tern für möglich hielten, möchte wohl nicht sehr zu trauen seyn.
Im Vorübergehen fällt ein Blick auf Pie¬ tro da Cortonas schöne Ehebrecherin; doch was sage ich? Ehebrecherin? Das Bild schreiet Rache über diese Verläumdung, oder -- wenn dieses Weib eine Ehebrecherin war, so werfe, wer schuldloser ist, den ersten Stein auf sie; denn dieses Weibes Sünde war eine Tugend. Mit gebundenen Händen steht sie da, den abgewandten Blick in Thränen, den Blick, dem zu begegnen der tückische Kläger nicht werth ist. Es ist die Ruhe eines hohen Bewusstseyns in ihren Zügen, und in dem etwas zusammenge¬ drückten Munde Schmerz und Trotz des ge¬ kränkten Gefühls. Die Form des Gesichtes ist sehr edel; man sieht, es ist Studium der Antike, angewandt auf eine schöne Skizze nach der italienischen Natur. Im ganzen
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tern für möglich hielten, möchte wohl nicht sehr zu trauen seyn.
Im Vorübergehen fällt ein Blick auf Pie¬ tro da Cortonas schöne Ehebrecherin; doch was sage ich? Ehebrecherin? Das Bild schreiet Rache über diese Verläumdung, oder — wenn dieses Weib eine Ehebrecherin war, so werfe, wer schuldloser ist, den ersten Stein auf sie; denn dieses Weibes Sünde war eine Tugend. Mit gebundenen Händen steht sie da, den abgewandten Blick in Thränen, den Blick, dem zu begegnen der tückische Kläger nicht werth ist. Es ist die Ruhe eines hohen Bewuſstseyns in ihren Zügen, und in dem etwas zusammenge¬ drückten Munde Schmerz und Trotz des ge¬ kränkten Gefühls. Die Form des Gesichtes ist sehr edel; man sieht, es ist Studium der Antike, angewandt auf eine schöne Skizze nach der italienischen Natur. Im ganzen
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tern für möglich hielten, möchte wohl nicht
sehr zu trauen seyn.
Im Vorübergehen fällt ein Blick auf Pie¬
tro da Cortonas schöne Ehebrecherin; doch
was sage ich? Ehebrecherin? Das Bild
schreiet Rache über diese Verläumdung, oder
— wenn dieses Weib eine Ehebrecherin war,
so werfe, wer schuldloser ist, den ersten
Stein auf sie; denn dieses Weibes Sünde
war eine Tugend. Mit gebundenen Händen
steht sie da, den abgewandten Blick in
Thränen, den Blick, dem zu begegnen der
tückische Kläger nicht werth ist. Es ist die
Ruhe eines hohen Bewuſstseyns in ihren
Zügen, und in dem etwas zusammenge¬
drückten Munde Schmerz und Trotz des ge¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/241>, abgerufen am 21.11.2024.
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