so die Kräfte erschöpft, als dieses unaufhör¬ liche, mit aufmerksamer Spannung verbun¬ dene Sehen und Hören; allein, wenn es wahr ist, dass die Dauer unseres Daseyns nur nach der Zahl der erhaltnen Sensationen berechnet werden muss, so haben wir in diesen wenigen Tagen mehrere Jahre von Leben gewonnen.
Der Weg von Lille nach Dünkirchen führte uns über Armentieres, Bailleul, Cassel und Bergen. Es regnete beinah unablässig den ganzen Tag; allein ob uns gleich die Aussicht dadurch benommen ward, bemerk¬ ten wir doch, dass sie im Durchschnitt de¬ nen im Hennegau ähnlich bleibt. In Armen¬ tieres hielten wir uns nicht auf, so gern wir auch die dortigen Leinwandbleichen in Au¬ genschein genommen hätten, wo man bereits die wichtige Erfindung des Französischen Chemikers Bertholet, mit dephlogisticirter
so die Kräfte erschöpft, als dieses unaufhör¬ liche, mit aufmerksamer Spannung verbun¬ dene Sehen und Hören; allein, wenn es wahr ist, daſs die Dauer unseres Daseyns nur nach der Zahl der erhaltnen Sensationen berechnet werden muſs, so haben wir in diesen wenigen Tagen mehrere Jahre von Leben gewonnen.
Der Weg von Lille nach Dünkirchen führte uns über Armentieres, Bailleul, Cassel und Bergen. Es regnete beinah unablässig den ganzen Tag; allein ob uns gleich die Aussicht dadurch benommen ward, bemerk¬ ten wir doch, daſs sie im Durchschnitt de¬ nen im Hennegau ähnlich bleibt. In Armen¬ tieres hielten wir uns nicht auf, so gern wir auch die dortigen Leinwandbleichen in Au¬ genschein genommen hätten, wo man bereits die wichtige Erfindung des Französischen Chemikers Bertholet, mit dephlogisticirter
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0226"n="220"/>
so die Kräfte erschöpft, als dieses unaufhör¬<lb/>
liche, mit aufmerksamer Spannung verbun¬<lb/>
dene Sehen und Hören; allein, wenn es<lb/>
wahr ist, daſs die Dauer unseres Daseyns<lb/>
nur nach der Zahl der erhaltnen Sensationen<lb/>
berechnet werden muſs, so haben wir in<lb/>
diesen wenigen Tagen mehrere Jahre von<lb/>
Leben gewonnen.</p><lb/><p>Der Weg von Lille nach Dünkirchen<lb/>
führte uns über Armentieres, Bailleul, Cassel<lb/>
und Bergen. Es regnete beinah unablässig<lb/>
den ganzen Tag; allein ob uns gleich die<lb/>
Aussicht dadurch benommen ward, bemerk¬<lb/>
ten wir doch, daſs sie im Durchschnitt de¬<lb/>
nen im Hennegau ähnlich bleibt. In Armen¬<lb/>
tieres hielten wir uns nicht auf, so gern wir<lb/>
auch die dortigen Leinwandbleichen in Au¬<lb/>
genschein genommen hätten, wo man bereits<lb/>
die wichtige Erfindung des Französischen<lb/>
Chemikers <hirendition="#i">Bertholet</hi>, mit dephlogisticirter<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[220/0226]
so die Kräfte erschöpft, als dieses unaufhör¬
liche, mit aufmerksamer Spannung verbun¬
dene Sehen und Hören; allein, wenn es
wahr ist, daſs die Dauer unseres Daseyns
nur nach der Zahl der erhaltnen Sensationen
berechnet werden muſs, so haben wir in
diesen wenigen Tagen mehrere Jahre von
Leben gewonnen.
Der Weg von Lille nach Dünkirchen
führte uns über Armentieres, Bailleul, Cassel
und Bergen. Es regnete beinah unablässig
den ganzen Tag; allein ob uns gleich die
Aussicht dadurch benommen ward, bemerk¬
ten wir doch, daſs sie im Durchschnitt de¬
nen im Hennegau ähnlich bleibt. In Armen¬
tieres hielten wir uns nicht auf, so gern wir
auch die dortigen Leinwandbleichen in Au¬
genschein genommen hätten, wo man bereits
die wichtige Erfindung des Französischen
Chemikers Bertholet, mit dephlogisticirter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/226>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.