Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.
Die Gebrechen einer Staatsverfassung kön¬
Die Gebrechen einer Staatsverfassung kön¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0393" n="381"/><lb/> ehe es in seiner Verzweiflung diesen Ge¬<lb/> danken faſst? Alle jene Übel, welche vor<lb/> Alters zur Vereinigung in einem Staat, zur<lb/> Unterwerfung unter die Gesetze, vielleicht<lb/> unter den Willen Eines Herrschers, so un¬<lb/> aufhaltsam antrieben, werden vergessen; das<lb/> gegenwärtige Übel verschlingt diese Erinne¬<lb/> rung; jede Partei reklamirt ihre Rechte mit<lb/> Gewalt, und der Kampf geht wieder von<lb/> vorn an.</p><lb/> <p>Die Gebrechen einer Staatsverfassung kön¬<lb/> nen indeſs eben so wohl auch ohne eine<lb/> heftige Erschütterung gehoben werden, wenn<lb/> man sich in Zeiten guter Vorbauungsmittel<lb/> bedient und unvermerkt dem ganzen Staate<lb/> die rechte Richtung nach seinem wahren<lb/> Ziele sittlicher Vervollkommnung giebt. In<lb/> Despotien haben wir das Beispiel, daſs weise<lb/> Regenten es ihre vorzügliche Sorge seyn<lb/> lieſsen, die bürgerliche Gesetzgebung zu ver¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [381/0393]
ehe es in seiner Verzweiflung diesen Ge¬
danken faſst? Alle jene Übel, welche vor
Alters zur Vereinigung in einem Staat, zur
Unterwerfung unter die Gesetze, vielleicht
unter den Willen Eines Herrschers, so un¬
aufhaltsam antrieben, werden vergessen; das
gegenwärtige Übel verschlingt diese Erinne¬
rung; jede Partei reklamirt ihre Rechte mit
Gewalt, und der Kampf geht wieder von
vorn an.
Die Gebrechen einer Staatsverfassung kön¬
nen indeſs eben so wohl auch ohne eine
heftige Erschütterung gehoben werden, wenn
man sich in Zeiten guter Vorbauungsmittel
bedient und unvermerkt dem ganzen Staate
die rechte Richtung nach seinem wahren
Ziele sittlicher Vervollkommnung giebt. In
Despotien haben wir das Beispiel, daſs weise
Regenten es ihre vorzügliche Sorge seyn
lieſsen, die bürgerliche Gesetzgebung zu ver¬
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