die Entscheidungsgründe, womit wir Layen uns so gern befassen, in tiefes Stillschwei¬ gen begraben, die Urtheile hingegen, mit der unfehlbaren Autorität von Orakelsprü¬ chen, der profanen Welt verkündigt werden. Demüthiger als ich bin, will ich mich gleichwohl nicht stellen; Du weisst, ich halte nichts von Tugenden, die sich mit Gepränge anmelden; und, Scherz beiseite, wenn ich alles erwäge, was ich so eben hingeschrieben habe, kommt es mir mehr als problematisch vor, dass diese Sache so von der Hand sich aburtheilen lasse, wofern man nicht gewohnt ist mit Machtsprüchen um sich zu werfen, oder auf morsche Grund¬ lagen zu bauen. Der wüthigste Demokrat und der eigenmächtigste Despot führen heu¬ tiges Tages nur Eine Sprache; Beide spre¬ chen von der Erhaltung und Rettung des Staats, von Recht und Gesetz; Beide be¬
rufen
die Entscheidungsgründe, womit wir Layen uns so gern befassen, in tiefes Stillschwei¬ gen begraben, die Urtheile hingegen, mit der unfehlbaren Autorität von Orakelsprü¬ chen, der profanen Welt verkündigt werden. Demüthiger als ich bin, will ich mich gleichwohl nicht stellen; Du weiſst, ich halte nichts von Tugenden, die sich mit Gepränge anmelden; und, Scherz beiseite, wenn ich alles erwäge, was ich so eben hingeschrieben habe, kommt es mir mehr als problematisch vor, daſs diese Sache so von der Hand sich aburtheilen lasse, wofern man nicht gewohnt ist mit Machtsprüchen um sich zu werfen, oder auf morsche Grund¬ lagen zu bauen. Der wüthigste Demokrat und der eigenmächtigste Despot führen heu¬ tiges Tages nur Eine Sprache; Beide spre¬ chen von der Erhaltung und Rettung des Staats, von Recht und Gesetz; Beide be¬
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die Entscheidungsgründe, womit wir Layen
uns so gern befassen, in tiefes Stillschwei¬
gen begraben, die Urtheile hingegen, mit
der unfehlbaren Autorität von Orakelsprü¬
chen, der profanen Welt verkündigt werden.
Demüthiger als ich bin, will ich mich
gleichwohl nicht stellen; Du weiſst, ich
halte nichts von Tugenden, die sich mit
Gepränge anmelden; und, Scherz beiseite,
wenn ich alles erwäge, was ich so eben
hingeschrieben habe, kommt es mir mehr
als problematisch vor, daſs diese Sache so
von der Hand sich aburtheilen lasse, wofern
man nicht gewohnt ist mit Machtsprüchen
um sich zu werfen, oder auf morsche Grund¬
lagen zu bauen. Der wüthigste Demokrat
und der eigenmächtigste Despot führen heu¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/396>, abgerufen am 23.11.2024.
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