lb/>
                <l>Verfallen sei es dem Geschrei</l><lb/>
                <l>Der kritischen Trompeten;</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l><choice><sic>&#x201E;</sic><corr/></choice>Wir hingen an unsern Nägeln in Ruh,</l><lb/>
                <l>Vom Vorsaal bis zum Ende, &#x2013;</l><lb/>
                <l>Da kommt auf einmal noch was dazu,</l><lb/>
                <l>Es wackeln die alten Wände!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="5">
                <l><choice><sic>&#x201E;</sic><corr/></choice>Da kommt voll Glut, tief, schaurig, wild,</l><lb/>
                <l>Von mächtigem Geist getragen,</l><lb/>
                <l>Ein wirkliches historisches Bild, &#x2013;</l><lb/>
                <l>Was soll man dazu sagen!&#x201C;</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="6">
                <l>Sie rufen&#x2019;s und erblassen dabei:</l><lb/>
                <l>Die Genre-Bilder weinen,</l><lb/>
                <l>Die Pferdebilder werden scheu,</l><lb/>
                <l>Die nicht militärfromm scheinen.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="7">
                <l>Die Marine hält dem Sturm nicht Stand</l><lb/>
                <l>Das Meer kocht auf wie Brühe,</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[491/0500] veranstaltete eine Feier. Lepel übernahm den Toast und las das folgende. Menzels Ueberfall bei Hochkirch. Das nennt man einen Ueberfall Von neuester Bekanntschaft! Aufschrecken Porträt und Pferdestall, Das Genre und die Landschaft! „Wir glaubten,“ rufen sie bestürzt, „Wir herrschten hier ganz alleine, Die Ehre blieb uns unverkürzt Und ein anderer kriegte keine! Wir glaubten, das Historische sei Diesmal nur schwach vertreten, Verfallen sei es dem Geschrei Der kritischen Trompeten; Wir hingen an unsern Nägeln in Ruh, Vom Vorsaal bis zum Ende, – Da kommt auf einmal noch was dazu, Es wackeln die alten Wände! Da kommt voll Glut, tief, schaurig, wild, Von mächtigem Geist getragen, Ein wirkliches historisches Bild, – Was soll man dazu sagen!“ Sie rufen’s und erblassen dabei: Die Genre-Bilder weinen, Die Pferdebilder werden scheu, Die nicht militärfromm scheinen. Die Marine hält dem Sturm nicht Stand Das Meer kocht auf wie Brühe,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T10:02:20Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T10:02:20Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: keine;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/500
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/500>, abgerufen am 22.11.2024.