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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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tische Lage von Brabant keine Beziehung zu
haben. Wir hörten hie und dort, dass dies
eine gewöhnliche englische Reise aufs feste
Land sei, wodurch man Zeit zu ökonomi¬
siren gewinnt; denn allzugrosser Aufwand
erschöpft zuletzt auch die ungeheuersten
Einkünfte. Allein schwerlich konnte dieser
Fall hier eintreten, weil der Herzog bei ei¬
ner solchen Reise eben nicht spart. Diesen
Zoll müssen indess die Grossen jederzeit von
ihren disproportionirten Reichthümern und
Besitzungen an das Publikum zahlen; ich
meine, dass man, wegen der Höhe, die sie
bestiegen haben, und von welcher sie auf
das übrige Menschengeschlecht herabsehen,
die Augen unaufhörlich auf sie gerichtet
hält, ihre Bewegungen, eben weil sie sich
nicht verbergen lassen, stets bewacht und
ihnen allerlei Motive andichtet, von denen
sie selbst sich oft nichts träumen liessen.

tische Lage von Brabant keine Beziehung zu
haben. Wir hörten hie und dort, daſs dies
eine gewöhnliche englische Reise aufs feste
Land sei, wodurch man Zeit zu ökonomi¬
siren gewinnt; denn allzugroſser Aufwand
erschöpft zuletzt auch die ungeheuersten
Einkünfte. Allein schwerlich konnte dieser
Fall hier eintreten, weil der Herzog bei ei¬
ner solchen Reise eben nicht spart. Diesen
Zoll müssen indeſs die Groſsen jederzeit von
ihren disproportionirten Reichthümern und
Besitzungen an das Publikum zahlen; ich
meine, daſs man, wegen der Höhe, die sie
bestiegen haben, und von welcher sie auf
das übrige Menschengeschlecht herabsehen,
die Augen unaufhörlich auf sie gerichtet
hält, ihre Bewegungen, eben weil sie sich
nicht verbergen lassen, stets bewacht und
ihnen allerlei Motive andichtet, von denen
sie selbst sich oft nichts träumen lieſsen.

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[474/0486] tische Lage von Brabant keine Beziehung zu haben. Wir hörten hie und dort, daſs dies eine gewöhnliche englische Reise aufs feste Land sei, wodurch man Zeit zu ökonomi¬ siren gewinnt; denn allzugroſser Aufwand erschöpft zuletzt auch die ungeheuersten Einkünfte. Allein schwerlich konnte dieser Fall hier eintreten, weil der Herzog bei ei¬ ner solchen Reise eben nicht spart. Diesen Zoll müssen indeſs die Groſsen jederzeit von ihren disproportionirten Reichthümern und Besitzungen an das Publikum zahlen; ich meine, daſs man, wegen der Höhe, die sie bestiegen haben, und von welcher sie auf das übrige Menschengeschlecht herabsehen, die Augen unaufhörlich auf sie gerichtet hält, ihre Bewegungen, eben weil sie sich nicht verbergen lassen, stets bewacht und ihnen allerlei Motive andichtet, von denen sie selbst sich oft nichts träumen lieſsen.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/486>, abgerufen am 22.11.2024.