von Corregio zeigt, mag wohl bewunderns¬ würdig seyn, wenn man nur auf einem Ge¬ sichte, das so tiefes Leiden ausdrückt, den Blick könnte ruhen lassen. Einst war es eine Philosophentugend, recht zu handeln, und die schauderhaftesten Gegenstände, wie die lieblichsten, mit Gleichmüthigkeit anzu¬ sehen. Seitdem man aber die Unempfind¬ lichkeit, die selten Recht thut, damit zu verwechseln pflegt, ist nichts Verdienstliches mehr an diesem Stoicismus, und die Philo¬ sophie hat ihn längst der Politik, die immer nur repräsentirt, überlassen. Zu einer andern Zeit, und an jedem andern Orte, ausser die¬ ser Sammlung, wäre die Flucht nach Ägyp¬ ten vom alten Paul Veronese, ein Stück, das bemerkt zu werden verdiente; Guerci¬ no's Dido und die Verkündigung Mariä von Tintoretto, wären auch eines Blickes werth; einen kleinen Alban, eine schlafende Venus
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von Corregio zeigt, mag wohl bewunderns¬ würdig seyn, wenn man nur auf einem Ge¬ sichte, das so tiefes Leiden ausdrückt, den Blick könnte ruhen lassen. Einst war es eine Philosophentugend, recht zu handeln, und die schauderhaftesten Gegenstände, wie die lieblichsten, mit Gleichmüthigkeit anzu¬ sehen. Seitdem man aber die Unempfind¬ lichkeit, die selten Recht thut, damit zu verwechseln pflegt, ist nichts Verdienstliches mehr an diesem Stoicismus, und die Philo¬ sophie hat ihn längst der Politik, die immer nur repräsentirt, überlassen. Zu einer andern Zeit, und an jedem andern Orte, auſser die¬ ser Sammlung, wäre die Flucht nach Ägyp¬ ten vom alten Paul Veronese, ein Stück, das bemerkt zu werden verdiente; Guerci¬ no’s Dido und die Verkündigung Mariä von Tintoretto, wären auch eines Blickes werth; einen kleinen Alban, eine schlafende Venus
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von Corregio zeigt, mag wohl bewunderns¬
würdig seyn, wenn man nur auf einem Ge¬
sichte, das so tiefes Leiden ausdrückt, den
Blick könnte ruhen lassen. Einst war es
eine Philosophentugend, recht zu handeln,
und die schauderhaftesten Gegenstände, wie
die lieblichsten, mit Gleichmüthigkeit anzu¬
sehen. Seitdem man aber die Unempfind¬
lichkeit, die selten Recht thut, damit zu
verwechseln pflegt, ist nichts Verdienstliches
mehr an diesem Stoicismus, und die Philo¬
sophie hat ihn längst der Politik, die immer
nur repräsentirt, überlassen. Zu einer andern
Zeit, und an jedem andern Orte, auſser die¬
ser Sammlung, wäre die Flucht nach Ägyp¬
ten vom alten Paul Veronese, ein Stück,
das bemerkt zu werden verdiente; Guerci¬
no’s Dido und die Verkündigung Mariä von
Tintoretto, wären auch eines Blickes werth;
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/261>, abgerufen am 22.11.2024.
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