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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.

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Zwischenperson war der "Wahlmann". Er ging aus der Hand des Urwählers hervor, um dann aus seiner - des Wahlmanns - Hand wiederum den eigentlichen Volksvertreter hervorgehen zu lassen.

Alle Detailbestimmungen sind meinem Gedächtnisse natürlich längst entfallen und ich weiß nur noch, daß ich persönlich alt genug war, um als "Urwähler" auftreten zu können. Ich erhielt also mutmaßlich den entsprechenden Zettel und begab mich, mit diesem ausgerüstet, in ein Lokal, in welchem sich die Urwähler der Neuen Königstraße samt Umgegend über ihren "Wahlmann" schlüssig machen und diesen ihren politischen Vertrauensmann proklamieren sollten. Wenn ich eben sagte "in ein Lokal", so ist dies nicht ganz richtig. Ein "Lokal" ist nach Berliner Vorstellung eine Oertlichkeit, drin viele Kellner umherstehen und einem unter Umständen ein Seidel bringen, noch ehe man es bestellt hat. Ein solches "Lokal" war nun aber unser Wahl-Lokal keineswegs; es war vielmehr ein großer langer Boden, an dessen Seiten mächtige Wollsäcke hochaufgetürmt lagen, während zwei dieser Säcke sich im rechten Winkel quer vorschoben und einen Abteil, eine Art Geschäftsraum herstellten. In Front davon war ein Tischchen aufgestellt, an dem ein Wahlkommissar, oder etwas dem Aehnliches saß, ein würdiger alter Herr, auch ganz augenscheinlich der

Zwischenperson war der „Wahlmann“. Er ging aus der Hand des Urwählers hervor, um dann aus seiner – des Wahlmanns – Hand wiederum den eigentlichen Volksvertreter hervorgehen zu lassen.

Alle Detailbestimmungen sind meinem Gedächtnisse natürlich längst entfallen und ich weiß nur noch, daß ich persönlich alt genug war, um als „Urwähler“ auftreten zu können. Ich erhielt also mutmaßlich den entsprechenden Zettel und begab mich, mit diesem ausgerüstet, in ein Lokal, in welchem sich die Urwähler der Neuen Königstraße samt Umgegend über ihren „Wahlmann“ schlüssig machen und diesen ihren politischen Vertrauensmann proklamieren sollten. Wenn ich eben sagte „in ein Lokal“, so ist dies nicht ganz richtig. Ein „Lokal“ ist nach Berliner Vorstellung eine Oertlichkeit, drin viele Kellner umherstehen und einem unter Umständen ein Seidel bringen, noch ehe man es bestellt hat. Ein solches „Lokal“ war nun aber unser Wahl-Lokal keineswegs; es war vielmehr ein großer langer Boden, an dessen Seiten mächtige Wollsäcke hochaufgetürmt lagen, während zwei dieser Säcke sich im rechten Winkel quer vorschoben und einen Abteil, eine Art Geschäftsraum herstellten. In Front davon war ein Tischchen aufgestellt, an dem ein Wahlkommissar, oder etwas dem Aehnliches saß, ein würdiger alter Herr, auch ganz augenscheinlich der

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[623/0632] Zwischenperson war der „Wahlmann“. Er ging aus der Hand des Urwählers hervor, um dann aus seiner – des Wahlmanns – Hand wiederum den eigentlichen Volksvertreter hervorgehen zu lassen. Alle Detailbestimmungen sind meinem Gedächtnisse natürlich längst entfallen und ich weiß nur noch, daß ich persönlich alt genug war, um als „Urwähler“ auftreten zu können. Ich erhielt also mutmaßlich den entsprechenden Zettel und begab mich, mit diesem ausgerüstet, in ein Lokal, in welchem sich die Urwähler der Neuen Königstraße samt Umgegend über ihren „Wahlmann“ schlüssig machen und diesen ihren politischen Vertrauensmann proklamieren sollten. Wenn ich eben sagte „in ein Lokal“, so ist dies nicht ganz richtig. Ein „Lokal“ ist nach Berliner Vorstellung eine Oertlichkeit, drin viele Kellner umherstehen und einem unter Umständen ein Seidel bringen, noch ehe man es bestellt hat. Ein solches „Lokal“ war nun aber unser Wahl-Lokal keineswegs; es war vielmehr ein großer langer Boden, an dessen Seiten mächtige Wollsäcke hochaufgetürmt lagen, während zwei dieser Säcke sich im rechten Winkel quer vorschoben und einen Abteil, eine Art Geschäftsraum herstellten. In Front davon war ein Tischchen aufgestellt, an dem ein Wahlkommissar, oder etwas dem Aehnliches saß, ein würdiger alter Herr, auch ganz augenscheinlich der

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T10:02:20Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T10:02:20Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/632>, abgerufen am 22.11.2024.