Enthusiasten geradezu herangezogen wurde. Das kam so. Lepels Onkel, älterer Bruder seines Vaters, war der General von Lepel, der den Prinzen Heinrich von Preußen bei seiner schon in den zwanziger Jahren oder noch früher erfolgten Uebersiedlung nach Italien von Berlin aus begleitet hatte. Dieser Prinz Heinrich von Preußen*), den niemand so recht kennt, war ein Bruder König Friedrich Wilhelms III., mit dem er, wenn ich recht berichtet bin, schlecht stand, was ihn veranlaßte, sich selber zu verbannen. Nach Anderen wurde solche Verbannung ihm auferlegt. Als ich jung war, gingen darüber allerlei sonderbare Geschichten um, auf deren Mitteilung ich aber hier verzichte. Denn sie waren zum Teil ziemlich anzüglicher Natur. Irgend was Besonderes muß aber wohl vorgelegen haben, wenigstens ist seitens des Prinzen niemals der Versuch gemacht worden, nach Preußen zurückzukehren. Er lebte dreißig Jahre lang unausgesetzt in Rom.
Ueber den Prinzen selbst habe ich Lepel nie sprechen hören, wohl aber über den "Onkel General",
*) Es giebt vier Prinzen Heinrich von Preußen: Prince H., Bruder Friedrichs des Großen, gest. 3. August 1802 zu Rheinsberg. - Prinz H., Bruder Friedrich Wilhelms II., gest. 1767 an den Blattern, zu Protzen in Nähe von Ruppin. - Prinz H., Bruder Friedrich Wilhelms III., gest. zu Rom. Also der, von dem ich im Text erzähle. - Prinz H., Bruder Kaiser Wilhelms II.
Enthusiasten geradezu herangezogen wurde. Das kam so. Lepels Onkel, älterer Bruder seines Vaters, war der General von Lepel, der den Prinzen Heinrich von Preußen bei seiner schon in den zwanziger Jahren oder noch früher erfolgten Uebersiedlung nach Italien von Berlin aus begleitet hatte. Dieser Prinz Heinrich von Preußen*), den niemand so recht kennt, war ein Bruder König Friedrich Wilhelms III., mit dem er, wenn ich recht berichtet bin, schlecht stand, was ihn veranlaßte, sich selber zu verbannen. Nach Anderen wurde solche Verbannung ihm auferlegt. Als ich jung war, gingen darüber allerlei sonderbare Geschichten um, auf deren Mitteilung ich aber hier verzichte. Denn sie waren zum Teil ziemlich anzüglicher Natur. Irgend was Besonderes muß aber wohl vorgelegen haben, wenigstens ist seitens des Prinzen niemals der Versuch gemacht worden, nach Preußen zurückzukehren. Er lebte dreißig Jahre lang unausgesetzt in Rom.
Ueber den Prinzen selbst habe ich Lepel nie sprechen hören, wohl aber über den „Onkel General“,
*) Es giebt vier Prinzen Heinrich von Preußen: Prince H., Bruder Friedrichs des Großen, gest. 3. August 1802 zu Rheinsberg. – Prinz H., Bruder Friedrich Wilhelms II., gest. 1767 an den Blattern, zu Protzen in Nähe von Ruppin. – Prinz H., Bruder Friedrich Wilhelms III., gest. zu Rom. Also der, von dem ich im Text erzähle. – Prinz H., Bruder Kaiser Wilhelms II.
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Enthusiasten geradezu herangezogen wurde. Das kam so. Lepels Onkel, älterer Bruder seines Vaters, war der General von Lepel, der den Prinzen Heinrich von Preußen bei seiner schon in den zwanziger Jahren oder noch früher erfolgten Uebersiedlung nach Italien von Berlin aus begleitet hatte. Dieser Prinz Heinrich von Preußen<noteplace="foot"n="*)">Es giebt vier Prinzen Heinrich von Preußen: Prince H., Bruder Friedrichs des Großen, gest. 3. August 1802 zu Rheinsberg. – Prinz H., Bruder Friedrich Wilhelms <hirendition="#aq">II.</hi>, gest. 1767 an den Blattern, zu Protzen in Nähe von Ruppin. – Prinz H., Bruder Friedrich Wilhelms <hirendition="#aq">III.</hi>, gest. zu Rom. Also der, von dem ich im Text erzähle. – Prinz H., Bruder Kaiser Wilhelms <hirendition="#aq">II.</hi></note>, den niemand so recht kennt, war ein Bruder König Friedrich Wilhelms <hirendition="#aq">III.</hi>, mit dem er, wenn ich recht berichtet bin, schlecht stand, was ihn veranlaßte, sich selber zu verbannen. Nach Anderen wurde solche Verbannung ihm auferlegt. Als ich jung war, gingen darüber allerlei sonderbare Geschichten um, auf deren Mitteilung ich aber hier verzichte. Denn sie waren zum Teil ziemlich anzüglicher Natur. Irgend was Besonderes muß aber wohl vorgelegen haben, wenigstens ist seitens des Prinzen niemals der Versuch gemacht worden, nach Preußen zurückzukehren. Er lebte dreißig Jahre lang unausgesetzt in Rom.</p><lb/><p>Ueber den Prinzen selbst habe ich Lepel nie sprechen hören, wohl aber über den „Onkel General“,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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Enthusiasten geradezu herangezogen wurde. Das kam so. Lepels Onkel, älterer Bruder seines Vaters, war der General von Lepel, der den Prinzen Heinrich von Preußen bei seiner schon in den zwanziger Jahren oder noch früher erfolgten Uebersiedlung nach Italien von Berlin aus begleitet hatte. Dieser Prinz Heinrich von Preußen *), den niemand so recht kennt, war ein Bruder König Friedrich Wilhelms III., mit dem er, wenn ich recht berichtet bin, schlecht stand, was ihn veranlaßte, sich selber zu verbannen. Nach Anderen wurde solche Verbannung ihm auferlegt. Als ich jung war, gingen darüber allerlei sonderbare Geschichten um, auf deren Mitteilung ich aber hier verzichte. Denn sie waren zum Teil ziemlich anzüglicher Natur. Irgend was Besonderes muß aber wohl vorgelegen haben, wenigstens ist seitens des Prinzen niemals der Versuch gemacht worden, nach Preußen zurückzukehren. Er lebte dreißig Jahre lang unausgesetzt in Rom.
Ueber den Prinzen selbst habe ich Lepel nie sprechen hören, wohl aber über den „Onkel General“,
*) Es giebt vier Prinzen Heinrich von Preußen: Prince H., Bruder Friedrichs des Großen, gest. 3. August 1802 zu Rheinsberg. – Prinz H., Bruder Friedrich Wilhelms II., gest. 1767 an den Blattern, zu Protzen in Nähe von Ruppin. – Prinz H., Bruder Friedrich Wilhelms III., gest. zu Rom. Also der, von dem ich im Text erzähle. – Prinz H., Bruder Kaiser Wilhelms II.
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/502>, abgerufen am 18.06.2024.
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