Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.XXII. Antwerpen.Wie froh bin ich, dass unsere Pferde nach XXII. Antwerpen.Wie froh bin ich, daſs unsere Pferde nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0352" n="346"/> </div> <div n="2"> <head>XXII.<lb/></head> <dateline rendition="#right">Antwerpen.</dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>ie froh bin ich, daſs unsere Pferde nach<lb/> Rotterdam nun endlich auf morgen früh be¬<lb/> stellt sind! Ein längerer Aufenthalt unter<lb/> diesen Andächtlern könnte wirklich die hei¬<lb/> terste Laune vergiften. Noch nie habe ich<lb/> die Armuth unserer Sprachen so tief empfun¬<lb/> den, als seitdem ich hier von den Menschen<lb/> um mich her mit den bekanntesten Wörtern<lb/> eine mir ganz fremde Bedeutung verbinden<lb/> höre. Man liefe Gefahr gesteinigt zu wer¬<lb/> den, wenn man sich merken lieſse, daſs die<lb/> Freiheit noch in etwas anderem bestehen<lb/> müsse, als <hi rendition="#i">van der Noots</hi> Bildniſs im Knopf¬<lb/> loche zu tragen, daſs Religion etwas mehr<lb/> sey, als das gedankenlose Gemurmel der Ro¬<lb/> senkranzbeter. Die traurigste Abstumpfung,<lb/> die je ein Volk erleiden konnte, ist hier die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [346/0352]
XXII.
Antwerpen.
Wie froh bin ich, daſs unsere Pferde nach
Rotterdam nun endlich auf morgen früh be¬
stellt sind! Ein längerer Aufenthalt unter
diesen Andächtlern könnte wirklich die hei¬
terste Laune vergiften. Noch nie habe ich
die Armuth unserer Sprachen so tief empfun¬
den, als seitdem ich hier von den Menschen
um mich her mit den bekanntesten Wörtern
eine mir ganz fremde Bedeutung verbinden
höre. Man liefe Gefahr gesteinigt zu wer¬
den, wenn man sich merken lieſse, daſs die
Freiheit noch in etwas anderem bestehen
müsse, als van der Noots Bildniſs im Knopf¬
loche zu tragen, daſs Religion etwas mehr
sey, als das gedankenlose Gemurmel der Ro¬
senkranzbeter. Die traurigste Abstumpfung,
die je ein Volk erleiden konnte, ist hier die
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