Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

und selbst die freiwillige Ergebung des Vol¬
kes in den höchsten Willen der Aristokra¬
ten setzt eine schon früher an seinem Ver¬
stande verübte Gewaltthätigkeit voraus, ist
ein Beweis von gekränkter Menschenwürde
und verletztem Menschenrecht." Alle so
genannte Souverainitätsrechte, behaupten die
Demokraten ferner, sind ihrer Natur zufolge
allen Menschen unveräusserlich eigen, und jede
unwiderrufliche Übertragung derselben, wann
und wo sie auch erschlichen ward, ist nur
ein Kennzeichen von menschlicher Ohnmacht
und Unwissenheit. Diese beiden Eigenschaf¬
ten sind allerdings so allgemein durch unsere
Gattung verbreitet, dass sie gleichsam ihre
charakteristische Bezeichnung ausmachen und
allen Herrschern der Erde, statt des wirkli¬
chen Rechtes, welches sie nimmermehr er¬
weisen können, ein im verjährten Besitz und
in fortdauernder Schwäche der Völker ge¬

und selbst die freiwillige Ergebung des Vol¬
kes in den höchsten Willen der Aristokra¬
ten setzt eine schon früher an seinem Ver¬
stande verübte Gewaltthätigkeit voraus, ist
ein Beweis von gekränkter Menschenwürde
und verletztem Menschenrecht.‟ Alle so
genannte Souverainitätsrechte, behaupten die
Demokraten ferner, sind ihrer Natur zufolge
allen Menschen unveräuſserlich eigen, und jede
unwiderrufliche Übertragung derselben, wann
und wo sie auch erschlichen ward, ist nur
ein Kennzeichen von menschlicher Ohnmacht
und Unwissenheit. Diese beiden Eigenschaf¬
ten sind allerdings so allgemein durch unsere
Gattung verbreitet, daſs sie gleichsam ihre
charakteristische Bezeichnung ausmachen und
allen Herrschern der Erde, statt des wirkli¬
chen Rechtes, welches sie nimmermehr er¬
weisen können, ein im verjährten Besitz und
in fortdauernder Schwäche der Völker ge¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0046" n="40"/>
und selbst die freiwillige Ergebung des Vol¬<lb/>
kes in den höchsten Willen der Aristokra¬<lb/>
ten setzt eine schon früher an seinem Ver¬<lb/>
stande verübte Gewaltthätigkeit voraus, ist<lb/>
ein Beweis von gekränkter Menschenwürde<lb/>
und verletztem Menschenrecht.&#x201F; Alle so<lb/>
genannte Souverainitätsrechte, behaupten die<lb/>
Demokraten ferner, sind ihrer Natur zufolge<lb/>
allen Menschen unveräu&#x017F;serlich eigen, und jede<lb/>
unwiderrufliche Übertragung derselben, wann<lb/>
und wo sie auch erschlichen ward, ist nur<lb/>
ein Kennzeichen von menschlicher Ohnmacht<lb/>
und Unwissenheit. Diese beiden Eigenschaf¬<lb/>
ten sind allerdings so allgemein durch unsere<lb/>
Gattung verbreitet, da&#x017F;s sie gleichsam ihre<lb/>
charakteristische Bezeichnung ausmachen und<lb/>
allen Herrschern der Erde, statt des wirkli¬<lb/>
chen Rechtes, welches sie nimmermehr er¬<lb/>
weisen können, ein im verjährten Besitz und<lb/>
in fortdauernder Schwäche der Völker ge¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0046] und selbst die freiwillige Ergebung des Vol¬ kes in den höchsten Willen der Aristokra¬ ten setzt eine schon früher an seinem Ver¬ stande verübte Gewaltthätigkeit voraus, ist ein Beweis von gekränkter Menschenwürde und verletztem Menschenrecht.‟ Alle so genannte Souverainitätsrechte, behaupten die Demokraten ferner, sind ihrer Natur zufolge allen Menschen unveräuſserlich eigen, und jede unwiderrufliche Übertragung derselben, wann und wo sie auch erschlichen ward, ist nur ein Kennzeichen von menschlicher Ohnmacht und Unwissenheit. Diese beiden Eigenschaf¬ ten sind allerdings so allgemein durch unsere Gattung verbreitet, daſs sie gleichsam ihre charakteristische Bezeichnung ausmachen und allen Herrschern der Erde, statt des wirkli¬ chen Rechtes, welches sie nimmermehr er¬ weisen können, ein im verjährten Besitz und in fortdauernder Schwäche der Völker ge¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/46
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/46>, abgerufen am 23.11.2024.