von gestern ist, so enthält er doch schon Begebenheiten genug, die uns lehren können, unter ähnlichen Umständen einen ähnlichen Ausgang zu erwarten. Die allgemeine Bil¬ dung und Entwickelung unserer Kräfte lässt sich fast nicht höher treiben. Können wir den Bogen stärker spannen, ohne dass er bricht? Kann unsere Vernunft noch scharf¬ sinniger geprüft, können unsere grösseren und kleineren, öffentlichen und häuslichen Verhältnisse noch genauer berechnet wer¬ den? Sind wir dem höchsten Gipfel der Verfeinerung nicht nahe? -- Wenn man aber den Berg erstiegen hat, so bleibt in dieser Ixionswelt nichts übrig, als wieder Kopf über, Kopf unter, das Rad in die Tiefe zu rollen, und von unten auf sich über ein neues Gebirge zu schleppen. Thö¬ richt wäre es allerdings, eine allgemeine Re¬ volution in Europa, die den Zusammensturz
von gestern ist, so enthält er doch schon Begebenheiten genug, die uns lehren können, unter ähnlichen Umständen einen ähnlichen Ausgang zu erwarten. Die allgemeine Bil¬ dung und Entwickelung unserer Kräfte läſst sich fast nicht höher treiben. Können wir den Bogen stärker spannen, ohne daſs er bricht? Kann unsere Vernunft noch scharf¬ sinniger geprüft, können unsere gröſseren und kleineren, öffentlichen und häuslichen Verhältnisse noch genauer berechnet wer¬ den? Sind wir dem höchsten Gipfel der Verfeinerung nicht nahe? — Wenn man aber den Berg erstiegen hat, so bleibt in dieser Ixionswelt nichts übrig, als wieder Kopf über, Kopf unter, das Rad in die Tiefe zu rollen, und von unten auf sich über ein neues Gebirge zu schleppen. Thö¬ richt wäre es allerdings, eine allgemeine Re¬ volution in Europa, die den Zusammensturz
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0331"n="319"/>
von gestern ist, so enthält er doch schon<lb/>
Begebenheiten genug, die uns lehren können,<lb/>
unter ähnlichen Umständen einen ähnlichen<lb/>
Ausgang zu erwarten. Die allgemeine Bil¬<lb/>
dung und Entwickelung unserer Kräfte läſst<lb/>
sich fast nicht höher treiben. Können wir<lb/>
den Bogen stärker spannen, ohne daſs er<lb/>
bricht? Kann unsere Vernunft noch scharf¬<lb/>
sinniger geprüft, können unsere gröſseren<lb/>
und kleineren, öffentlichen und häuslichen<lb/>
Verhältnisse noch genauer berechnet wer¬<lb/>
den? Sind wir dem höchsten Gipfel der<lb/>
Verfeinerung nicht nahe? — Wenn man<lb/>
aber den Berg erstiegen hat, so bleibt in<lb/>
dieser Ixionswelt nichts übrig, als wieder<lb/>
Kopf über, Kopf unter, das Rad in die<lb/>
Tiefe zu rollen, und von unten auf sich<lb/>
über ein neues Gebirge zu schleppen. Thö¬<lb/>
richt wäre es allerdings, eine allgemeine Re¬<lb/>
volution in Europa, die den Zusammensturz<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[319/0331]
von gestern ist, so enthält er doch schon
Begebenheiten genug, die uns lehren können,
unter ähnlichen Umständen einen ähnlichen
Ausgang zu erwarten. Die allgemeine Bil¬
dung und Entwickelung unserer Kräfte läſst
sich fast nicht höher treiben. Können wir
den Bogen stärker spannen, ohne daſs er
bricht? Kann unsere Vernunft noch scharf¬
sinniger geprüft, können unsere gröſseren
und kleineren, öffentlichen und häuslichen
Verhältnisse noch genauer berechnet wer¬
den? Sind wir dem höchsten Gipfel der
Verfeinerung nicht nahe? — Wenn man
aber den Berg erstiegen hat, so bleibt in
dieser Ixionswelt nichts übrig, als wieder
Kopf über, Kopf unter, das Rad in die
Tiefe zu rollen, und von unten auf sich
über ein neues Gebirge zu schleppen. Thö¬
richt wäre es allerdings, eine allgemeine Re¬
volution in Europa, die den Zusammensturz
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/331>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.