werden könnte, dass die Bekehrung im Kerker zwecklos; seyn müsse, weil sie un¬ fruchtbar bleibt, und dass ein Augenblick wahrer Reue so viel werth sei, als ein in Thränen und Büssungen hingeschmachtetes halbes Jahrhundert. Allein die Furcht vor dem Tode, die nur durch eine der Würde des Menschen angemessene Erziehung ge¬ mildert und in Schranken gehalten wird, lehrt den Richter, das Leben in immerwäh¬ render Gefangenschaft als eine Begnadigung schenken, und den Verbrecher, es unter dieser Bedingung dankbar hinnehmen. Auch hier wirkt also die Furcht, wie sie sonst immer zu wirken pflegt: sie macht grausam und niederträchtig. Doch den Gesetzen will ich hierin weniger Schuld beimessen, als der allgemeinen Stimmung des Menschen¬ geschlechts. So lange es Menschen giebt, die das Leben ohne Freiheit, an der Kette
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werden könnte, daſs die Bekehrung im Kerker zwecklos; seyn müsse, weil sie un¬ fruchtbar bleibt, und daſs ein Augenblick wahrer Reue so viel werth sei, als ein in Thränen und Büſsungen hingeschmachtetes halbes Jahrhundert. Allein die Furcht vor dem Tode, die nur durch eine der Würde des Menschen angemessene Erziehung ge¬ mildert und in Schranken gehalten wird, lehrt den Richter, das Leben in immerwäh¬ render Gefangenschaft als eine Begnadigung schenken, und den Verbrecher, es unter dieser Bedingung dankbar hinnehmen. Auch hier wirkt also die Furcht, wie sie sonst immer zu wirken pflegt: sie macht grausam und niederträchtig. Doch den Gesetzen will ich hierin weniger Schuld beimessen, als der allgemeinen Stimmung des Menschen¬ geschlechts. So lange es Menschen giebt, die das Leben ohne Freiheit, an der Kette
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werden könnte, daſs die Bekehrung im
Kerker zwecklos; seyn müsse, weil sie un¬
fruchtbar bleibt, und daſs ein Augenblick
wahrer Reue so viel werth sei, als ein in
Thränen und Büſsungen hingeschmachtetes
halbes Jahrhundert. Allein die Furcht vor
dem Tode, die nur durch eine der Würde
des Menschen angemessene Erziehung ge¬
mildert und in Schranken gehalten wird,
lehrt den Richter, das Leben in immerwäh¬
render Gefangenschaft als eine Begnadigung
schenken, und den Verbrecher, es unter
dieser Bedingung dankbar hinnehmen. Auch
hier wirkt also die Furcht, wie sie sonst
immer zu wirken pflegt: sie macht grausam
und niederträchtig. Doch den Gesetzen will
ich hierin weniger Schuld beimessen, als
der allgemeinen Stimmung des Menschen¬
geschlechts. So lange es Menschen giebt,
die das Leben ohne Freiheit, an der Kette
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/37>, abgerufen am 24.11.2024.
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