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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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Kunst, an dem Wunsche nämlich, mit dem
Angenehmen das Nützliche als letzten Zweck
zu verbinden, dieser fälschlich so genann¬
ten Sittlichkeit der Kunst, welche die Wahr¬
heit der Natur verläugnet, und, indem sie
belehren will, hintergeht. Der herrlichste
Bilderreichthum kann, solchen Begriffen un¬
tergeordnet, in Erstaunen setzen und Be¬
wunderung vom Zuschauer erzwingen, wenn
eine hohe Darstellungsgabe damit verbunden
ist; aber den Künstler, der so sich äussert,
wird man in seinem Werke so wenig lieben
können, als jene morgenländischen National¬
götter, deren Offenbarung nur Grausen und
Entsetzen in den Gemüthern erweckte.

Ich will ihn ja bewundern, diesen grossen
Rubens, den Mann von unerschöpflichem
Fleisse, von riesenhafter Phantasie und Dar¬
stellungskraft, den Ajax unter den Malern,
dem man gegen viertausend bekannte Ge¬

I. Theil. I

Kunst, an dem Wunsche nämlich, mit dem
Angenehmen das Nützliche als letzten Zweck
zu verbinden, dieser fälschlich so genann¬
ten Sittlichkeit der Kunst, welche die Wahr¬
heit der Natur verläugnet, und, indem sie
belehren will, hintergeht. Der herrlichste
Bilderreichthum kann, solchen Begriffen un¬
tergeordnet, in Erstaunen setzen und Be¬
wunderung vom Zuschauer erzwingen, wenn
eine hohe Darstellungsgabe damit verbunden
ist; aber den Künstler, der so sich äuſsert,
wird man in seinem Werke so wenig lieben
können, als jene morgenländischen National¬
götter, deren Offenbarung nur Grausen und
Entsetzen in den Gemüthern erweckte.

Ich will ihn ja bewundern, diesen groſsen
Rubens, den Mann von unerschöpflichem
Fleiſse, von riesenhafter Phantasie und Dar¬
stellungskraft, den Ajax unter den Malern,
dem man gegen viertausend bekannte Ge¬

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[129/0141] Kunst, an dem Wunsche nämlich, mit dem Angenehmen das Nützliche als letzten Zweck zu verbinden, dieser fälschlich so genann¬ ten Sittlichkeit der Kunst, welche die Wahr¬ heit der Natur verläugnet, und, indem sie belehren will, hintergeht. Der herrlichste Bilderreichthum kann, solchen Begriffen un¬ tergeordnet, in Erstaunen setzen und Be¬ wunderung vom Zuschauer erzwingen, wenn eine hohe Darstellungsgabe damit verbunden ist; aber den Künstler, der so sich äuſsert, wird man in seinem Werke so wenig lieben können, als jene morgenländischen National¬ götter, deren Offenbarung nur Grausen und Entsetzen in den Gemüthern erweckte. Ich will ihn ja bewundern, diesen groſsen Rubens, den Mann von unerschöpflichem Fleiſse, von riesenhafter Phantasie und Dar¬ stellungskraft, den Ajax unter den Malern, dem man gegen viertausend bekannte Ge¬ I. Theil. I

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/141>, abgerufen am 24.11.2024.