Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.beobachtete ihn schon von fern und trat dann an ihn heran. "Guten Tag, Faucher. Daß ich Sie mal wiedersehe. Und immer fleißig." Er lachte. "Sie überschätzen mich. Muß ist eine harte Nuß. Geld, Freund, Geld . ." "Ja, ich weiß. Ich erinnere mich recht gut. ,Jetzt muß Geld und Weltgeschichte gemacht werden,' - das war immer Ihr Lieblingswort, schon damals, als wir in London die Vermählungstage mitfeierten." Er nickte. "Kann mir denken, daß ich so 'was gesagt habe; hab's auch mit beiden versucht. Nur leider mit entschiedenem Mißerfolge. Der Mißerfolg mit der ,Weltgeschichte', na, das möchte gehn; aber das mit dem Geld, das ist mir schmerzlich. Und nun sitz' ich hier im Zoologischen und kritzle eine Korrespondenz zusammen und weiß nicht recht, was ich schreiben soll." "Und was macht denn Lucie? Noch immer so reizend?" "Na ob!" und sein ganzes Gesicht strahlte. Wir sprachen dann noch von Bismarck, von Eugenie - für die er natürlich eine Vorliebe hatte - und von den fünf Milliarden. Auf die aber war er schlecht zu sprechen. "Ja", sagte er, "wenn ich sie hätte, das ginge, das könnte mich damit beobachtete ihn schon von fern und trat dann an ihn heran. „Guten Tag, Faucher. Daß ich Sie mal wiedersehe. Und immer fleißig.“ Er lachte. „Sie überschätzen mich. Muß ist eine harte Nuß. Geld, Freund, Geld . .“ „Ja, ich weiß. Ich erinnere mich recht gut. ‚Jetzt muß Geld und Weltgeschichte gemacht werden,‘ – das war immer Ihr Lieblingswort, schon damals, als wir in London die Vermählungstage mitfeierten.“ Er nickte. „Kann mir denken, daß ich so ’was gesagt habe; hab’s auch mit beiden versucht. Nur leider mit entschiedenem Mißerfolge. Der Mißerfolg mit der ‚Weltgeschichte‘, na, das möchte gehn; aber das mit dem Geld, das ist mir schmerzlich. Und nun sitz’ ich hier im Zoologischen und kritzle eine Korrespondenz zusammen und weiß nicht recht, was ich schreiben soll.“ „Und was macht denn Lucie? Noch immer so reizend?“ „Na ob!“ und sein ganzes Gesicht strahlte. Wir sprachen dann noch von Bismarck, von Eugenie – für die er natürlich eine Vorliebe hatte – und von den fünf Milliarden. Auf die aber war er schlecht zu sprechen. „Ja“, sagte er, „wenn ich sie hätte, das ginge, das könnte mich damit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0098" n="89"/> beobachtete ihn schon von fern und trat dann an ihn heran.</p><lb/> <p>„Guten Tag, Faucher. Daß ich Sie mal wiedersehe. Und immer fleißig.“</p><lb/> <p>Er lachte. „Sie überschätzen mich. Muß ist eine harte Nuß. Geld, Freund, Geld . .“</p><lb/> <p>„Ja, ich weiß. Ich erinnere mich recht gut. ‚Jetzt muß Geld und Weltgeschichte gemacht werden,‘ – das war immer Ihr Lieblingswort, schon damals, als wir in London die Vermählungstage mitfeierten.“</p><lb/> <p>Er nickte. „Kann mir denken, daß ich so ’was gesagt habe; hab’s auch mit beiden versucht. Nur leider mit entschiedenem Mißerfolge. Der Mißerfolg mit der <choice><sic>„Weltgeschichte“</sic><corr>‚Weltgeschichte‘</corr></choice>, na, das möchte gehn; aber das mit dem Geld, das ist mir schmerzlich. Und nun sitz’ ich hier im Zoologischen und kritzle eine Korrespondenz zusammen und weiß nicht recht, was ich schreiben soll.“</p><lb/> <p>„Und was macht denn Lucie? Noch immer so reizend?“</p><lb/> <p>„Na ob!“ und sein ganzes Gesicht strahlte.</p><lb/> <p>Wir sprachen dann noch von Bismarck, von Eugenie – für die er natürlich eine Vorliebe hatte – und von den fünf <choice><sic>Millarden</sic><corr>Milliarden</corr></choice>. Auf <hi rendition="#g">die</hi> aber war er schlecht zu sprechen. „Ja“, sagte er, <choice><sic/><corr>„</corr></choice>wenn ich sie hätte, das ginge, das könnte mich damit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0098]
beobachtete ihn schon von fern und trat dann an ihn heran.
„Guten Tag, Faucher. Daß ich Sie mal wiedersehe. Und immer fleißig.“
Er lachte. „Sie überschätzen mich. Muß ist eine harte Nuß. Geld, Freund, Geld . .“
„Ja, ich weiß. Ich erinnere mich recht gut. ‚Jetzt muß Geld und Weltgeschichte gemacht werden,‘ – das war immer Ihr Lieblingswort, schon damals, als wir in London die Vermählungstage mitfeierten.“
Er nickte. „Kann mir denken, daß ich so ’was gesagt habe; hab’s auch mit beiden versucht. Nur leider mit entschiedenem Mißerfolge. Der Mißerfolg mit der ‚Weltgeschichte‘, na, das möchte gehn; aber das mit dem Geld, das ist mir schmerzlich. Und nun sitz’ ich hier im Zoologischen und kritzle eine Korrespondenz zusammen und weiß nicht recht, was ich schreiben soll.“
„Und was macht denn Lucie? Noch immer so reizend?“
„Na ob!“ und sein ganzes Gesicht strahlte.
Wir sprachen dann noch von Bismarck, von Eugenie – für die er natürlich eine Vorliebe hatte – und von den fünf Milliarden. Auf die aber war er schlecht zu sprechen. „Ja“, sagte er, „wenn ich sie hätte, das ginge, das könnte mich damit
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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