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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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tenrichter zugeben mögen. Alles ist gewon¬
nen, wenn es zur Gewohnheit wird, die
Geisteskräfte zu beschäftigen und die Ver¬
nunft, die man dem grössten Theile des
Menschengeschlechts so lange und so gern
abgeläugnet oder auch wohl unmenschlich
entrissen hat, in ihrer Entwickelung überall
zu begünstigen. Nur der Geist, welcher
selbst denkt, und sein Verhältniss zu dem
Mannichfaltigen um sich her erforscht, nur
der erreicht seine Bestimmung. Wie wir
anfingen, so endigen wir dann: durch die
Wirbel aller möglichen Zusammensetzun¬
gen hindurch, kehren wir, reich in uns
selbst und frei, zu der ursprünglichen Einfalt
zurück! --

Du weisst, ich kenne auch die Rück¬
seite des schönen Gepräges, welches unsere
Einbildungskraft den Weltbegebenheiten auf¬
drückt; allein jede Ansicht hat nur Einen,

tenrichter zugeben mögen. Alles ist gewon¬
nen, wenn es zur Gewohnheit wird, die
Geisteskräfte zu beschäftigen und die Ver¬
nunft, die man dem gröſsten Theile des
Menschengeschlechts so lange und so gern
abgeläugnet oder auch wohl unmenschlich
entrissen hat, in ihrer Entwickelung überall
zu begünstigen. Nur der Geist, welcher
selbst denkt, und sein Verhältniſs zu dem
Mannichfaltigen um sich her erforscht, nur
der erreicht seine Bestimmung. Wie wir
anfingen, so endigen wir dann: durch die
Wirbel aller möglichen Zusammensetzun¬
gen hindurch, kehren wir, reich in uns
selbst und frei, zu der ursprünglichen Einfalt
zurück! —

Du weiſst, ich kenne auch die Rück¬
seite des schönen Gepräges, welches unsere
Einbildungskraft den Weltbegebenheiten auf¬
drückt; allein jede Ansicht hat nur Einen,

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[68/0080] tenrichter zugeben mögen. Alles ist gewon¬ nen, wenn es zur Gewohnheit wird, die Geisteskräfte zu beschäftigen und die Ver¬ nunft, die man dem gröſsten Theile des Menschengeschlechts so lange und so gern abgeläugnet oder auch wohl unmenschlich entrissen hat, in ihrer Entwickelung überall zu begünstigen. Nur der Geist, welcher selbst denkt, und sein Verhältniſs zu dem Mannichfaltigen um sich her erforscht, nur der erreicht seine Bestimmung. Wie wir anfingen, so endigen wir dann: durch die Wirbel aller möglichen Zusammensetzun¬ gen hindurch, kehren wir, reich in uns selbst und frei, zu der ursprünglichen Einfalt zurück! — Du weiſst, ich kenne auch die Rück¬ seite des schönen Gepräges, welches unsere Einbildungskraft den Weltbegebenheiten auf¬ drückt; allein jede Ansicht hat nur Einen,

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/80>, abgerufen am 21.11.2024.