älteren Bruder um ein Erhebliches nach, war ihm aber an Witz und glücklichen Einfällen überlegen. Nur ein Beispiel stehe hier für viele. Gleich nach dem Regierungsantritt König Wilhelms war auch Edgar Bauer, wie so viele Flüchtlinge, von London nach Berlin zurückgekehrt, sah sich aber hier alsbald in Preßprozesse verwickelt und wurde durch den Landgerichtsrat Pielchen verurteilt. Er verkündete dies seinen Lesern in einem Leitartikel, der, wie folgt, anhob: "Wie den Individuen, so werden auch den Völkern alle Gnadengeschenke nach einer besonderen Skala zugemessen, - England hatte vordem seinen Peel, Preußen hat jetzt sein Pielchen." Ueber meine Begegnung mit Saint Paul habe ich in meinem Scherenberg-Buche ziemlich ausführlich berichtet und Leutnant Techow lernte ich im Herbst 48 kennen, als er, als Festungsgefangener, oder vielleicht auch erst in Untersuchungshaft, in den Kasematten von Spandau saß. Der Tag ist mir unvergeßlich. Ein Verwandter von mir, ein in der Pepiniere lebender Bataillonsarzt, forderte mich zu dieser Techow-Expedition auf, deren eigentlicher Unternehmer Dubois-Reymond war. Dieser hat sich auch späterhin, als er längst eine Weltberühmtheit geworden, in einer schönen und mich erschütternden Weise als Freund Techow's bekannt und seinen
älteren Bruder um ein Erhebliches nach, war ihm aber an Witz und glücklichen Einfällen überlegen. Nur ein Beispiel stehe hier für viele. Gleich nach dem Regierungsantritt König Wilhelms war auch Edgar Bauer, wie so viele Flüchtlinge, von London nach Berlin zurückgekehrt, sah sich aber hier alsbald in Preßprozesse verwickelt und wurde durch den Landgerichtsrat Pielchen verurteilt. Er verkündete dies seinen Lesern in einem Leitartikel, der, wie folgt, anhob: „Wie den Individuen, so werden auch den Völkern alle Gnadengeschenke nach einer besonderen Skala zugemessen, – England hatte vordem seinen Peel, Preußen hat jetzt sein Pielchen.“ Ueber meine Begegnung mit Saint Paul habe ich in meinem Scherenberg-Buche ziemlich ausführlich berichtet und Leutnant Techow lernte ich im Herbst 48 kennen, als er, als Festungsgefangener, oder vielleicht auch erst in Untersuchungshaft, in den Kasematten von Spandau saß. Der Tag ist mir unvergeßlich. Ein Verwandter von mir, ein in der Pepinière lebender Bataillonsarzt, forderte mich zu dieser Techow-Expedition auf, deren eigentlicher Unternehmer Dubois-Reymond war. Dieser hat sich auch späterhin, als er längst eine Weltberühmtheit geworden, in einer schönen und mich erschütternden Weise als Freund Techow’s bekannt und seinen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0064"n="55"/>
älteren Bruder um ein Erhebliches nach, war ihm aber an Witz und glücklichen Einfällen überlegen. Nur <hirendition="#g">ein</hi> Beispiel stehe hier für viele. Gleich nach dem Regierungsantritt König Wilhelms war auch Edgar Bauer, wie so viele Flüchtlinge, von London nach Berlin zurückgekehrt, sah sich aber hier alsbald in Preßprozesse verwickelt und wurde durch den Landgerichtsrat <hirendition="#g">Pielchen</hi> verurteilt. Er verkündete dies seinen Lesern in einem Leitartikel, der, wie folgt, anhob: „Wie den Individuen, so werden auch den Völkern alle Gnadengeschenke nach einer besonderen Skala zugemessen, – England hatte vordem seinen Peel, Preußen hat jetzt sein Pielchen.“ Ueber meine Begegnung mit <hirendition="#g">Saint Paul</hi> habe ich in meinem Scherenberg-Buche ziemlich ausführlich berichtet und Leutnant <hirendition="#g">Techow</hi> lernte ich im Herbst 48 kennen, als er, als Festungsgefangener, oder vielleicht auch erst in Untersuchungshaft, in den Kasematten von Spandau saß. Der Tag ist mir unvergeßlich. Ein Verwandter von mir, ein in der Pepinière lebender Bataillonsarzt, forderte mich zu dieser Techow-Expedition auf, deren eigentlicher Unternehmer Dubois-Reymond war. Dieser hat sich auch späterhin, als er längst eine Weltberühmtheit geworden, in einer schönen und mich erschütternden Weise als Freund Techow’s bekannt und seinen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[55/0064]
älteren Bruder um ein Erhebliches nach, war ihm aber an Witz und glücklichen Einfällen überlegen. Nur ein Beispiel stehe hier für viele. Gleich nach dem Regierungsantritt König Wilhelms war auch Edgar Bauer, wie so viele Flüchtlinge, von London nach Berlin zurückgekehrt, sah sich aber hier alsbald in Preßprozesse verwickelt und wurde durch den Landgerichtsrat Pielchen verurteilt. Er verkündete dies seinen Lesern in einem Leitartikel, der, wie folgt, anhob: „Wie den Individuen, so werden auch den Völkern alle Gnadengeschenke nach einer besonderen Skala zugemessen, – England hatte vordem seinen Peel, Preußen hat jetzt sein Pielchen.“ Ueber meine Begegnung mit Saint Paul habe ich in meinem Scherenberg-Buche ziemlich ausführlich berichtet und Leutnant Techow lernte ich im Herbst 48 kennen, als er, als Festungsgefangener, oder vielleicht auch erst in Untersuchungshaft, in den Kasematten von Spandau saß. Der Tag ist mir unvergeßlich. Ein Verwandter von mir, ein in der Pepinière lebender Bataillonsarzt, forderte mich zu dieser Techow-Expedition auf, deren eigentlicher Unternehmer Dubois-Reymond war. Dieser hat sich auch späterhin, als er längst eine Weltberühmtheit geworden, in einer schönen und mich erschütternden Weise als Freund Techow’s bekannt und seinen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/64>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.