Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

die aus gestohlner Wolle fabricirt werden,
zuzuschreiben. Unter dem Vorwande, ihre
eigene Wolle wiederzukaufen, treiben manche
Fabrikanten einen öffentlichen Handel mit
dieser Waare, die ihnen von den Arbeitern
geliefert wird. Was die Strenge des Zunft¬
geistes auf einer Seite schon verdarb, das
richtet die Gelindigkeit der Polizei und des
Rathes nun völlig zu Grunde. Die gegen
den Unterschleif mit gestohlener Wolle vor¬
handenen Gesetze sind gänzlich ausser Ob¬
servanz; die Stadt hält über die Eigenschaft
der in ihren Mauern verfertigten Waaren
keine Aufsicht; sie gestattet in Fallitsachen,
statt des Concurses ein Präferenzrecht, wel¬
ches allen Credit untergräbt, und durch
Vervielfältigung der Bankerotte bis ins Un¬
endliche, die Schande des Betrugs hinweg¬
nimmt; sie duldete noch vor kurzem die
Hasardspiele; sie privilegirt das Lotto und

S 2

die aus gestohlner Wolle fabricirt werden,
zuzuschreiben. Unter dem Vorwande, ihre
eigene Wolle wiederzukaufen, treiben manche
Fabrikanten einen öffentlichen Handel mit
dieser Waare, die ihnen von den Arbeitern
geliefert wird. Was die Strenge des Zunft¬
geistes auf einer Seite schon verdarb, das
richtet die Gelindigkeit der Polizei und des
Rathes nun völlig zu Grunde. Die gegen
den Unterschleif mit gestohlener Wolle vor¬
handenen Gesetze sind gänzlich auſser Ob¬
servanz; die Stadt hält über die Eigenschaft
der in ihren Mauern verfertigten Waaren
keine Aufsicht; sie gestattet in Fallitsachen,
statt des Concurses ein Präferenzrecht, wel¬
ches allen Credit untergräbt, und durch
Vervielfältigung der Bankerotte bis ins Un¬
endliche, die Schande des Betrugs hinweg¬
nimmt; sie duldete noch vor kurzem die
Hasardspiele; sie privilegirt das Lotto und

S 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0287" n="275"/>
die aus gestohlner Wolle fabricirt werden,<lb/>
zuzuschreiben. Unter dem Vorwande, ihre<lb/>
eigene Wolle wiederzukaufen, treiben manche<lb/>
Fabrikanten einen öffentlichen Handel mit<lb/>
dieser Waare, die ihnen von den Arbeitern<lb/>
geliefert wird. Was die Strenge des Zunft¬<lb/>
geistes auf einer Seite schon verdarb, das<lb/>
richtet die Gelindigkeit der Polizei und des<lb/>
Rathes nun völlig zu Grunde. Die gegen<lb/>
den Unterschleif mit gestohlener Wolle vor¬<lb/>
handenen Gesetze sind gänzlich au&#x017F;ser Ob¬<lb/>
servanz; die Stadt hält über die Eigenschaft<lb/>
der in ihren Mauern verfertigten Waaren<lb/>
keine Aufsicht; sie gestattet in Fallitsachen,<lb/>
statt des Concurses ein Präferenzrecht, wel¬<lb/>
ches allen Credit untergräbt, und durch<lb/>
Vervielfältigung der Bankerotte bis ins Un¬<lb/>
endliche, die Schande des Betrugs hinweg¬<lb/>
nimmt; sie duldete noch vor kurzem die<lb/>
Hasardspiele; sie privilegirt das Lotto und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 2<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0287] die aus gestohlner Wolle fabricirt werden, zuzuschreiben. Unter dem Vorwande, ihre eigene Wolle wiederzukaufen, treiben manche Fabrikanten einen öffentlichen Handel mit dieser Waare, die ihnen von den Arbeitern geliefert wird. Was die Strenge des Zunft¬ geistes auf einer Seite schon verdarb, das richtet die Gelindigkeit der Polizei und des Rathes nun völlig zu Grunde. Die gegen den Unterschleif mit gestohlener Wolle vor¬ handenen Gesetze sind gänzlich auſser Ob¬ servanz; die Stadt hält über die Eigenschaft der in ihren Mauern verfertigten Waaren keine Aufsicht; sie gestattet in Fallitsachen, statt des Concurses ein Präferenzrecht, wel¬ ches allen Credit untergräbt, und durch Vervielfältigung der Bankerotte bis ins Un¬ endliche, die Schande des Betrugs hinweg¬ nimmt; sie duldete noch vor kurzem die Hasardspiele; sie privilegirt das Lotto und S 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/287
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/287>, abgerufen am 22.11.2024.