Werk, seine Unterthanen wieder zu besee¬ len, allein aufbehalten sei. Wenn er wenig Achtung für die Vernunft des grossen Hau¬ fens besass; wenn er den Beruf in sich fühl¬ te, seine Unterthanen, die ihm unmündige Kinder schienen, mit der ganzen Authorität des Vaters zu ihrem Besten anzuführen: wer findet den Irrthum nach solchen Beispielen nicht verzeihlich? wer bedauert nicht den Monarchen, dessen Volk so weit hinter ihm zurückgeblieben war, dass er sich zu seinen Bedürfnissen nicht mehr herablassen konnte? Die Gleichgültigkeit der Belgier gegen die Maassregeln des Kaisers, die keinen andern Zweck als den grösseren Flor ihres Vater¬ landes hatten, und bald hernach die störrige Widersetzlichkeit, die sie gegen seine vor¬ genommenen Neuerungen äusserten, erklären auch ein anderes Phänomen, welches sonst bei einem Fürsten, der so strenge Begriffe
Werk, seine Unterthanen wieder zu besee¬ len, allein aufbehalten sei. Wenn er wenig Achtung für die Vernunft des groſsen Hau¬ fens besaſs; wenn er den Beruf in sich fühl¬ te, seine Unterthanen, die ihm unmündige Kinder schienen, mit der ganzen Authorität des Vaters zu ihrem Besten anzuführen: wer findet den Irrthum nach solchen Beispielen nicht verzeihlich? wer bedauert nicht den Monarchen, dessen Volk so weit hinter ihm zurückgeblieben war, daſs er sich zu seinen Bedürfnissen nicht mehr herablassen konnte? Die Gleichgültigkeit der Belgier gegen die Maaſsregeln des Kaisers, die keinen andern Zweck als den gröſseren Flor ihres Vater¬ landes hatten, und bald hernach die störrige Widersetzlichkeit, die sie gegen seine vor¬ genommenen Neuerungen äuſserten, erklären auch ein anderes Phänomen, welches sonst bei einem Fürsten, der so strenge Begriffe
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0034"n="28"/>
Werk, seine Unterthanen wieder zu besee¬<lb/>
len, allein aufbehalten sei. Wenn er wenig<lb/>
Achtung für die Vernunft des groſsen Hau¬<lb/>
fens besaſs; wenn er den Beruf in sich fühl¬<lb/>
te, seine Unterthanen, die ihm unmündige<lb/>
Kinder schienen, mit der ganzen Authorität<lb/>
des Vaters zu ihrem Besten anzuführen: wer<lb/>
findet den Irrthum nach solchen Beispielen<lb/>
nicht verzeihlich? wer bedauert nicht den<lb/>
Monarchen, dessen Volk so weit hinter ihm<lb/>
zurückgeblieben war, daſs er sich zu seinen<lb/>
Bedürfnissen nicht mehr herablassen konnte?<lb/>
Die Gleichgültigkeit der Belgier gegen die<lb/>
Maaſsregeln des Kaisers, die keinen andern<lb/>
Zweck als den gröſseren Flor ihres Vater¬<lb/>
landes hatten, und bald hernach die störrige<lb/>
Widersetzlichkeit, die sie gegen seine vor¬<lb/>
genommenen Neuerungen äuſserten, erklären<lb/>
auch ein anderes Phänomen, welches sonst<lb/>
bei einem Fürsten, der so strenge Begriffe<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[28/0034]
Werk, seine Unterthanen wieder zu besee¬
len, allein aufbehalten sei. Wenn er wenig
Achtung für die Vernunft des groſsen Hau¬
fens besaſs; wenn er den Beruf in sich fühl¬
te, seine Unterthanen, die ihm unmündige
Kinder schienen, mit der ganzen Authorität
des Vaters zu ihrem Besten anzuführen: wer
findet den Irrthum nach solchen Beispielen
nicht verzeihlich? wer bedauert nicht den
Monarchen, dessen Volk so weit hinter ihm
zurückgeblieben war, daſs er sich zu seinen
Bedürfnissen nicht mehr herablassen konnte?
Die Gleichgültigkeit der Belgier gegen die
Maaſsregeln des Kaisers, die keinen andern
Zweck als den gröſseren Flor ihres Vater¬
landes hatten, und bald hernach die störrige
Widersetzlichkeit, die sie gegen seine vor¬
genommenen Neuerungen äuſserten, erklären
auch ein anderes Phänomen, welches sonst
bei einem Fürsten, der so strenge Begriffe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/34>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.