redenden Denkmäler von seiner Art die äusse¬ ren Gegenstände zu ergreifen und sich an¬ zueignen, hinterlassen kann? Wir fühlen, Jahrhunderte später, dem Künstler nach, und ahnden die Bilder seiner Phantasie, indem wir diesen Bau durchwandern.
Die Pracht des himmelan sich wölbenden Chors hat eine majestätische Einfalt, die alle Vorstellung übertrift. In ungeheurer Länge stehen die Gruppen schlanker Säulen da, wie die Bäume eines uralten Forstes: nur am höchsten Gipfel sind sie in eine Krone von Aesten gespalten, die sich mit ihren Nachbaren in spitzen Bogen wölbt, und dem Auge, das ihnen folgen will, fast uner¬ reichbar ist. Lässt sich auch schon das Un¬ ermessliche des Weltalls nicht im beschränk¬ ten Raume versinnlichen, so liegt gleichwohl in diesem kühnen Emporstreben der Pfeiler und Mauern das Unaufhaltsame, welches die
E 4
redenden Denkmäler von seiner Art die äuſse¬ ren Gegenstände zu ergreifen und sich an¬ zueignen, hinterlassen kann? Wir fühlen, Jahrhunderte später, dem Künstler nach, und ahnden die Bilder seiner Phantasie, indem wir diesen Bau durchwandern.
Die Pracht des himmelan sich wölbenden Chors hat eine majestätische Einfalt, die alle Vorstellung übertrift. In ungeheurer Länge stehen die Gruppen schlanker Säulen da, wie die Bäume eines uralten Forstes: nur am höchsten Gipfel sind sie in eine Krone von Aesten gespalten, die sich mit ihren Nachbaren in spitzen Bogen wölbt, und dem Auge, das ihnen folgen will, fast uner¬ reichbar ist. Läſst sich auch schon das Un¬ ermeſsliche des Weltalls nicht im beschränk¬ ten Raume versinnlichen, so liegt gleichwohl in diesem kühnen Emporstreben der Pfeiler und Mauern das Unaufhaltsame, welches die
E 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0083"n="71"/>
redenden Denkmäler von seiner Art die äuſse¬<lb/>
ren Gegenstände zu ergreifen und sich an¬<lb/>
zueignen, hinterlassen kann? Wir fühlen,<lb/><choice><sic>Jahrhuuderte</sic><corr>Jahrhunderte</corr></choice> später, dem Künstler nach, und<lb/>
ahnden die Bilder seiner Phantasie, indem<lb/>
wir diesen Bau durchwandern.</p><lb/><p>Die Pracht des himmelan sich wölbenden<lb/>
Chors hat eine majestätische Einfalt, die<lb/>
alle Vorstellung übertrift. In ungeheurer<lb/>
Länge stehen die Gruppen schlanker Säulen<lb/>
da, wie die Bäume eines uralten Forstes:<lb/>
nur am höchsten Gipfel sind sie in eine<lb/>
Krone von Aesten gespalten, die sich mit<lb/>
ihren Nachbaren in spitzen Bogen wölbt, und<lb/>
dem Auge, das ihnen folgen will, fast uner¬<lb/>
reichbar ist. Läſst sich auch schon das Un¬<lb/>
ermeſsliche des Weltalls nicht im beschränk¬<lb/>
ten Raume versinnlichen, so liegt gleichwohl<lb/>
in diesem kühnen Emporstreben der Pfeiler<lb/>
und Mauern das Unaufhaltsame, welches die<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 4<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[71/0083]
redenden Denkmäler von seiner Art die äuſse¬
ren Gegenstände zu ergreifen und sich an¬
zueignen, hinterlassen kann? Wir fühlen,
Jahrhunderte später, dem Künstler nach, und
ahnden die Bilder seiner Phantasie, indem
wir diesen Bau durchwandern.
Die Pracht des himmelan sich wölbenden
Chors hat eine majestätische Einfalt, die
alle Vorstellung übertrift. In ungeheurer
Länge stehen die Gruppen schlanker Säulen
da, wie die Bäume eines uralten Forstes:
nur am höchsten Gipfel sind sie in eine
Krone von Aesten gespalten, die sich mit
ihren Nachbaren in spitzen Bogen wölbt, und
dem Auge, das ihnen folgen will, fast uner¬
reichbar ist. Läſst sich auch schon das Un¬
ermeſsliche des Weltalls nicht im beschränk¬
ten Raume versinnlichen, so liegt gleichwohl
in diesem kühnen Emporstreben der Pfeiler
und Mauern das Unaufhaltsame, welches die
E 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/83>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.