Effekt in allen Details, wo der Künstler es sich erlaubte, von der Antike abzuweichen, um die Spur seiner Nachahmung zu ver¬ decken. Der theatralisch aufgehobene rechte Arm stört die ganze Harmonie dieser Figur, und raubt ihr alle Würde. Alles an ihr ist aufgeregt, ob sie gleich sitzend vorge¬ stellt wird; die linke Hand macht eine von sich stossende Bewegung, der linke Fuss schreitet vor, der rechte ist unterwärts zu¬ rückgezogen, der Kopf rechts hingewandt, und das Kleid schwillt hoch auf vom Winde, sowohl über der linken Schulter als hinter dem Rücken. Diese leidenschaftliche Stel¬ lung giebt einen unauslöschlichen Ausdruck von Schwäche; sie hat nichts von der er¬ habenen, gleichmüthigen Ruhe der Gerech¬ tigkeit und ein ehrbarer sterblicher Richter auf einem irdischen Stuhle würde sich ihrer schämen. Ich begreife wohl, dass Rubens
Effekt in allen Details, wo der Künstler es sich erlaubte, von der Antike abzuweichen, um die Spur seiner Nachahmung zu ver¬ decken. Der theatralisch aufgehobene rechte Arm stört die ganze Harmonie dieser Figur, und raubt ihr alle Würde. Alles an ihr ist aufgeregt, ob sie gleich sitzend vorge¬ stellt wird; die linke Hand macht eine von sich stoſsende Bewegung, der linke Fuſs schreitet vor, der rechte ist unterwärts zu¬ rückgezogen, der Kopf rechts hingewandt, und das Kleid schwillt hoch auf vom Winde, sowohl über der linken Schulter als hinter dem Rücken. Diese leidenschaftliche Stel¬ lung giebt einen unauslöschlichen Ausdruck von Schwäche; sie hat nichts von der er¬ habenen, gleichmüthigen Ruhe der Gerech¬ tigkeit und ein ehrbarer sterblicher Richter auf einem irdischen Stuhle würde sich ihrer schämen. Ich begreife wohl, daſs Rubens
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Effekt in allen Details, wo der Künstler es
sich erlaubte, von der Antike abzuweichen,
um die Spur seiner Nachahmung zu ver¬
decken. Der theatralisch aufgehobene rechte
Arm stört die ganze Harmonie dieser Figur,
und raubt ihr alle Würde. Alles an ihr
ist aufgeregt, ob sie gleich sitzend vorge¬
stellt wird; die linke Hand macht eine von
sich stoſsende Bewegung, der linke Fuſs
schreitet vor, der rechte ist unterwärts zu¬
rückgezogen, der Kopf rechts hingewandt,
und das Kleid schwillt hoch auf vom Winde,
sowohl über der linken Schulter als hinter
dem Rücken. Diese leidenschaftliche Stel¬
lung giebt einen unauslöschlichen Ausdruck
von Schwäche; sie hat nichts von der er¬
habenen, gleichmüthigen Ruhe der Gerech¬
tigkeit und ein ehrbarer sterblicher Richter
auf einem irdischen Stuhle würde sich ihrer
schämen. Ich begreife wohl, daſs Rubens
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/152>, abgerufen am 21.11.2024.
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