als hier Johannes, erscheint? Auch habe ich noch keinen Christuskopf gesehen, von dem ich sagen könnte: er ist es! Vielleicht ist das indess weniger die Schuld der Künst¬ ler, als der Theologen. Zu seinem Johan¬ nes durfte der Maler einige Ideen von dem fälschlich sogenannten Antinous entlehnen: diese schöne Natur, die von ächten Ken¬ nern als ein Werk der höchsten Griechi¬ schen Vollendung anerkannt wird, bot ihm die Züge eines kühnen, trotzigen, starken Jünglings dar, deren wilde Grösse sich im Johannes mit dem sanfteren Ernst des Den¬ kers so vereinbaren liess, dass die sinnliche Schönheit zwar untergeordnet, aber dennoch die bedeutungsvolle Zierde seines Wesens blieb. Man erkennt auf den ersten Blick die Aehnlichkeit des Gemäldes mit dem Marmorbilde; allein wie arm wäre der, dem ausser dieser Aehnlichkeit nicht die eigene
als hier Johannes, erscheint? Auch habe ich noch keinen Christuskopf gesehen, von dem ich sagen könnte: er ist es! Vielleicht ist das indeſs weniger die Schuld der Künst¬ ler, als der Theologen. Zu seinem Johan¬ nes durfte der Maler einige Ideen von dem fälschlich sogenannten Antinous entlehnen: diese schöne Natur, die von ächten Ken¬ nern als ein Werk der höchsten Griechi¬ schen Vollendung anerkannt wird, bot ihm die Züge eines kühnen, trotzigen, starken Jünglings dar, deren wilde Gröſse sich im Johannes mit dem sanfteren Ernst des Den¬ kers so vereinbaren lieſs, daſs die sinnliche Schönheit zwar untergeordnet, aber dennoch die bedeutungsvolle Zierde seines Wesens blieb. Man erkennt auf den ersten Blick die Aehnlichkeit des Gemäldes mit dem Marmorbilde; allein wie arm wäre der, dem auſser dieser Aehnlichkeit nicht die eigene
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als hier Johannes, erscheint? Auch habe
ich noch keinen Christuskopf gesehen, von
dem ich sagen könnte: er ist es! Vielleicht
ist das indeſs weniger die Schuld der Künst¬
ler, als der Theologen. Zu seinem Johan¬
nes durfte der Maler einige Ideen von dem
fälschlich sogenannten Antinous entlehnen:
diese schöne Natur, die von ächten Ken¬
nern als ein Werk der höchsten Griechi¬
schen Vollendung anerkannt wird, bot ihm
die Züge eines kühnen, trotzigen, starken
Jünglings dar, deren wilde Gröſse sich im
Johannes mit dem sanfteren Ernst des Den¬
kers so vereinbaren lieſs, daſs die sinnliche
Schönheit zwar untergeordnet, aber dennoch
die bedeutungsvolle Zierde seines Wesens
blieb. Man erkennt auf den ersten Blick
die Aehnlichkeit des Gemäldes mit dem
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/254>, abgerufen am 22.11.2024.
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