ben erwachen, sehen sie ihre Vorgänger in der Laufbahn des Genusses als Muster an, denen sie mit verdoppelten Schritten, oder vielmehr mit einem Sprunge, nacheilen wol¬ len, und diese unglückliche Nachahmung stört sie in dem ruhigen Gange der ihnen angeeigneten Entwicklung.
Dem physischen und klimatischen Naturell der Holländer, wie ihrem besonnenen Ge¬ müthscharakter, ziemte die äusserste Simpli¬ cität; ihre Kultur durfte sich nie von dieser Grundlage entfernen; sie musste lediglich dar¬ auf gerichtet seyn, dem Einfachen Eleganz und Grösse beizugesellen. Der bunte, klein¬ liche Luxus der Mode, der glatte Firniss herzloser Sitten, die wortreiche Leere der Ideen des Tages, stehen ihnen wie erborgte Kleider. Witz, Laune und Geist können unsere Aufmerksamkeit von diesen Missver¬ hältnissen des Welttons abziehen; ihr mun¬
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ben erwachen, sehen sie ihre Vorgänger in der Laufbahn des Genusses als Muster an, denen sie mit verdoppelten Schritten, oder vielmehr mit einem Sprunge, nacheilen wol¬ len, und diese unglückliche Nachahmung stört sie in dem ruhigen Gange der ihnen angeeigneten Entwicklung.
Dem physischen und klimatischen Naturell der Holländer, wie ihrem besonnenen Ge¬ müthscharakter, ziemte die äuſserste Simpli¬ cität; ihre Kultur durfte sich nie von dieser Grundlage entfernen; sie muſste lediglich dar¬ auf gerichtet seyn, dem Einfachen Eleganz und Gröſse beizugesellen. Der bunte, klein¬ liche Luxus der Mode, der glatte Firniſs herzloser Sitten, die wortreiche Leere der Ideen des Tages, stehen ihnen wie erborgte Kleider. Witz, Laune und Geist können unsere Aufmerksamkeit von diesen Miſsver¬ hältnissen des Welttons abziehen; ihr mun¬
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ben erwachen, sehen sie ihre Vorgänger in
der Laufbahn des Genusses als Muster an,
denen sie mit verdoppelten Schritten, oder
vielmehr mit einem Sprunge, nacheilen wol¬
len, und diese unglückliche Nachahmung
stört sie in dem ruhigen Gange der ihnen
angeeigneten Entwicklung.
Dem physischen und klimatischen Naturell
der Holländer, wie ihrem besonnenen Ge¬
müthscharakter, ziemte die äuſserste Simpli¬
cität; ihre Kultur durfte sich nie von dieser
Grundlage entfernen; sie muſste lediglich dar¬
auf gerichtet seyn, dem Einfachen Eleganz
und Gröſse beizugesellen. Der bunte, klein¬
liche Luxus der Mode, der glatte Firniſs
herzloser Sitten, die wortreiche Leere der
Ideen des Tages, stehen ihnen wie erborgte
Kleider. Witz, Laune und Geist können
unsere Aufmerksamkeit von diesen Miſsver¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/457>, abgerufen am 22.11.2024.
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