Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.solche Bagatellen zu Gemüte zu nehmen. Ihre gute Laune blieb dieselbe, vor allem ihr Uebermut, der nur in Form und Gegenstand beständig wechselte. Sie trieben dergleichen sportsmäßig und Schraubereien standen ihnen obenan. In Stehely's Konditorei hatten sich damals ein paar Korrespondenten eingenistet, die mehrere süddeutsche Blätter von Klang und Namen mit politischen Neuigkeiten aus der ministeriellen Obersphäre zu versorgen hatten. Ueber einen dieser Korrespondenten hatten sich die "Sieben" aus einem vielleicht stichhaltigen aber noch wahrscheinlicher nicht stichhaltigen Grunde geärgert und beschlossen deshalb, ihn "hineinzulegen". Jeden Tag, so lange diese Verschwörung anhielt, erschienen Faucher, Saint Paul und Edgar Bauer an einem bestimmten Tische der Stehelyschen Konditorei, vorgeblich um zu lesen, in Wahrheit aber um eine gefälschte politische Debatte zu führen und grotesk erfundene Nachrichten in Kurs zu setzen. "Heinrich Arnim ist seit kurzem fest entschlossen . . " und nun kam etwas so Stupendes, daß der am Nachbartisch sitzende Korrespondent notwendig die Ohren spitzen mußte. Drei Tage später hatten die Verschworenen den Hochgenuß, den ganzen Galimathias in der einen oder andern Zeitung wiederzufinden. Ein andres Opfer der "Sieben Hippelschen" war solche Bagatellen zu Gemüte zu nehmen. Ihre gute Laune blieb dieselbe, vor allem ihr Uebermut, der nur in Form und Gegenstand beständig wechselte. Sie trieben dergleichen sportsmäßig und Schraubereien standen ihnen obenan. In Stehely’s Konditorei hatten sich damals ein paar Korrespondenten eingenistet, die mehrere süddeutsche Blätter von Klang und Namen mit politischen Neuigkeiten aus der ministeriellen Obersphäre zu versorgen hatten. Ueber einen dieser Korrespondenten hatten sich die „Sieben“ aus einem vielleicht stichhaltigen aber noch wahrscheinlicher nicht stichhaltigen Grunde geärgert und beschlossen deshalb, ihn „hineinzulegen“. Jeden Tag, so lange diese Verschwörung anhielt, erschienen Faucher, Saint Paul und Edgar Bauer an einem bestimmten Tische der Stehelyschen Konditorei, vorgeblich um zu lesen, in Wahrheit aber um eine gefälschte politische Debatte zu führen und grotesk erfundene Nachrichten in Kurs zu setzen. „Heinrich Arnim ist seit kurzem fest entschlossen . . “ und nun kam etwas so Stupendes, daß der am Nachbartisch sitzende Korrespondent notwendig die Ohren spitzen mußte. Drei Tage später hatten die Verschworenen den Hochgenuß, den ganzen Galimathias in der einen oder andern Zeitung wiederzufinden. Ein andres Opfer der „Sieben Hippelschen“ war <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0067" n="58"/> solche Bagatellen zu Gemüte zu nehmen. Ihre gute Laune blieb dieselbe, vor allem ihr Uebermut, der nur in Form und Gegenstand beständig wechselte. Sie trieben dergleichen sportsmäßig und Schraubereien standen ihnen obenan. In Stehely’s Konditorei hatten sich damals ein paar Korrespondenten eingenistet, die mehrere süddeutsche Blätter von Klang und Namen mit politischen Neuigkeiten aus der ministeriellen Obersphäre zu versorgen hatten. Ueber einen dieser Korrespondenten hatten sich die „Sieben“ aus einem vielleicht stichhaltigen aber noch wahrscheinlicher nicht stichhaltigen Grunde geärgert und beschlossen deshalb, ihn „hineinzulegen“. Jeden Tag, so lange diese Verschwörung anhielt, erschienen Faucher, Saint Paul und Edgar Bauer an einem bestimmten Tische der Stehelyschen Konditorei, vorgeblich um zu lesen, in Wahrheit aber um eine gefälschte politische Debatte zu führen und grotesk erfundene Nachrichten in Kurs zu setzen. „Heinrich Arnim ist seit kurzem fest entschlossen . . “ und nun kam etwas <hi rendition="#g">so</hi> Stupendes, daß der am Nachbartisch sitzende Korrespondent notwendig die Ohren spitzen mußte. Drei Tage später hatten die Verschworenen den Hochgenuß, den ganzen Galimathias in der einen oder andern Zeitung wiederzufinden.</p><lb/> <p>Ein andres Opfer der „Sieben Hippelschen“ war<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0067]
solche Bagatellen zu Gemüte zu nehmen. Ihre gute Laune blieb dieselbe, vor allem ihr Uebermut, der nur in Form und Gegenstand beständig wechselte. Sie trieben dergleichen sportsmäßig und Schraubereien standen ihnen obenan. In Stehely’s Konditorei hatten sich damals ein paar Korrespondenten eingenistet, die mehrere süddeutsche Blätter von Klang und Namen mit politischen Neuigkeiten aus der ministeriellen Obersphäre zu versorgen hatten. Ueber einen dieser Korrespondenten hatten sich die „Sieben“ aus einem vielleicht stichhaltigen aber noch wahrscheinlicher nicht stichhaltigen Grunde geärgert und beschlossen deshalb, ihn „hineinzulegen“. Jeden Tag, so lange diese Verschwörung anhielt, erschienen Faucher, Saint Paul und Edgar Bauer an einem bestimmten Tische der Stehelyschen Konditorei, vorgeblich um zu lesen, in Wahrheit aber um eine gefälschte politische Debatte zu führen und grotesk erfundene Nachrichten in Kurs zu setzen. „Heinrich Arnim ist seit kurzem fest entschlossen . . “ und nun kam etwas so Stupendes, daß der am Nachbartisch sitzende Korrespondent notwendig die Ohren spitzen mußte. Drei Tage später hatten die Verschworenen den Hochgenuß, den ganzen Galimathias in der einen oder andern Zeitung wiederzufinden.
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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