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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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denen die einfachsten Hirten seines Volkes
sich bis zu dieser moralischen Vortreflichkeit
hinaufadeln liessen. Mit solchen Begriffen
schien er geschaffen, der Religion durch die
Kunst einen neuen Glanz und ästhetische
Wirksamkeit, die einzige, die ihr noch fehl¬
te, zu verleihen; und dieses Verdienst er¬
kannte Leo vielleicht, als er ihm den Pur¬
pur bestimmte. Allein wer vermochte ihm
nachzufliegen, den kühnen, erhabenen Flug?
Schon jetzt verehrt der grosse Haufe der
Kunstliebhaber in seinen Werken nicht so¬
wohl seinen Genius, als seinen Ruhm. Ver¬
schwiege man ihnen den Namen des Künst¬
lers, sie wüssten es wahrlich nicht zu be¬
greifen, was man an seinen Bildern hat.
Was ist Zeichnung und Form für jeden,
der nur Augen hat für flämische Farben?
Noch eine Revolution, wie unser Geschlecht
deren so viele erlebt hat, eine, die uns

I. Theil. P

denen die einfachsten Hirten seines Volkes
sich bis zu dieser moralischen Vortreflichkeit
hinaufadeln lieſsen. Mit solchen Begriffen
schien er geschaffen, der Religion durch die
Kunst einen neuen Glanz und ästhetische
Wirksamkeit, die einzige, die ihr noch fehl¬
te, zu verleihen; und dieses Verdienst er¬
kannte Leo vielleicht, als er ihm den Pur¬
pur bestimmte. Allein wer vermochte ihm
nachzufliegen, den kühnen, erhabenen Flug?
Schon jetzt verehrt der groſse Haufe der
Kunstliebhaber in seinen Werken nicht so¬
wohl seinen Genius, als seinen Ruhm. Ver¬
schwiege man ihnen den Namen des Künst¬
lers, sie wüſsten es wahrlich nicht zu be¬
greifen, was man an seinen Bildern hat.
Was ist Zeichnung und Form für jeden,
der nur Augen hat für flämische Farben?
Noch eine Revolution, wie unser Geschlecht
deren so viele erlebt hat, eine, die uns

I. Theil. P
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[225/0237] denen die einfachsten Hirten seines Volkes sich bis zu dieser moralischen Vortreflichkeit hinaufadeln lieſsen. Mit solchen Begriffen schien er geschaffen, der Religion durch die Kunst einen neuen Glanz und ästhetische Wirksamkeit, die einzige, die ihr noch fehl¬ te, zu verleihen; und dieses Verdienst er¬ kannte Leo vielleicht, als er ihm den Pur¬ pur bestimmte. Allein wer vermochte ihm nachzufliegen, den kühnen, erhabenen Flug? Schon jetzt verehrt der groſse Haufe der Kunstliebhaber in seinen Werken nicht so¬ wohl seinen Genius, als seinen Ruhm. Ver¬ schwiege man ihnen den Namen des Künst¬ lers, sie wüſsten es wahrlich nicht zu be¬ greifen, was man an seinen Bildern hat. Was ist Zeichnung und Form für jeden, der nur Augen hat für flämische Farben? Noch eine Revolution, wie unser Geschlecht deren so viele erlebt hat, eine, die uns I. Theil. P

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/237>, abgerufen am 21.11.2024.