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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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ratur unaufhörlich Wärme ausströmen. Wie,
wenn der Weinstock besonders vor andern
Gewächsen organisirt wäre, von dieser Aus¬
dünstung begünstigt zu werden? Das Beste
zur Vergeistigung des Traubensaftes thut zwar
die Sonne; ihr Licht, das von den schwam¬
migen Früchten eingesogen und in ihrer
Flüssigkeit fixirt wird, würzt und versüsst
die Beere. Daher bleiben auch unsere Wei¬
ne gegen die griechischen, italienischen, spa¬
nischen, ja sogar gegen die ungarischen und
französischen so herbe, dass sie bei den Aus¬
ländern und dem Frauenzimmer wenig Beifall
finden. --

Für die Nacktheit des verengten Rheinufers
unterhalb Bingen erhält der Landschaftkenner
keine Entschädigung. Die Hügel zu beiden
Seiten haben nicht jene stolze, imposante
Höhe, die den Beobachter mit Einem mäch¬

ren Mineralien bei einer gewissen Lufttempe¬
ratur unaufhörlich Wärme ausströmen. Wie,
wenn der Weinstock besonders vor andern
Gewächsen organisirt wäre, von dieser Aus¬
dünstung begünstigt zu werden? Das Beste
zur Vergeistigung des Traubensaftes thut zwar
die Sonne; ihr Licht, das von den schwam¬
migen Früchten eingesogen und in ihrer
Flüſsigkeit fixirt wird, würzt und versüſst
die Beere. Daher bleiben auch unsere Wei¬
ne gegen die griechischen, italienischen, spa¬
nischen, ja sogar gegen die ungarischen und
französischen so herbe, daſs sie bei den Aus¬
ländern und dem Frauenzimmer wenig Beifall
finden. —

Für die Nacktheit des verengten Rheinufers
unterhalb Bingen erhält der Landschaftkenner
keine Entschädigung. Die Hügel zu beiden
Seiten haben nicht jene stolze, imposante
Höhe, die den Beobachter mit Einem mäch¬

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[10/0022] ren Mineralien bei einer gewissen Lufttempe¬ ratur unaufhörlich Wärme ausströmen. Wie, wenn der Weinstock besonders vor andern Gewächsen organisirt wäre, von dieser Aus¬ dünstung begünstigt zu werden? Das Beste zur Vergeistigung des Traubensaftes thut zwar die Sonne; ihr Licht, das von den schwam¬ migen Früchten eingesogen und in ihrer Flüſsigkeit fixirt wird, würzt und versüſst die Beere. Daher bleiben auch unsere Wei¬ ne gegen die griechischen, italienischen, spa¬ nischen, ja sogar gegen die ungarischen und französischen so herbe, daſs sie bei den Aus¬ ländern und dem Frauenzimmer wenig Beifall finden. — Für die Nacktheit des verengten Rheinufers unterhalb Bingen erhält der Landschaftkenner keine Entschädigung. Die Hügel zu beiden Seiten haben nicht jene stolze, imposante Höhe, die den Beobachter mit Einem mäch¬

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/22>, abgerufen am 21.11.2024.